MAN TGE Service Manual 105

MAN GUIDE 105
TGE - Das 6-Gang-Schaltgetriebe
Die Getriebewelt im MAN TGE
MAN hat das Anforderungsprofi l an die modernen Getriebe seiner Fahrzeuge deutlich verändert. Dies wurde erforderlich durch die innovativen Entwicklungen im Bereich der Kraftübertragung, wie beispielsweise durch das 6-Gang-Schaltgetriebe für den Frontantrieb und den Allradantrieb 4x4. Gleichzeitig mussten die Getriebe an die unterschiedlichen Motorvarianten und Einsatzbedingungen des MANTGE angepasst werden. Dies gilt besonders für die drehmomentstarken Motoren mit ihrer ausgeprägten Dynamik. Trotzdem standen als Entwicklungsziele nach wie vor die Verbrauchsreduzierung und Verminderung des CO
-Ausstoßes mit im Vordergrund.
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Technischer Stand April 2018
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INHALTSVERZEICHNIS
4 EINLEITUNG
8 SCHALTBETÄTIGUNG
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10 6-GANG-SCHALTGETRIEBE
19 ALLRADANTRIEB 4X4
24 GETRIEBEMANAGEMENT
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Der MAN TGE Guide vermittelt Grundlagen zu Konstruktion und Funktion für Sales und After Sales neuer Fahrzeug­modelle, neuen Fahrzeugkomponenten oder neuen Techniken. Der MAN TGE Guide ist kein Verkaufshandbuch und kein Reparaturleitfaden! Angegebene Werte dienen nur zum leich­teren Verständnis und beziehen sich auf den zum Zeitpunkt der Erstellung des MAN TGE Guide gültigen Datenstand. Die Inhalte werden nicht aktualisiert. Für die Kundenberatung sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten nutzen Sie bitte unbedingt die entsprechende techni­sche Literatur.
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Hinweis
Verweis
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EINLEITUNG
Die technischen Daten des 6-Gang-Schaltgetriebes
Hersteller Volkswagen AG
Getriebekennzeichnung MQ 500 0AX
Getriebemerkmale
Maximales Drehmoment 410 Nm
Spezifi kation Getriebeöl SAE 75 nach TL 52 527 A
Füllmenge Getriebeöl 2,5 Liter
Füllmenge Achsantrieb 1,0 Liter
Füllmenge Allradkupplung 1,0 Liter
Füllmenge Winkelgetriebe 0,86 Liter
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6-Gang-Schaltgetriebe mit vier Wellen und Seilzugbetätigung für Front- und Allradantrieb im Quereinbau
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Der Antriebsstrang im TGE
Bedingt durch das vielfältige Einsatzgebiet des TGE gibt es in seinem Antriebskonzept bei der Kraftübertragung mehrere Varianten. Das Spektrum reicht vom Frontantrieb mit 6-Gang-Schalt­getriebe bis zum Allradantrieb mit 8-Gang-Automatikgetriebe inklusive einer Allradkupplung der Generation5 und elektronischer Differenzialsperre.
Getriebe Motorisierung Antriebsart Allrad Differenzialsperre
6-Gang-Schaltgetriebe 0AX
8-Gang­Automatikgetriebe 09Q
2,0l-TDI mit 75kW Frontantrieb - nein
2,0l-TDI mit 103kW Front- und
Allradantrieb
2,0l-TDI mit 130kW Front- und
Allradantrieb
2,0l-TDI mit 103kW Frontantrieb nein
2,0l-TDI mit 130kW Front- und
Allradantrieb
Winkelgetriebe und Allradkupplung Generation 5
Winkelgetriebe und Allradkupplung Generation 5
Winkelgetriebe und Allradkupplung Generation5
elektr. Differenzialsperre (optional)
elektr. Differenzialsperre (optional)
elektr. Differenzialsperre (optional)
In diesem Heft werden Aufbau und Funktionsweise des 6-Gang-Schaltgetriebes mit seinen Komponenten für Front- und Allradantrieb vorgestellt.
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Die Hinterachsen des TGE
Frontantrieb
Radlagerung
Längsblattfeder Längsblattfeder
Hinterachskörper Radlagerung
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Im TGE mit Frontantrieb setzt als Basis eine starre Hinterachse mit Längsblattfedern und Stabilisator ein. Die Materialstärke der Hinterachse ist auf die höchste Nutzlast beim Crafter auslegt. Die verschiedenen Nutzlastvarianten und Aufbauten erfordern konstruktive
Vorteile einer Starrachse
keine Sturzänderung bei parallelem Einfedern
konstanter Sturz zur Straße bei Querneigung des Aufbaus
spurstabile, fl ache Bauweise bei nicht angetriebenen Achsen
Selbstlenkverhalten bei Kurvenfahrt
Anpassungen an den Blattfedern, Stabilisatoren und den Stoßdämpfern. Je nach Höhe des Karosserie­bodens werden zwei verschiedene Hinterachsen verbaut.
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Allradantrieb
Radlagerung
Starres Achsrohr
Ausgleichsgetriebe
Starres Hinterachsrohr
Allradkupplung
Radlagerung
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Beim TGE mit Allradantrieb setzt eine Starrachse mit Ausgleichsgetriebe und Allradkupplung der Generation 5 ein. Optional ist das Hinterachsgetriebe mit einer elektrisch zuschaltbaren Differenzialsperre für das Schalt- und Automatikgetriebe erhältlich. Das Achs-
getriebegehäuse ist achsmittig positioniert und aus Grauguss gefertigt. Die Achsrohre sind mit dem Aus­gleichsgetriebegehäuse verschweißt. Die Steckwellen sind massiv ausgeführt.
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SCHALTBETÄTIGUNG
Die äußere Schaltbetätigung
Schaltschema
Umlenkhebel
Schalthebel mit Zugring
Umlenkhebel
Seilzug „Schalten“
Seilzug „Wählen“
Im TGE setzt eine äußere Schaltbetätigung mit Zugring ein.
Aufbau und Funktionsweise
Die Schaltbetätigung besteht aus zwei Hauptbaugruppen:
dem Schalthebelgehäuse mit zwei Umlenkhebeln
dem Schalthebel mit Zugring
Die Lagerung des Schalthebels besteht aus vier Kunststoffführungen im Schalthebelgehäuse. Die Anbindung an das Getriebe erfolgt an den Umlenkhebeln über zwei Seilzüge:
den Seilzug „Wählen”
den Seilzug „Schalten”
Schalthebelgehäuse
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Die Anbindungspunkte an den Umlenkhebeln sind mit Kugelköpfen versehen, um eine hohe Beweglichkeit zu gewährleisten. Um den Schalthebel in der Mittel­stellung zu fi xieren, ist eine Schenkelfeder verbaut. Als Rückwärtsgangsperre wird ein System mit Zugring am
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Schalthebel verwendet. Für das Getriebe wurde eine Vier-Gassen-Schaltung nach dem bekannten H-Schaltprinzip gewählt, bei der der Rückwärtsgang vorn links liegt.
Die innere Schaltbetätigung
Schaltwelle
Schaltdeckel
Arretierhülse mit Schaltfi nger
Schaltgabel 5.Gang und 6.Gang
Schaltschwinge für den Rückwärtsgang
Schaltgabel 1. Gang und 2. Gang
Schaltgabel 3.Gang und 4.Gang
Die Schaltbewegungen werden durch die Schaltwelle in das Getriebe übermittelt.
Aufbau und Funktionsweise
Die Führung der Schaltwelle, erfolgt im Schaltdeckel gleit- und im Getriebegehäuse wälzgelagert. Je nach geschaltetem Gang greifen die Schaltfi nger der Schalt­welle in eine der Schaltgabeln für den 1. bis 6. Gang bzw. in die Schaltschwinge für den Rückwärtsgang ein und betätigt diese. Die Lagerung der Schaltgabeln
erfolgt als Gleitlagerung im Getriebegehäuse. Sie können somit zum Schalten eines Ganges axial ver­schoben werden. Der Rückwärtsgang wird über eine eigene Schaltschwinge geschaltet. Sie ist über einen Lagerbock am Getriebegehäuse verschraubt und schwenkt um eine gleitgelagerte Achse.
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Hinweis
Zum Einstellen der Seilzugschaltung fi nden Sie ausführliche Informationen im Reparaturleitfaden.
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6-GANG-SCHALTGETRIEBE
Der Getriebeaufbau im Überblick
Kupplungsgehäuse
Getriebegehäuse
Das 6-Gang-Schaltgetriebe 0AX im TGE gehört mit seinen 4 Wellen und einer Baulänge von 390mm zu den Kurzbaugetrieben. Dadurch ergeben sich erhebliche Platzvorteile für den Einbau von Motor und Getriebe. Das Gehäuse des Getriebes ist zweiteilig aufgebaut und besteht aus:
dem Getriebegehäuse
dem Kupplungsgehäuse
Beide Gehäuseteile sind aus einer Aluminium-Legierung gefertigt. Am Getriebegehäuse ist das Widerlager zur Befestigung der beiden Schaltzüge angeschraubt.
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Getriebeschema
Antriebswelle
Ausgleichsgetriebe
Triebwelle 2
3 5
6
44 1
3/2
5
6
Triebwelle 1 Triebwelle 3
R
R
1
2
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Im Getriebegehäuse sind die Schalträder zum Schalten der Gänge den Wellen folgendermaßen zugeordnet:
1. und 2. Gang auf der Triebwelle 1
3. und 4. Gang auf der Triebwelle 2
5. und 6. Gang auf der Antriebswelle
Rückwärtsgang auf der Triebwelle 3
Zur Geräuschoptimierung werden alle Laufverzahnun­gen der Gang- und Schalträder hartbearbeitet. Die Gänge 1 bis 3 besitzen eine 3-Konus-Synchronisie­rung. Der 4. Gang ist zweifach, der 5. und 6. Gang sind einfach synchronisiert. Der Rückwärtsgang ist mit einer 1-Konus-Gewinde-Synchronisierung versehen.
Das Drehmoment wird über die drei Triebwellen über­tragen, die ständig mit dem Zahnrad für Achsantrieb im Eingriff stehen. Dabei erfolgt der Drehmomentfl uss von der Antriebswelle über jeweils eine Triebwelle zum Ausgleichsgetriebe und dem Achsantrieb.
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Die Antriebswelle
Antriebswelle (massiv)
Zylinderrollenlager
Gangrad 4. Gang
Verzahnung 1. Gang
Verzahnung 2. und 3. Gang
Synchronkörper mit Schiebemuffe
Schaltrad 5. Gang
Rillenkugellager
Schaltrad 6. Gang
Lagerplatte
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Aufbau
Die Antriebswelle ist im Getriebegehäuse in einem Rillenkugellager und im Kupplungsgehäuse in einem Zylinderrollenlager gelagert. Die Lagerplatte des Rillenkugellagers ist mit vier Schrauben im Getriebegehäuse verschraubt, der Innenring mittels einer Zentralschraube fest mit der Antriebs­welle verbunden.
Auf der Triebwelle 1 sind die Schalträder für den 1. und 2. Gang als Losräder auf je einem Nadella­ger gelagert. Das Rückwärtsgangrad ist auf dem Schaltrad für den 1. Gang aufgeschweißt und sorgt somit für die Drehrichtungsumkehr, da es nicht kraftschlüssig mit der Triebwelle 1 verbunden ist. Das Abtriebsrad zum Ausgleichsgetriebe ist als Festrad Bestandteil der Triebwelle 1.
Synchronisation
Für die Schalträder dieser Welle kommt eine 3- Konus-Synchronisierung zum Einsatz. 3-Konus­Synchronisierung bedeutet, dass die Anzahl der Reibfl ächen durch Zwischenringe erweitert wird. Aufgrund dieser Anordnung kann somit ein höheres Reibmoment erzielt werden.
Der Synchronkörper für den 1. und 2. Gang ist über eine Steckverzahnung fest mit der Triebwelle verbunden.
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Die Triebwelle 1
Schaltrad 1. GangAbtriebsrad zum Ausgleichsgetriebe
Kegelrollenlager
Nadellager
Rückwärtsgangrad
Schaltrad 2. Gang
Kegelrollenlager
Triebwelle 1 (hohlgebohrt)
Nadellager
Synchronkörper mit Schiebemuffe
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Aufbau
Die Triebwelle 1 ist mit je einem Kegelrollenlager im Getriebegehäuse und im Kupplungsgehäuse gelagert. Zur Ölversorgung ist die Triebwelle hohlgebohrt. Durch diese Bohrung wird außerdem eine Gewichtsreduzierung erreicht.
Auf der Triebwelle 1 sind die Schalträder für den 1. und 2. Gang als Losräder auf je einem Nadella­ger gelagert. Das Rückwärtsgangrad ist auf dem Schaltrad für den 1. Gang aufgeschweißt und sorgt somit für die Drehrichtungsumkehr, da es nicht kraftschlüssig mit der Triebwelle 1 verbunden ist. Das Abtriebsrad zum Ausgleichsgetriebe ist als Festrad Bestandteil der Triebwelle 1.
Synchronisation
Für die Schalträder dieser Welle kommt eine 3- Konus-Synchronisierung zum Einsatz. 3-Konus­Synchronisierung bedeutet, dass die Anzahl der Reibfl ächen durch Zwischenringe erweitert wird. Aufgrund dieser Anordnung kann somit ein höheres Reibmoment erzielt werden.
Der Synchronkörper für den 1. und 2. Gang ist über eine Steckverzahnung fest mit der Triebwelle verbunden.
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Die Triebwelle 2
Kegelrollenlager
Abtriebsrad zum
Ausgleichsgetriebe
Schaltrad 4. Gang Schaltrad 3. Gang
Nadellager
Synchronkörper mit Schiebemuffe
Nadellager
Gangrad 5. Gang
Triebwelle 2 (hohlgebohrt)
Gangrad 6. Gang
Kegelrollenlager
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Aufbau
Die Triebwelle 2 ist mit je einem Kegelrollenlager im Getriebegehäuse und im Kupplungsgehäuse gelagert. Zur Gewichtsreduzierung ist diese Triebwelle hohlgebohrt.
Auf der Triebwelle2 sind die Schalträder für den 3. und 4.Gang als Losräder auf je einem Nadella­ger gelagert. Die Gangräder für Gang5 und6 sind als Festräder auf der Triebwelle aufgeschrumpft. Das Abtriebsrad zum Ausgleichsgetriebe ist fester Bestandteil der Triebwelle 2.
Synchronisation
Für das Schaltrad des 3.Ganges kommt eine 3-Konus-Synchronisierung und für das Schaltrad des 4.Ganges eine 2-Konus-Synchronisierung zum Einsatz. 2- Konus-Synchronisierung bedeutet, dass der Synchronring und das zugeordnete Schaltrad über zwei Reibfl ächen (Reibkonen) verfügen und sich somit eine größere Gesamtreibfl äche ergibt.
Der Synchronkörper für den 3. und 4. Gang ist über eine Steckverzahnung fest mit der Triebwelle2 verbunden.
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Die Triebwelle 3
Abtriebsrad zum
Ausgleichsgetriebe
Schaltrad RückwärtsgangKegelrollenlager
Synchronkörper mit Schiebemuffe
Kegelrollenlager
Zylinderrollenlager
Nadellager
Aufbau
Die Abtriebswelle 3 ist mit je einem Kegelrollenlager im Getriebegehäuse und im Kupplungsge­häuse gelagert. Zur Ölversorgung und Gewichtsreduktion ist die Welle ebenfalls hohlgebohrt.
Auf der Abtriebswelle3 befi nden sich nur das Schaltrad und die Schiebemuffe für den Rückwärts­gang. Das Schaltrad ist auf einem Nadellager gelagert. Auch das Abtriebsrad der Triebwelle3 zum Ausgleichsgetriebe ist fester Bestandteil der Welle.
Synchronisation
Für das Schaltrad kommt eine 1-Konus-Synchronisierung zum Einsatz. 1-Konus-Synchronisierung bedeutet, dass der Synchronring und das Schaltrad über nur eine Reibfl äche (Reibkonus) verfügen.
Der Synchronkörper für den Rückwärtsgang ist über eine Innensteckverzahnung fest mit der Abtriebswelle verbunden.
Triebwelle 3 (hohlgebohrt)
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Die Funktionsweise der Synchronisation
Aufbau
Synchronisationselemente und ihre Bestandteile übernehmen beim Schaltvorgang die Anpassung der Drehzahl zwischen Triebwelle und Schaltrad und die formschlüssige Kopplung beider Bauteile. Eine Koppelung ist nur möglich, wenn die Drehzahlen übereinstimmen. Dieser Vorgang wird als Synchronisieren bezeichnet.
Aufbau
1-Konus-, 2-Konus- und 3-Konus-Synchronisationen sind prinzipiell gleich aufgebaut. Der Unter­schied liegt in der Anzahl der Reibkonen zwischen Synchronring und Schaltrad und damit in der Gesamtgröße der Reibfl äche. Um den Reibwert zu erhöhen, werden die Synchronringe mit einer Carbonbeschichtung versehen. Ein Synchronisationselement besteht aus:
der Schiebemuffe
dem Synchronkörper
dem Synchronring außen
dem Synchronring innen
dem Zwischenring
den drei Sperrstücken
der Sperrstückfeder
Schiebemuffe
Sperrstück
Synchronkörper
Zwischenring
Sperrstück
Synchronring (innen)
Sperrstückfeder
Synchronring (außen)
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Schaltrad mit Reibkonus und Kupplungsverzahnung
Ablauf der Synchronisation
Bei der Synchronisation wird zwischen zwei Stellungen des Synchronisationselementes unterschieden:
der Sperrausgangs- bzw. Synchronisierungsstellung
der Schaltstellung
Schiebemuffe
Synchronring (außen)
Sperrausgangs- bzw. Synchronisierungsstellung
Beim Schalten wird die Schiebemuffe aus der neutralen Mittellage in Richtung des zu schaltenden Schaltrades verschoben und nimmt dabei die Sperrstücke mit. Diese drücken den Synchronring gemein­sam mit dem Zwischenring und dem inneren Synchronring in Rich-
Rotations­geschwin­digkeit hoch
Rotations­geschwin­digkeit niedrig
tung Schaltrad. Solange sich die Schiebemuffe und das Schaltrad nicht mit gleicher Drehzahl drehen, entstehen Reibmomente, die den äußeren Synchronring so weit verdrehen, bis dieser mit seinen Erhe­bungen seitlich an den Aussparungen des Synchronkörpers anliegt. Die Zahndächer der Innenverzahnung der Schiebemuffe liegen dabei an den Schrägen der Sperrzähne des Synchronringes an und sperren so die Schiebemuffe gegen ein weiteres axiales Verschieben. Die
Synchronkörper
Schaltrad mit Reibkonus und Kupplungsverzahnung
Reibmomente bewirken außerdem ein Abbremsen bzw. Beschleuni­gen des Schaltrades bis dessen Drehzahl mit der der Triebwelle übereinstimmt.
Sperrung der Schiebemuffe ist aufgehoben.
Rotations­geschwin­digkeit gleich
Verzahnungen von Synchronkörper, Schiebemuffe, Synchronring (außen) und Schaltrad greifen ineinander
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Rotations­geschwin­digkeit gleich
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Schaltstellung
Sobald die Drehzahlen übereinstimmen, entstehen keine Reibmo­mente mehr, die die Schiebemuffe gegen ein weiteres axiales Ver­schieben sperren. Der äußere Synchronring wird nun von den Zahn­dächern der Innenverzahnung der Schiebemuffe so verdreht, bis sie in die Kupplungsverzahnung des Schaltrades geschoben werden kann. Damit ist der Kraftfl uss zwischen Triebwelle und Schaltrad hergestellt.
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Das Ausgleichsgetriebe
Verzahnung zu den Triebwellen
Kegelrollenlager
Schaftkegelrad mit Innenverzahnung zum Radantrieb
Radialwellendichtung
Schaftkegelrad mit Innenverzahnung zum Radantrieb
Kegelrollenlager
Differenzial
Ausgleichsgetriebegehäuse
Äußerer Aufbau
Die Lagerung des Ausgleichsgetriebes erfolgt mit Kegelrollenlagern im Getriebegehäuse. Das Zahnrad für den Achsantrieb ist mit dem Ausgleichsgetriebegehäuse verschraubt und mit den drei Triebwellen ständig im Eingriff. Die Abdichtung der Flanschwellen nach außen erfolgt beim Frontan­trieb mit zwei baugleichen Radialwellen-Dichtringen. Beim Allradantrieb ist die Abdichtung der Flanschwelle auf der rechten Seite durch einen geänderten Radialwellendichtring ausgeführt worden.
Innerer Aufbau
Das 6-Gang-Schaltgetriebe kann für den Front- als auch Allradantrieb eingesetzt werden. Der Achsantrieb für die Vorderräder wird dabei von der Innensteckverzahnung der beiden Schaftkegel­räder durch die Antriebswelle zum Rad geführt. Bei Einsatz des Allradantriebes kommt ein separa­tes Winkelgetriebe zum Einsatz, welches zur Kraftübertragung über eine zusätzliche Steckverzah­nung verfügt.
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ALLRADANTRIEB 4X4
Der Allradantrieb im Überblick
Hinterachsantrieb mit elektronischer Differenzialsperre
Allradkupplung (Generation 5)
Hinterachskörper mit Antriebswellen
6-Gang-Schaltgetriebe
Kardanwelle
Winkelgetriebe
Der Allradantrieb 4x4 des TGE besteht zusätzlich zum 6-Gang-Schaltgetriebe aus den folgenden Komponenten:
dem Winkelgetriebe
der Allradkupplung (Generation 5)
der Kardanwelle
dem Hinterachsantrieb
der elektronischen Differenzialsperre
den Antriebswellen der Hinterräder
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Hinweis
Das 6-Gang-Schaltgetriebe und das 8-Gang-Automatikgetriebe für den Querverbau, sind für ein Allradkonzept in Verbindung mit einem Winkeltrieb und einer Allradkupplung vorgesehen.
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Das Winkelgetriebe
Winkelgetriebe
Das Winkelgetriebe bildet mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe eine Baueinheit. An das Ausgleichs­getriebe schließt der Winkeltrieb an, über den das Antriebsmoment zur Hinterachse weitergeleitet wird.
Aufbau und Funktionsweise
Kardanwelle
Schaltkegelrad
Der Antrieb des Winkelgetriebes erfolgt über eine Hohlwelle mit Innenverzahnung. Diese Innenverzah­nung greift in die Außenverzahnung der Abtriebswelle des Ausgleichsgetriebes. Von der Verzahnung der Hohlwelle wird das Antriebsmoment auf eine Zwi­schenwelle mit Kopfkegelrad übertragen. Das Kopf­kegelrad greift in das Schaltkegelrad der Kardanwelle und lenkt den Kraftfl uss zum Hinterachsantrieb.
Zwischenwelle mit Kopfkegelrad
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Antriebswelle rechts Hohlwelle mit Verzahnung
Die Allradkupplung
Allradkupplung (Generation 5)
Im TGE mit Allradantrieb wird eine Allradkupplung der Generation 5 verbaut. Durch die Allradkupp­lung wird die Größe des Antriebsmomentes zur Hinterachse gesteuert. Sie leitet je nach Öffnungs­grad das erforderliche Antriebsmoment an die Hinterachse.
Technische Merkmale
Motordrehmomente bis max. 380 Nm
übertragbares Drehmoment an der Hinterachse bis max. 4900 Nm
elektro-hydraulisch gesteuerte Lamellenkupplung
permanent angesteuerte Pumpe für Allradkupplung V181
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Hinweis
Der Ölwechsel erfolgt alle 3 Jahre, ohne Kilometerbeschränkungen. Auf die Verwendung der richtigen Öleinfüll- und Ölablassschraube achten! Weitere Informationen fi nden Sie im Reparaturleitfaden.
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Aufbau
Steuergerät für Allradantrieb J492
Gehäuse
Ölhülse
Antriebsnabe
Anlaufscheibe
Antriebsfl ansch
Axialnadellager
Tellerfeder Pumpe für Allradkupplung
Arbeitskolben mit Dichtring
Lamellenpaket
Kupplungskorb
Gegenüber der Generation 4 sind bei der Entwicklung der Allradkupplung der Generation 5 Bau­teile angepasst bzw. hinzugefügt worden. Andere Bauteile der Allradkupplung der Generation 4 sind dafür entfallen.
Neue Bauteile
das Überdruckventil
die Ölhülse
Axialnadellager
Rollenlager
V181
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Überarbeitete Bauteile
die Pumpe für Allradkupplung V181
das Steuergerät für Allradantrieb J492
das Gehäuse
Entfallene Bauteile
der Akkumulator
der Ölfi lter
das Ventil für Steuerung des Öffnungsgrades der Kupplung N373
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Der Achsantrieb
Antriebskegelrad
Achskegelrad
Tellerrad mit Hypoidverzahnung
Das Hinterachsgetriebe besteht aus einem Antriebskegelrad und einem Tellerrad mit einer Hypoid­verzahnung. Bei einer Hypoidverzahnung sind die Achsen von Antriebs- und Tellerrad versetzt angeordnet. Durch diese Art der Verzahnung erhöhen sich Laufruhe und Belastbarkeit bei verrin­gertem Platzbedarf. Der Differenzialausgleich wird mithilfe von Achskegelrädern erreicht.
Die Position des Trieblings zum Tellerrad wird über eine Einstellscheibe vor dem inneren Lager des Trieblings festgelegt. Die Lagervorspannung erfolgt über eine Stauchhülse. Das Flankenspiel zwi­schen Antriebskegelrad und Tellerrad bestimmen zwei Einstellscheiben im Differenzialgehäuse. Neben den allgemeinen Vorteilen der Hypoidverzahnung wird die Flächenpressung an der Verzah­nung von Antriebskegelrad und Tellerrad reduziert.
Das Hinterachsgetriebe wird in nur einer Übersetzung mit l=2,47 gefertigt.
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Hinweis
Die elektronische Differenzialsperre ist im Achsantrieb integriert. Weitere Informationen zu Aufbau und Funktions­weise der elektronischen Differenzialsperre fi nden Sie im Kapitel Getriebemanagement.
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GETRIEBEMANAGEMENT
Die elektronische Differenzialsperre
Sie wird über den Taster für Differenzialsperre hinten E121 aktiviert. Die Statusanzeige erfolgt im Schalttafeleinsatz. Bei eingeschalteter Differenzialsperre bleiben ESP und ABS weiterhin aktiv.
Systemübersicht
Taster für Differenzial­sperre hinten E121
Steuergerät für Differenzialsperre J187
Steuermagnet N5
Hallgeber 1 für Quersperre G460
Aufbau
Der Aktuator ist der Steuermagnet N5. Sein Gehäuse ist über Haltelaschen drehfest am Achsgehäuse befestigt. Die Druckplatte und die Schaltklaue sind ebenfalls drehfest mit dem Differenzialgehäuse verbun­den. Am Steuermagnet N5 ist der Hallgeber 1 für Quersperre G460 verbaut. Die Steuerung der Differen­zialsperre erfolgt über das im CAN-Datenbus Antrieb eingebundene Steuergerät für Differenzialsperre J187. Es ist direkt mit dem Gehäuse der Allradkupplung verschraubt.
Haltelasche
Steuermagnet N5
Achsgehäuse
Kombiprozessor im Schalttafeleinsatz J218
Kontrollleuchte für Quersperre hinten K276
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Hallgeber 1 für Quersperre G460
Achskegelrad mit Sperrverzahnung
Schaltklaue
Druckplatte
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Hinweis
Zur Durchführung von Instandsetzungsarbeiten an der Differenzialsperre muss das Achsgetriebe teilweise demon­tiert werden. Dazu sind Mess- und Einstellarbeiten erforderlich. Beispielsweise muss das Steuergerät für Differenzial­sperre auf den Hallgeber 1 für Quersperre mit dem VAS-Diagnosetester angepasst werden. Vollständige Hinweise zu Instandsetzungsarbeiten erhalten Sie im Reparaturleitfaden.
Funktionsweise
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m105_027
Druckplatte
Steuermagnet N5
Achskegelrad mit Sperrverzahnung
Schaltklaue
Hallgeber 1 für Quersperre G460
Achskegelrad ist gesperrt
Mit Einschalten der Differenzialsperre wird die Magnet­spule des Steuermagneten N5 vom Steuergerät für Differenzialsperre J187 bestromt. Der Steuermagnet rückt aus und drückt über einen Metallring und die Druckplatte auf die Schaltklaue. Die Schaltklaue greift in die Sperrverzahnung des Achskegelrads ein und blockiert dieses.
Das Achskegelrad ist nun drehfest mit dem Differenzial gehäuse verbunden und das Differenzial ist gesperrt. Um eine unzulässig hohe Erwärmung des Steuermagneten zu vermeiden, wird die Magnetspule pulsweitenmoduliert bestromt. Zur Ansteuerung verar­beitet das Steuergerät die Signale des Hallgebers 1 für Quersperre G460. Dieser Positionssensor arbeitet nach dem Hallprinzip. Er erfasst die aktuelle Position des Steuermagneten bzw. dessen Druckplatte. Das Steuergerät für Differenzialsperre J187 unterscheidet anhand dieser Signale zwischen den Positionen „geöff­net”, „betätigt” und „Zahn-auf-Zahn-Stellung”. Für die gesamte Zeitdauer der Aktivierung muss der Steuer­magnet bestromt werden.
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Druckplatte
Schaltklaue
Achskegelrad ist entsperrt
Rückstellfeder
Mit Ausschalten der Differenzialsperre wird die Schalt­klaue über die Rückstellfeder in ihre Ruheposition zurückgestellt.
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Weitere Sensoren
Der Geber für Fahrtenschreiber G75
Bei Einsatz des Getriebes in einem Fahrzeug mit Fahrtenschreiber wird am Ausgleichsgetriebe zusätz­lich der Geber für Fahrtenschreiber G75 verbaut. Der Geber wird von außen in einer Bohrung des Kupp­lungsgehäuses montiert.
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Aufbau und Funktionsweise
Bei Ausstattung des TGE 2017 mit Fahrtenschreiber erhält das Ausgleichsgetriebe ein Impulsgeberrad als Teil seines Gehäuses. Dieses Geberrad wird vom Geber für Fahrtenschreiber nach dem Hall-Prinzip abgetastet. Zur Auswertung überträgt der Geber die Signale an den Fahrtenschreiber G24.
Geber für Fahrtenschreiber G75
Impulsgeberrad
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Hinweis
Die serienmäßige Ausstattung erfolgt ohne den Sensorring und Geber für Fahrtenschreiber G75. Eine Nachrüstung ist nicht möglich.
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MAN Truck & Bus AG
MAN Academy Dachauer Straße 667 80976 München www.mantruckandbus.com
MAN Truck & Bus – Ein Unternehmen der MAN Gruppe
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