Wie diese Verfahren im einzelnen arbeiten,
haben wir in einem separaten Grundlagenartikel in diesem Heft ab Seite 52 dargestellt.
Das Real-World-Labs-Testszenario
Wir wollten wissen, wie gut Queuing-Mechanismen heute in aktuellen LAN-Switches arbeiten
und ob es mit ihnen möglich ist, die gewünschte Policy zu realisieren. Aus diesem Grund haben wir sechs Class-of-Service-fähige LANSwitches einer umfangreichen Testprozedur unterzogen. Um unseren Test wie gewohnt im Vorfeld sauber zu strukturieren, haben wir zur Definition unserer Test-Spezifikation, die wir an alle einschlägigen Hersteller gesandt haben, wieder auf unser Modellunternehmen HighFair zurückgegriffen.
Das Modellunternehmen HighFair möchte
neben den klassischen Datenapplikationen und
Vo ice-over-IP weitere Real-Time-Applikationen
in ihr Unternehmensnetz integrieren. Ein geeigneter Vergleichstest sollte evaluieren, welche
Switches für diese Aufgaben auch unter entsprechender Last geeignet sind. Dabei sollten verschiedene CoS-Queuing-Mechanismen, wie
Strict-Priority-Queuing, Weighted-FairQueuing oder Weighted-Round-Robin, auf ihre
Eignung für das geplante Szenario untersucht
werden.
Folgende Dienste sollen im LAN integriert
werden:
Videokonferenzen (Video-over-IP, bidirektio-
nal, unicast),
Videodistribution (Multicast-Betrieb),
Vo ice-over-IP (Call-Center),
SAP-Anwendungsdaten sowie
übrige Datenanwendungen und Updates.
Um die möglichst absolute Störungsfreiheit
der Kommunikations- und Arbeitsprozesse im
Unternehmen zu garantieren, ist eine vierstufige
Daten-Priorisierung sowie eine intelligente
Queuing-Policy erforderlich. Gefordert ist für
die LAN-Switches neben der Datenpriorisierung
ein intelligentes Bandbreitenmanagement, das
es ermöglicht, von vorneherein eine Überlastung des Backbones zu vermeiden. Daraus ergaben sich folgende Anforderungen an die Teststellungen:
Layer-3-Gigabit-Ethernet-Switch,
mindestens 20 Gigabit-Ethernet-Kupfer-Ports
(RJ45-Stecker),
Datenpriorisierung nach IEEE 802.1p/Q auf
Layer-2,
Diffserv-Datenpriorisierung nach RFC 2474
oder
Ty pe-of-Service-Datenpriorisierung nach
RFC 791 und/oder 1349 auf Layer-3,
mindestens zwei CoS-Queuing-Mechanismen, wie Strict-Prioriry-Queuing, WeightedFair-Queuing oder Weighted-Round-Robin, die
softwareseitig konfiguriert werden können, sowie
Multicast-Funktionalität (IGMP-Snooping).
Als Testverfahren haben wir Messungen
nach RFC 2544 (Many-to-One) festgelegt, die
die Parameter Performance, Packet-Loss, Latency und Jitter ermitteln. Analysiert wird dann das
unterschiedliche Verhalten der Systeme in den
verschiedenen CoS-Queuing-Modi.
Unsere Testspezifikation haben wir an die
einschlägigen Hersteller geschickt und diese eingeladen, an unserem Vergleichstest in unseren
Real-World Labs an der FH Stralsund teilzunehmen. Auf den Herbstmessen Systems und Exponet haben wir dann den einschlägigen Herstellern unser Testprojekt erläutert. Neben Allied
Te lesyn, Dell, D-Link, Extreme Networks,
Hewlett-Packard und SMC waren auch Cisco,
Huawei und Nortel an einer Teilnahme interessiert. Als dann nach fast dreimonatiger Vorlaufphase unsere Testtermine anstanden, sah sich
Nortel nicht in der Lage, eine Teststellung zur
Ve rfügung zu stellen. Und auch Cisco hat wegen
»mangelnder Ressourcen« ihre Teilnahme abgesagt. Der chinesische Hersteller Huawei,der sich
gerade anschickt den europäischen Markt zu erobern, sah sich auch nicht in der Lage, unseren
Test zu unterstützen. Begründung: Auf Grund
des Chinesischen Neujahrfestes ist eine ausreichende Unterstützung der Tests momentan leider nicht gewährleistet, da zeitgleich so viele
Kundenanfragen und Tests durchgeführt werden müssen. Das Feld der Gigabit-EthernetSwitches bildeten schließlich Allied Telesyns
»AT-9924T«, Dells »PowerConnect 6024«, DLinks »DXS-3350SR«, Extreme Networks »Summit 400-48T«, HPs »ProCurve Switch 5308x«
und SMCs »TigerSwitch 8648T«. Im vorliegenden Artikel stellen wir die Messergebnisse mit
Strict-Priority-Queuing und mit Bandbreitenmanagement dar. In einer der nächsten Ausga-
ben von Network Computing berichten wir
dann, wie sich die Systeme in Bezug auf Multicast-Funktionalität und Stray-Frames verhalten
haben.
Die Gigabit-Ethernet-Switches im Test
Messtechnisch sind die einzelnen CoS-QueuingVe rfahren zum Teil schlecht auseinander zu halten, da sie unter entsprechenden Lasten zu einem ähnlichen Verhalten der Systeme führen.
Dieser Fakt ist aber auch nicht weiter problematisch, da für einen möglichst störungsfreien
Netzwerkbetrieb das konkrete Switching-Verhalten der Systeme und nicht die dahinter stehenden Mechanismen und Theorien entscheidend sind. Konkret haben wir zwei Policies isoliert und messtechnisch untersucht. Zunächst
sollten die Switches eine Strict-Priority-Policy
umsetzen. Hier kam es vor allem darauf an, dass
die Daten der höchsten Priorität unter allen
Umständen weitergeleitet werden sollten. Als
zweites Testszenario haben wir dann mit Bandbreitenmanagement gearbeitet. Hier sollten die
Systeme den Datenströmen aller vier Prioritäten
Maximalbandbreiten garantieren, um einem
Zusammenbruch der Anwendungen niedrigerer
Prioritäten bei Überlast vorzubeugen.
Aus den Ergebnissen von PerformanceMessungen wie den von uns durchgeführten ist
gut zu erkennen, ob, und wenn ja, in welchem
Bereich, das jeweilige System Schwierigkeiten
hat. Arbeitet der so belastete Switch korrekt,
muss er in allen Fällen gemäß den »Classof-Service-Regeln« die niedrig priorisierten
Daten zugunsten der höher priorisierten
verwerfen. Ein Datenverlust in der höchsten
Priorität dürfte bei allen unseren Strict-PriorityTests theoretisch nicht vorkommen, nur so
würde der jeweilige Switch die fehlerfreie Übertragung der am höchsten priorisierten Echtzeitapplikation, beispielsweise einer Video-Konferenz, garantieren.
Für die Switches sind pro Zeiteinheit um so
mehr Header-Informationen auszuwerten, um
so kleiner die einzelnen Datenrahmen sind. Ein
Switch wird also zuerst Probleme mit 64-ByteDatenströmen bekommen, wenn er bei der internen Verarbeitungsgeschwindigkeit an seine
Grenzen stößt. Bei großen Datenrahmen können
je nach Design dagegen schneller Probleme mit
dem Speichermanagement beziehungsweise mit
der Größe des überhaupt verfügbaren Pufferspeichers entstehen.
Strict-Priority-Switching
In unserem Gigabit-Ethernet-Switch-Test haben
wir ausschließlich die Gigabit-Ethernet-Ports der
Systeme im Test eingesetzt.
Test-Setup
Gigabit-Ethernet vs. Gigabit-Ethernet
Smartbits
Lastgenerator/Analysator
Switch im Test
16 x Gigabit-Ethernet
4 x Gigabit-Ethernet