Access VIRUS RACK User Manual [de]

©2000, 2001 Access Music GmbH, Fulda. Virus™ ist ein eingetragenes W arenzeichen der
Access Music Electronics GmbH. Alle anderen Warenzeichen gehören ihren jeweiligen
Besitzern. Wir behalten uns technische Änderungen vor.
Geschrieben von Christoph Kemper, Uwe G. Hönig, Wiland Samolak
Guido Kirsch and Marc Schlaile.
Grafik und DTP: Babylonwaves Media.
http://www.access-music.de
info@access-music.de

Der Inhalt

2
KAPITEL
Allgemeine Sicherheitshinweise
- Aufstellung 6
- Anschluß 7
- Betrieb 7
- Speicher Batterie 8
- Pflege 8
- Bestimmungsgemäße Verwendung 8
Vorwort
Einführung
Der Virus 14
- Die Verkabelung 15
- Einschalten des Virus 15
- Anhören der Werksklänge 16
- Anhören der Programmkombinationen 17
- Mein erstes Klangprogramm 17
Die Lautstärkehüllkurve 19 Das erste Filter 22 Filter Modulationen 24 Die Saturation stufe 27 Das zweite Filter 28 Filter Routing 31 Der erste Oszillator 33 Der zweite Oszillator 36 Der Mixer-Bereich 38 Die LFOs 39
- Der LFO 1 40
- Die Modulationsziele 40
Der LFO 2 43 Lautstärke und Panorama 44
- Lautstärke und Panoramaposition 44
Die Anschlagsdynamik 45 Der Unison Mode 46 Der Chorus/Flanger-Effekt 47 Der Delay-Effekt 48 Was Sie noch nicht wissen 49
Konzept und Handhabung
Die Betriebsarten 52 Der Multi-Single Mode 54 Die Edit-buffer 56
Bedienung
Parameterwahl und Dateneingabe 58 Reglerwert Darstellung 62
Rund um’s Speichern
Speichern (Store) 64 Vergleichen (Compare) 66
Modmatrix und Definable-Regler
Modulationen (assign) 68 Die Definable-Regler 69
Taktgenerator und Midi-Clock
Taktgenerator und Midi-Clock 72
Die Effekt-Sektion
Die Effektsektion 74
Die Audio-Eingänge
Die Audio-Eingänge 76
- OSC Volume / Input 77
- Input Global Einstellung 78
- Input Aussteuerungsanzeige 78
Audio-Routing
Die Audio-Ausgänge 80
Kategorien
Sounds in Kategorien 82
Random Patch Generator
Zufallssounds 84
Weitere Funktionen
Weitere Funktionen 88
- Panic Funktion 88
- Vorhören ohne Tastertur (Audition Funktion) 88
- Reset des Virus 89
ACCESS VIRUS RACK
3
Die Parameter
OSC Sektion (Encoder) 92
- Oszillator 1 93
- Oszillator 2 93
OSC Sektion (Menü) 94
- Oszillator 1 94
- Oszillator 2 95
- Oszillatoren 96
- Sub Oszillator 97
- Ringmodulator 98
- Noise/Rauschen 98
Filter Sektion (Encoder) 99 Filter Sektion/Menü 100
- Filter 1 100
- Filter 2 101
- Die Filter 102
Envelope Sektion (Encoder) 105
- Filter Hüllkurve 105
- Amplifier Hüllkurve 106
LFO Sektion (Encoder) 108
- LFO 1 108
- LFO 2 110
- LFO 3 110
LFO Sektion (Menü) 111
- LFO 2 112
- LFO 3 113
EFX Sektion 115 EFX Sektion/Encoder 116
- Chorus 116
- Reverb 117
- Delay 119
- Input 120
- Vocoder 123
- Analog Boost 123
EFX Section/Menü 124
- Chorus 124
- Delay/Reverb 125
Edit Sektion/Encoder 130 Edit Sektion/Menü 131
- Common 131
- Unison 134
- Punch 135
- Assign 135
- Velocity 138
Arpeggiator& Ctrl Sektion ( Encoder) 140 Arpeggiator& Control Sektion (Menü) 142
- Arpeggiator 143
- Random Patch Generator 145
- Definable 1 + 2 146
MIDI 148
- Midi Dump TX 148
- Midi Dump RX 149
System 153 Multimode Parameter 155
Der Vocoder des Virus
Vocoder 162
- Die Modulatorbank 163
- Die Envelope Follower 163
- Die Carrierbank 163
Die Parameter des Virus-Vocoders 164 Anmerkungen zum Vocoder 167
Im Sequenzer-Verbund
Parametersteuerung über MIDI 170 Organisatorisches 171 MIDI-Parametersteuerung 173 Anmerkungen zur Parameterglättung 174 Tücken bei der Parametersteuerung 176 Dump (Der Sound im Song) 177
Tipps, Tricks und Spezialitäten
Tipps und Tricks 180
- Multi Single Mode 180
- Value-Tasten 181
Alles über Eingänge 182
- Audio-Eingänge und Audio-Routing 182
- OSC Volume / Input 182
- Input Aussteuerungsanzeige 183
Über die Effekte 184
- Delay/Reverb Effectsend 184
- Der Virus als Effektgerät 184
Oszillatoren 185
- Pulsweitenmodulation 185
- Oszillator-Sync/FM 186
Filter 187
- 24-dB-Filter-Variationen 187
- Filter Balance 187
- Filter-Routing: Split 188
Gesättigtes und Gezerrtes: Saturation 189
- Saturation & OSC Vol 189
- Saturation Curve: Shaper 189
LFOs 190
- LFO Env Mode 190
- LFO Mode 191
- LFO Trig Phase 191
- Externer LFO-Trigger 192
- Filter Gain 192
4
KAPITEL
Lautstärkeregelung 193
- Patch Volume 193
- Part Volume 193
- Channel Volume 193
Assign und die Definable-Regler 194 Arpeggiator 195 MIDI 196
- MIDI Dump RX 196
- Expression Controller 197
- Bank/Program Change über SysEx 197
- Priority 198
Das Betriebssystem (OS) 200
- Einladen eines Betriebsystem-Updates 200
- Überspielen des Betriebssystems 201
- Betriebssystem Updates 201
Appendix
System Exclusive Data 204
- System Exclusive Implementation 204
- Control Change message (only Page A) 205
- Polyphonic Pressure message (only Page B) 206
- System-Exclusive-Message 206
- SysEx Parameterchange 206
- Single Dump 207
- Multi Dump 207
- Single Request 208
- Multi Request 208
- Single Bank Request 208
- Multi Bank Request 209
- Arrangement Request 209
- Global Request 209
- Total Request 209
- Controller Dump Request 209
MIDI Implementation Chart 210 FCC Information (U.S.A) 212 FCC Information (CANADA) 214 Other Standards (Rest of World) 216 Declaration of Conformity 218 Garantie Bestimmung 220 Warranty 222
ACCESS VIRUS RACK
5
6
KAPITEL 2
Allgemeine Sicherheitshinweise
s
Lesen Sie die nachstehenden Sicher-
heitshinweise sorgfältig!
Aufstellung
Sie erhalten einige grundsätzliche Regeln für den Umgang mit elektrischen Geräten. Lesen Sie bitte alle Hinweise, bevor Sie das Gerät in Betrieb nehmen.
Betreiben Sie das Gerät nur in
geschlossenen Räumen.
Betreiben Sie das Gerät niemals in
feuchter Umgebung,
Betreiben Sie das Gerät nicht in extrem
staubigen oder schmutzigen Umgebun­gen.
Achten Sie auf ungehinderte Luftzu-
fuhr zu allen Seiten des Gerätes. Dies gilt insbesondere bei der Rack-montage.
Stellen Sie das Gerät nicht in unmittel-
barer Umgebung von Wärmequellen wie z.B. Heizkörpern auf.
Setzen Sie das Gerät keiner direkten
Sonneneinstrahlung aus.
Setzen Sie das Gerät keinen starken
Vibrationen aus.
ACCESS VIRUS RACK
7
Anschluß
Verwenden Sie auschließlich das zum
Lieferumfang gehörende Steckernetz­teil.
Betreiben Sie das Gerät nur an einer
vorschriftsmäßig geerdeten Steckdose.
Verändern Sie niemals den mitgeliefer-
ten Netzstecker. Falls dieser nicht in die vorhandene Steckdose passt, wenden Sie sich an einen qualifizierten Elektriker.
Ziehen Sie den Netzstecker aus der
Steckdose, wenn Sie das Gerät über einen längeren Zeitraum nicht benutzen.
Fassen Sie den Netzstecker niemals mit
nassen Händen an.
Ziehen Sie beim Ausstecken immer am
Stecker und nicht am Kabel.
Betrieb
Stellen Sie keinerlei Behälter mit Flüs-
sigkeiten auf dem Gerät ab.
Achten Sie beim Betrieb des Gerätes
auf einen festen Stand. Verwenden Sie eine stabile Unterlage oder ein geeigne­tes Einbau-Rack.
Stellen Sie sicher, dass keinerlei Gegen-
stände in das Geräteinnere gelangen. Sollte dies dennoch geschehen, schalten Sie das Gerät aus und ziehen Sie den Netzstecker . Setzen Sie sich anschließend mit einem qualifizierten Fachhändler in Verbindung.
Dieses Gerät kann sowohl alleine als
auch in Verbindung mit Verstärkern, Lautsprechern oder Kopfhörern Lautstär­kepegel erzeugen, die zu irreparablen Gehörschäden führen. Betreiben Sie es daher stets nur in angenehmer Laut­stärke.
8
KAPITEL 2
Speicher Batterie
Der Virus speichert seine Klangpro­gramme in einem batterie-gepufferten RAM-Speicher. Diese Batterie (allge­meine Typenbezeichnung CR2032) sollte alle drei bis vier Jahre ausgewechselt werden. Der Batteriewechsel sollte von einem Fachgeschäft vorgenommen wer­den, da ein Öffnen des Gerätes erforder­lich ist. Die gebrauchte Batterie sollte ordnungsgemäß entsorgt werden, der Umwelt zuliebe.
Bevor die Batterie gewechselt wird, soll­ten Sie mit einem „Total Dump“ den gesamten Speicherinhalt des RAMs auf einen Sequenzer sichern, da das RAM beim Batterie-Wechsel seinen Inhalt ver­liert. ( Siehe “MIDI” auf Seite 148).
Pflege
Öffnen Sie das Gerät nicht. Reparatur
und Wartung darf nur von qualifiziertem Fachpersonal vorgenommen werden. Es befinden sich keine vom Anwender zu wartenden Teile im Geräteinnern.
Verwenden Sie zur Reinigung des
Gerätes ausschließlich ein trockenes, weiches Tuch oder einen Pinsel.
Benutzen Sie keinen Alkohol,
Lösungsmittel oder ähnliche Chemika­lien. Sie beschädigen damit die Oberflä­chen.
Bestimmungsgemäße
Verwendung
Dieses Gerät ist ausschließlich zur Erzeu­gung von niederfrequenten Audiosigna­len zu tontechnischen Zwecken bestimmt. Weitergehende Verwendung ist nicht zulässig und schließt Gewährlei­stungsansprüche gegenüber Access Music Electronics GmbH aus.
ACCESS VIRUS RACK
9
10
KAPITEL 3
Vorwort
Sehr geehrter Virus-Besitzer, Wir beglückwünschen Sie herzlich zum
Besitz Ihres neuen Virus. Sie haben mit ihm einen zukunftsweisenden Synthesi­zer erworben, der in gleich mehreren Bereichen bahnbrechende Neuerungen bietet. Hier einige Höhepunkte:
Der Virus zeichnet sich zunächst durch einen Klangcharakter aus, wie man ihn bislang nur von traditionellen Analog­synthesizern her kannte. Tatsächlich voll­zieht der Virus auf einem digitalen Signalprozessor-Chip das Klangverhal­ten dieses Instrumententyps authentisch nach, wobei er jedoch in seinen Klanggestaltungsmöglichkeiten weit über die historischen Modelle hinaus­reicht.
Der Virus verfügt über 512 Speicher­plätze für Single-Sounds, welche in vier Bänken organsiert sind. Die ersten bei­den Bänke (A und B) befinden sich im Ram-Speicher und können somit mit neuen Klängen überschrieben werden, die beiden anderen Bänke befinden sich fest im Flash-Rom.
Der Virus rack bietet maximal 16 Stim­men, die sich im Multi Mode auf 16 gleichzeitig verfügbare Klänge dyna­misch verteilen.
Pro Stimme stehen zwei Audio-Oszilla­toren plus ein Suboszillator, ein Rausch­generator, ein Ringmodulator, zwei
Multimode-Filter, zwei Hüllkurven, ein Stereo-VCA, drei LFOs und eine Sätti­gungsstufe ( ter- und Verzerrereffekte bereit.
Der Virus bietet eine Vielzahl an Effek­ten: Für jeden Klang steht eine Chorus/ Flanger-Sektion sowie ein Analog Boost ­eine regelbare Bass-Akzentuierung zur Verfügung. Zusätzlich ist eine globale Reverb/Delay-Einheit vorhanden, wel­che hochqualitative Halleffekte und rhythmische Echos ermöglicht. Die Delayzeiten sind zur Midi-Clock synchro­nisierbar.
Mit den beiden externen Audio-Eingän­gen wird der Virus zu einem kreativen Effektgerät und Signalprozessor. Externe Signale können mit Filter-, Gate- und LoFi-Effekten belegt werden, in die Virus-Effektsektion geleitet werden und als Modulationsquelle für Frequenz- und Ringmodulation dienen.
Der externe Audio-Eingang befindet sich parallel auf der Front- und Rückseite. Er lässt sich in der Eingangsempfindlichkeit umschalten. Eine Phono-Entzerrung lässt sich ebenfalls zuschalten, so dass über ein entsprechendes Kabel der Anschluss eines Schallplattenspielers möglich ist.
Interne oder externe Signale können zudem als Quellen für den integrierten Vocoder des Virus dienen. Der Vocoder
Saturation
) für Kaskadenfil-
ACCESS VIRUS RACK
11
arbeitet mit bis zu 32 Filterbändern und bietet vielfältige Eingriffs- und Modula­tionsmöglichkeiten.
Die zwei Haupt-Oszillatoren können 66 Wellenformen wiedergeben, davon drei dynamisch blendbar, so dass bereits innerhalb eines Oszillators Spektralver­läufe möglich sind, die in herkömmli­chen Synthesizern mehrere Oszillatoren verbrauchen würden. Die Synchronisa­tion, Frequenzmodulation und Ringmo­dulation zwischen Audio-Oszillatoren erzielt zusätzliche, komplexe Ausgangs­spektren für die nachfolgende Klangfor­mung.
Die Filter lassen sich bereits innerhalb der Stimmen nach mehreren Verfahren in Reihe oder parallel schalten. Bei Rei­henschaltung der Filter ist die Sätti­gungsstufe zwischen den Filtern eingebettet, so dass etwa die Übersteue­rung einer Filterresonanz – innerhalb der selben Stimme! – erneut zu filtern ist. Maximal sechs Filterpole (36 dB Flan­kensteilheit!) ermöglichen dabei extrem­ste Klangfarbeneingriffe.
einmal zu durchlaufen. Die Geschwindig­keit der LFOs lässt sich zur externen Midi-Clock synchronisieren.
Neben zahlreichen festen Modulations­verknüpfungen lassen sich über die Modulationsmatrix drei Modulations­quellen mit bis zu sechs verschiedenen Modulationszielen verknüpfen. Als Modulationsquellen stehen unter ande­rem die Hüllkurven, die LFOs, Velocity, Pitch-Bender, Aftertouch, Modulations­rad und eine große Anzahl an MIDI-Con­trollern zur Verfügung. Als Modulationsziele sind alle sinnvoll steu­erbaren Klangparameter des Virus b wählbar.
Im Multimode stehen bis zu 16 Arpeg­giatoren mit einer Vielzahl von Möglich­keiten zur Verfügung, welche sich ebenfalls zur Midi-Clock synchronisieren lassen.
Die Klänge und Effekte lassen sich an vier Audio-Ausgängen abgreifen, die ebenso als zwei Stereo-Summen einsetz­bar sind.
Die LFOs bieten jeweils 6 stufenlos vari­ierbare Wellenformen. Die LFOs können wahlweise polyphon oder monophon schwingen, laufen also bei mehreren aktiven Stimmen des selben Klangs auf Wunsch frei oder zueinander synchroni­siert. Eine Vielzahl von Keyboard-Trig­ger-Möglichkeiten erlauben es etwa, LFO-Wellenformen mit wählbarer Pha­senlage zum Notenbeginn zu starten und/oder nach Art einer Hüllkurve nur
Zum Virus Rack gehört ein leistungsfähi­ger Software-Editor für PC und Macin­tosh, welcher das Editieren und Verwalten von Klängen auf einer riesi­gen Benutzeroberfläche möglich macht. Alle Klangparameter des Virus Rack erreicht man damit unmittelbar über einen Mausklick. Änderungen von Para­metern sind sofort im Virus hörbar; umgekehrt werden auch die Parameter­änderung über die Endlosregler des
12
KAPITEL 3
Virus Rack sofort am Bildschirm sichtbar gemacht. Der Editor basiert auf dem bekannten Emagic Sounddiver.
Besonders stolz sind wir auf die von uns entwickelte Adaptive Parameterglättung (Adaptive Control Smoothing), die es ermöglicht, Reglerbewegungen OHNE HÖRBARE RASTERUNGEN auszuführen! Daher kann der Virus auf Ihre Klangein­griffe genau so stufenlos reagieren wie die analogen Synthesizer vor Einführung der Klangspeicherung.
Anwender moderner Software­Sequencer werden es schätzen, dass der Virus alle Klangeingriffe unmittelbar als MIDI Controller oder Poly Pressure Daten sendet (und die entsprechenden Control­ler und Sys-Ex-Meldungen selbstver­ständlich auch akzeptiert), so dass die tatsächliche dynamische Komplettsteue­rung des Virus per Computer möglich ist.
Wie Sie der vorstehenden Auflistung der Leistungsmerkmale entnehmen können, besitzen Sie mit dem Virus ein überaus anspruchsvolles Musikinstrument. Daher hoffen wir, dass es Ihnen gelingen wird, die Kapazitäten Ihres Virus voll auszu­schöpfen.
Dabei viel Spass wünscht Ihnen, Ihr Virus-Entwicklungsteam
Herzlichen Dank an: Ben Crosland, Thomas Green, Axel Hart­mann, Uwe G. Hönig, Jörg Hüttner, Timo Kaluza, Frank Katzer, Oliver Käser, Andrea Mason, Paul Nagle, Kai Nigge­mann, Shehryar Lasi, Rob Papen, Wie­land Samolak, Howard Scarr , Jörg Schaaf, Hans-Jörg Scheffler, Matt Skags, Joeri Vankeirsbilck, Jay Vaughan und Jens Wegerhoff.

Einführung

14
KAPITEL 4 Einführung

DER VIRUS

Dieses Kapitel will dem Synthesizer-Neu­ling einen behutsamen Zugang zur Arbeit mit dem Virus verschaffen. Sie erfahren hier zunächst, wie Sie den Virus mit dem Stromnetz, Ihrem MIDI-System und Ihrer Audio-Anlage verbinden. Danach werden Sie im Zuge einiger praktischer Beispiele lernen, welche Auf­gaben den einzelnen Funktionsgruppen und den dortigen Bedienelementen zukommen.
Nach der Lektüre dieses Abschnitts wer­den Sie in der Lage sein, praktisch alle klanggestaltenden Funktionen Ihres Virus gezielt zu bedienen, denn hier werden alle grundlegen Funktionen im Zusammenhang beschrieben. Selbst weniger wichtige Funktionen, die Sie durch Menüs erreichen, werden hier gro­ßenteils besprochen. Eine umfassende Beschreibung sämtlicher Funktionen Ihres neuen Synthesizers finden Sie im anschließenden Abschnitt.
Beachten Sie bitte auch, dass wir Ihnen hier nicht alle wünschenswerten Kennt­nisse über Akustik, Klangsynthese und MIDI-Steuerung vermitteln können. Soll­ten Sie das Bedürfnis verspüren, über das hier Beschriebene hinausreichende Infor­mationen zu erwerben, so empfehlen wir Ihnen die regelmäßige Lektüre der entsprechen den Fachzeitschriften.
Zudem finden Sie im Fachhandel eine große Auswahl allgemeiner Einführun­gen zu diesen Themen.
Sollten Sie sich dazu entschließen, diesen Abschnitt zu lesen, so empfehlen wir Ihnen, ihn von Anfang an – und nicht etwa nur ab einer für Sie interessanten Stelle – durchzulesen, da die Erläuterun­gen hier aufeinander aufbauen. Anson­sten kann es zu Verständnisschwierigkeiten kommen, wenn Ihnen zuvor vermittelte Informa­tionen fehlen.
Die Verkabelung
ACCESS VIRUS RACK
Einschalten des Virus
15
Der Virus
Bevor Sie den Virus mit dem Stromnetz und dem Rest Ihres Instrumentariums verbinden, stellen Sie bitte sicher, dass sämtliche betroffenen Geräte ausge­schaltet sind. Wenn Ihr Virus keine ein­gebaute Tastatur besitzt, dann verbinden Sie nun den MIDI OUT eines gewünschten MIDI-Senders (Tastatur, Computer , Hardware-Sequenzer etc.) mit dem MIDI IN des Virus.
Verbinden Sie die Audio-Ausgänge des Virus mit den Signaleingängen Ihrer Audio-Anlage. Um ein Signal zu erhal­ten, müssen Sie mindestens den Ausgang OUT 1 R/MONO anschließen, jedoch ist es empfehlenswert, wenigstens den Aus­gang OUT 1 L hinzuzunehmen, um in den Genuss der ausgefeilten Stereo­Möglichkeiten des Virus zu gelangen.
Sobald Sie die gewünschte Verkabelung vorgenommen haben, stellen Sie bitte sicher, dass die Hauptlautstärkeregler aller beteiligten Geräte auf Minimum stehen und schalten die Geräte in fol­gender Reihenfolge ein: zuerst die MIDI­Sender (Computer , Masterkeyboard etc.), dann die Klangerzeuger (Ihr Virus und Ihre weiteren Signalquellen), dann das Mischpult und zuletzt den Verstärker.
Der Virus Rack wird mit Druck auf den POWER-Taster eingeschaltet. Zum Aus­schalten muss dieser Taster für ca. 2 Sekunden gehalten werden.
Heben Sie nun, während Sie Noten auf MIDI-Kanal 1 an den Virus senden, unter sorgfältiger Beobachtung der Aussteue­rungsanzeigen Ihres Mischpults langsam die Endlautstärken der beteiligten Geräte wiederum in derselben Reihen­folge an.
16
KAPITEL 4 Einführung
Anhören der Werks-
klänge
Die Programmspeicher Ihres Virus wur­den vor Auslieferung mit Klangprogram­men (SINGLE PROGRAMs) und Klangkombinationen (MULTI PRO­GRAMs) gefüllt. Um die SINGLE PRO­GRAMs anzuhören (und damit einen ersten Eindruck von den klanglichen Möglichkeiten Ihres neuen Instruments zu erhalten), stellen Sie bitte sicher, dass Ihre MIDI-Quelle auf MIDI-Kanal 1 sen­det.
Drücken Sie den T aster SINGLE. In Display erscheinen eine Zahl, ein Buchstabe, eine Zahl und ein Name. Dies sind der einge­stellte MIDI Kanal, die aktuelle Pro­grammbank (A bis D) sowie die Nummer und der Name des aktuellen Klangpro­gramms.
zu hören, wechseln Sie mit den PARAME­TER/BANK-Tastern zwischen den Programmbänken.
Einige Klangprogramme tragen das Kürzel “INP” oder “VOC”. Diese verwen­den den externen Audio-Eingang als Signalquelle für die Filtersektion (INP) oder den Vocoder (VOC). Sie werden somit nur dann etwas hören, wenn sie ein Audiosignal in die externen Audioeingänge leiten.
Wenn Sie nun Noten spielen, sollte der Klang zu hören sein und im Display bei jedem Tastenanschlag und bei jeder Tastenfreigabe eine Viertelnote (ausge­füllter Notenkopf) erscheinen. Falls Sie nichts hören und statt dessen eine halbe Note (leerer Notenkopf) erscheint, prü­fen Sie bitte nach, ob Sie auf einem fal­schen MIDI-Kanal senden.
Rufen Sie mit den VALUE-Tastern die 128 Klangprogramme der Bank A nacheinan­der auf. (Der VALUE-Regler ist in dieser Betriebsart inaktiv.) Um die weiteren Klangprogramme der Bänke B,C und D
Anhören der Pr ogramm-
kombinationen
Der Virus kann jedoch nicht nur einzelne Klangprogramme, sondern auch ganze Kombinationen solcher Klänge (MULTI PROGRAMs) gleichzeitig wiedergeben. Um die Multiprogramme abzurufen, drücken Sie den Taster MULTI und rufen die Programmkombinationen durch die VALUE-Taster ab. Da der Virus "nur" 128 Multiprogramme speichern kann, ent­fällt die Bankumschaltung, die Sie bei der Single-Programmwahl kennenge­lernt haben.
Ein Großteil der werksseitig gespeicher­ten MULTI PROGRAMs enthält Klang­kombinationen, die durch nur einen MIDI-Kanal zu steuern sind, indem sie die beteiligten Klänge nebeneinander (“Split”) oder übereinandergelegt (“Layer”) auf der Tastatur anordnen. Andere MULTI PROGRAMs verteilen die beteiligten Klänge auf mehrere MIDI­Kanäle, um den Sequenzer-Einsatz zu unterstützen. Sollten Sie nach Aufruf eines MULTI PROGRAMs nur einen einzi­gen Klang hören, so können Sie das betreffende MULTI PROGRAMM durch mehrere Kanäle steuern.
ACCESS VIRUS RACK
Der Virus
Mein erstes Klangpro-
gramm
Sollten Sie noch niemals an einem Syn­thesizer Klänge eingestellt bzw. verän­dert haben, so werden wir Sie nun mit diesem außergewöhnlichen Vergnügen bekannt machen.
Drücken Sie die Taste len Sie mit den VALUE-Tastern das Sin­gle-Programm “A127 – START -”. Schlagen Sie eine Taste auf der ange­schlossenen Tastatur an. Sie hören einen strahlenden bis scharfen und vor allem vollkommen starren Ton, der nach Tastenanschlag sofort einsetzt und wäh-
SINGLE
und wäh-
17
18
KAPITEL 4 Einführung
rend der gehaltenen Taste statisch wei­terklingt. Nach Loslassen der T aste endet der Ton abrupt.
Dieser Klang soll Ihnen nicht etwa besonders angenehm erscheinen, son­dern einen möglichst neutralen Aus­gangspunkt für Ihre Klanggestaltung bieten.

DIE LAUTSTÄRKEHÜLLKURVE

ACCESS VIRUS RACK
Die Lautstärkehüllkurve
19
Um diesen auf die Dauer nervtötenden Klang in ein angenehmeres Signal zu verwandeln, beginnen wir mit dem Laut­stärkeverlauf.
Lokalisieren Sie die beiden übereinan­derliegenden Taster neben den sieben LEDs. Diese UP- und DOWN-Taster die­nen der Wahl von sieben Parameter­Gruppen bzw. Sektionen. Die ange­wählte Sektion wird durch die dazuge­hörige LED angezeigt. Wählen Sie die Sektion Endlos-Regler (Encoder) für diese Sek­tion lautet
SUS TIME
Die Regler dienen dazu, dem Klang eine sogenannte Lautstärkehüllkurve (engl.: amplifier envelope) zu verleihen, die Sie nun von dem heimorgelähnlichen Dröh­nen erlösen wird.
Die Sektionsbezeichnung Envelope, zu deutsch: Hüllkurve. Hüllkurve dienen in einem Synthesizer
ENV
. Die Beschriftung der fünf
ATTACK, DECAY, SUSTAIN
und
RELEASE
.
ENV
,
bedeutet
dazu, Klängen einen zeitlichen Verlauf zu geben. Der Virus besitzt zwei Hüllkurven, eine für die Lautstärke (AMP ENV) und eine für die Filter (FILT ENV), welche wir später noch kennen lernen. Die fünf Encoder bedienen entweder die Lautstärke-Hüllkurve oder die Filter­Hüllkurve. Stellen Sie sicher, dass im Dis­play "AMP ENV" sichtbar ist, und nicht "FILT ENV". Ansonsten schalten Sie mit Hilfe der PARAMETER-Taster die Sektion auf die Lautstärke-Hüllkurve.
20
KAPITEL 4 Einführung
Drehen Sie am Regler
ATTACK
, während Sie wiederholt Noten auslösen. Je weiter Sie den Regler aufdrehen, um so länger dauert es, bis der Klang nach Notenbe­ginn seine volle Lautstärke erreicht.
ATTACK
regelt also die Einschwingphase
des Klangs. Sie können diesen Zusammenhang sehr
gut im Display des Virus nachvollziehen. Dort werden beim Betätigen eines Reg­lers stets zwei Zahlen angezeigt: Links ist der im Klangprogramm gespeicherte Wert, rechts die numerische Entspre­chung der aktuellen Reglerposition abzulesen.
Drehen Sie nun am Regler
DECAY
, wäh­rend Sie nach wie vor Noten auslösen und ausreichend lange halten. Sie wer­den bemerken, dass die Lautstärke nach Erreichen des Maximums in der
ATTACK
Phase wieder gegen Minimum abfällt. Die Geschwindigkeit dieses Absinkens regeln Sie über den
DECAY muss aber nicht in jedem Fall
Das
DECAY
-Regler.
zum Minimum führen, sondern kann einen beliebigen Pegel zwischen Maxi­mum und Minimum zum Ziel haben. Die­ser Pegel wird wiederum durch den SUSTAIN-Regler bedient.
Für den Fall, dass Sie den SUSTAIN-Pegel auf Maximum stellen, kann in der DECAY-Phase kein Absinken der Laut­stärke mehr auftreten; der DECAY-Regler ist in dieser Situation also wirkungslos.
. Die einzelnen Funktionen eines Syn-
thesizers arbeiten dergestalt zusammen, dass einzelne Funktionen in Abhängig­keit von anderen Funktionen in ihrer Wirkungsweise verändert oder sogar vollständig unterdrückt werden können.
Der weitere Verlauf der Lautstärkehüll­kurve hängt vom nächsten Regler, der SUSTAIN-TIME ab: Befindet sie sich in Mittelstellung, so verbleibt der SUSTAIN-
-
Pegel konstant bis zum Notenende. Wird sie weiter nach links gedreht, so
senkt sich der Pegel mit zunehmender Geschwindigkeit ähnlich dem DECAY gegen Minimum ab; bei Rechtsdrehung steigt der Pegel jedoch mit ebenfalls zunehmender Geschwindigkeit erneut gegen Maximum an und verbleibt dort bis zum Loslassen der Taste.
Die Lautstärkehüllkurve läßt sich dem­nach als eine Automatik beschreiben, die anhand einer einstellbaren Kurve in Abhängigkeit vom Auslösen, Halten und Freigeben von Noten einen imaginären Lautstärkeregler öffnet und wieder schließt: Bei Notenbeginn regelt ATTACK die Anstiegsgeschwindigkeit auf Maxi­mum. Ist das Maximum erreicht, so bestimmt DECAY die Absenkungsge-
schwindigkeit auf den SUSTAIN-Wert, der zwischen Minimum und Maximum frei einstellbar ist. Auf diesem Wert kann die Hüllkurve bis Notenende verharren oder mit dem wählbaren TIME-Wert wei­ter gegen Minimum absinken oder aber erneut gegen Maximum ansteigen. Nach dem Notenende regelt RELEASE die end­gültige Absenkungsgeschwindigkeit auf das Minimum. Entsprechend beschreiben die Regler ATTACK, DECAY, TIME und
RELEASE eine Geschwindigkeit, während SUSTAIN einen Pegel beschreibt.
Der letzte Regler, RELEASE, beschreibt die Geschwindigkeit der Lautstärkeab­senkung, die erfolgt, wenn man die Taste losläßt: Geringe Werte lassen den Klang mehr oder weniger abrupt enden, hohe Werte sorgen für ein langsames, weiches Ausklingen. Die Länge der RELEASE-Phase ist nebenbei auch davon abhängig, auf welchem Pegel sich die Hüllkurve gerade befindet, wenn Sie die Taste loslassen: Je geringer der Pegel, desto kürzer die RELEASE-Phase. Für den Fall, dass der Ton bereits in einer kurzen DECAY- oder SUSTAIN-TIME-Phase abge­klungen ist, während Sie die Taste hiel­ten, werden Sie nach Loslassen der Taste natürlich keine RELEASE-Phase mehr ver­nehmen.
ACCESS VIRUS RACK 21
Die Lautstärkehüllkurve
22 KAPITEL 4
Einführung

DAS ERSTE FILTER

Wir kommen zu der Funktionsgruppe eines Synthesizers, die gemeinhin als seine wichtigste betrachtet wird, da sie die drastischsten Klangfarbeneingriffe ermöglicht: dem Filter – beziehungs­weise im Falle des Virus: den beiden Fil­tern. Wir werden uns zunächst aber nur mit einem der beiden Filter befassen.
Schalten Sie mit dem UP- oder DOWN­Taster auf die Filter-Sektion FILT. In die- ser Reihe besitzt der zweite Endlos-Reg­ler die Bezeichnung CUTOFF (nicht zu verwechseln mit CUTOFF 2!). Drehen Sie ihn nach links und rechts und hören Sie, wie der Klang gemäß Ihrer Drehbewe­gung dumpfer und wieder heller wird. (Um den Effekt dieses und der folgenden Experimente besser anhören zu können, sollten Sie die Lautstärkehüllkurve so einstellen, dass Sie auf jeden Fall wäh­rend gehaltener Noten einen stetigen Pegel erhalten.) Dies ist die Wirkungs­weise eines sogenannten Tiefpassfilters: Es unterdrückt hohe Klanganteile und läßt tiefe Klanganteile passieren. Der
CUTOFF-Regler bestimmt die Grenzfre­quenz zwischen dem durchgelassenen und dem unterdrückten Bereich. Diese Grenzfrequenz wird auch als Filterfre­quenz oder Cutoff-Frequenz bezeichnet.
Wir kommen nun zu einem Parameter, welcher keinen eigenen Regler hat, son­dern im Display anwählbar ist. Diese Art Parameter lassen sich mit den PARAME-
ACCESS VIRUS RACK 23
Das erste Filter
TER-Tastern anwählen und dann mit dem VALUE-Encoder oder den VALUE- Tastern bedienen.
Wählen Sie also den Parameter FILTER 1 Mode mit den PARAMETER-Tastern an; hierzu sollten Sie sich nach wie vor in der Filter-Sektion FILT befinden. Dieser Para- meter bietet die Wahl zwischen vier Betriebsarten des Filters:
LP das Tiefpassfilter (engl.: low pass fil- ter), das Sie bereits kennengelernt haben.
HP das Hochpassfilter (engl.: high pass filter), das exakt umgekehrt wirkt wie der Tiefpass: Es unterdrückt tiefe Klang­anteile und lässt hohe passieren.
BP das Bandpassfilter (engl.: band pass filter), das Klanganteile zu beiden Seiten der gewählten Grenzfrequenz unter­drückt, also nur ein schmales Frequenz­band des ursprünglichen Klangs durchlässt.
BS das Bandsperre- oder Kerbfilter (engl.: band stop filter, band reject filter oder notch filter), das exakt umgekehrt wie das Bandpassfilter wirkt: Es lässt alle Klanganteile bis auf ein schmales Band um die gewählte Grenzfrequenz herum durch, schlägt also gewissermaßen eine Kerbe in das Klangspektrum.
01111111111111111112
1 FILTER1 Mode Lowpass≤
61111111111111111154
Rufen Sie nun die einzelnen Betriebsar­ten auf und drehen Sie dann am CUT- OFF-Regler, um ein Gefühl für die Wirkungsweise jedes Filtertyps zu ent­wickeln.
Neben dem CUTOFF-Regler ist der RESO- NANCE-Regler das wichtigste Bedienele­ment eines Filters. Die Filterresonanz hebt die Lautstärke von Klanganteilen in der Nähe der Grenzfrequenz an und senkt dafür entlegenere Klanganteile ab. Das Ergebnis ist – vor allem beim Tiefpass – ein zunehmendes "Näseln" des Klangs bei Anheben der Resonanz. Experimentieren Sie mit der Resonanz bei unterschiedlichen Filterbetriebsar­ten und CUTOFF-Einstellungen. Sie wer­den feststellen, dass der Einfluß der Resonanz sich bei der Bandsperre deut­lich von dem bei anderen Filtertypen unterscheidet: Hier wird die "Kerbe" bei zunehmender Resonanz schmaler; es werden mehr Klanganteile zu beiden Seiten der Filterfrequenz durchgelassen.
24 KAPITEL 4
Einführung

FILTER MODULATIONEN

Selbstverständlich sollen Sie Klangverän­derungen am Virus nicht ausschließlich durch Drehen an den Reglern bewirken müssen. Statt dessen lassen sich alle möglichen Klangprozesse des Virus auto­matisieren, wie Sie es zuvor bereits bei der Lautstärke erlebt haben: Die dortige Hüllkurve lässt sich als eine Automatik beschreiben, die anhand einer einstell­baren Kurve in Abhängigkeit vom Auslö­sen, Halten und Freigeben von Noten einen imaginären Lautstärkeregler öff­net und wieder schließt.
Entsprechende Verfahren – man spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von Modulationen – lassen sich auch auf die Filterfrequenz anwenden. Hierzu besitzt der Filter seine eigene Hüllkurve, die im Aufbau identisch mit der Lautstär­kehüllkurve ist.
Die Filter-Hüllkurve befindet sich wie auch die zuvor beschriebene Lautstärke­Hüllkurve in der ENV-Sektion. Wählen Sie dort mit den PARAMETER-Tasten FILT ENV an.
Ähnlich der Lautstärkehüllkurve “dreht” die Filterhüllkurve automatisch am CUT- OFF-Regler, sie moduliert also die Grenz­frequenz des Filters. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zur Wir­kungsweise der Lautstärkehüllkurve: Letztere geht stets vom Pegelwert 0 aus, denn schließlich soll vor Notenbeginn absolute Stille herrschen und nicht etwa
“ein bisschen” Pegel vorliegen, und auch nach dem Lautstärke-RELEASE soll gänzliche Ruhe herrschen. Ganz anders dagegen liegt der Fall bei der Filterhüll­kurve: Sie geht stets vom manuell gewählten CUTOFF-W ert aus und soll die Filterfrequenz auch keinesfalls immer bis zum Maximum hochregeln.
Entsprechend stellt sich die Notwendig­keit, den Wirkungsbereich der Filterhüll-
kurve eingrenzen zu können, und genau das leistet der Regler ENV AMOUNT (Abkürzung für Envelope Amount, engl. für: Hüllkurvenanteil). Dieser befindet sich wiederum in der Filter-Sektion. Am Linksanschlag besitzt die Filterhüllkurve keinerlei Wirkung auf die Grenzfre­quenz; dreht man den Regler weiter nach rechts, so nimmt die Wirkung der Filterhüllkurve auf die Filterfrequenz zu. Der maximale Ausschlag der Hüllkurve kann auch außerhalb des wahrnehmba­ren Bereiches liegen, wenn nämlich das Filter bereits über den CUTOFF-Regler oder durch anderweitige Steuerungen schon teilweise geöffnet wurde. Ist im Extremfall das Filter bereits vollkommen geöffnet, kann selbstverständlich kein noch so hoher ENV AMOUNT eine wei­tere Zunahme der Filterfrequenz bewir­ken.
Experimentieren Sie nun ausgiebig mit verschiedenen Einstellungen der Filter­hüllkurve in Verbindung mit ENV
ACCESS VIRUS RACK 25
Filter Modulationen
AMOUNT, CUTOFF und RESONANCE sowie vor allem den unterschiedlichen Filterbetriebsarten und ziehen Sie dabei ruhig wieder unterschiedliche Einstellun­gen der Lautstärkehüllkurve hinzu. Sie werden feststellen, dass bereits mit die­sen wenigen Parametern eine Unzahl von Klangeinstellungen möglich ist. Falls Sie zu assoziativem Hören neigen, wer­den Sie einige Einstellungen als "ange­schlagen" oder "gezupft", andere als "angerissen" und wieder andere als eher "gestrichen" oder "flächig” empfinden.
Stellen Sie nun für ein weiteres Experi­ment die Lautstärkehüllkurve wieder so ein, dass Sie während gehaltener Noten einen stetigen Pegel hören und deakti­vieren Sie die Filterhüllkurve, indem Sie ENV AMOUNT auf 0 setzen. Stellen Sie nun das Filter 1 auf Tiefpassbetrieb und senken Sie die Filterfrequenz so weit herab, dass Sie bei Noten mittlerer Ton­lage gerade eben noch ein dumpfes Signal hören.
Spielen sie nun tiefere und höhere Noten. Sie werden feststellen, dass tie­fere Noten nun obertonreicher wirken, während höhere Noten zunehmend dumpfer und leiser werden, um schließ­lich gänzlich unhörbar zu werden. Mög­licherweise ahnen Sie bereits die Erklärung: Durch die Abwärtstransponie­rung der Töne liegen zunehmend mehr Klanganteile (sogenannte Teiltöne) des Signals unterhalb der Filterfrequenz, während bei Aufwärtstransponierung immer mehr Teiltöne jenseits der Filter­frequenz liegen und somit unterdrückt
werden, bis schließlich auch der Grund­ton und damit der letzte Klanganteil ver­schwindet.
Um diesen Effekt zu vermeiden – oder auch bei Bedarf zu verstärken -, besteht die Möglichkeit, die Filterfrequenz über die Tonhöhe der Note bzw. über die Notennummer zu beeinflussen. Den Grad dieser Beeinflussung bestimmt man durch den Parameter KEY FOLLOW. Die­sen Parameter finden Sie - wie FILTER 1 Mode zuvor - bei der Filter-Sektion über die PARAMETER-Tasten.
Beachten Sie bitte, dass KEY FOLLOW ein sogenannter bipolarer Parameter ist: Sein Regelbereich erstreckt sich nicht von 0 bis zu einem Maximum (127), sondern vom negativen Maximum (-64) über 0 bis hin zum positiven Maximum (+63). Befin­det sich der Wert also in Mittelstellung (0), so übt die T onhöhe bzw. die T astatur keinerlei Wirkung auf die Filterfrequenz aus. Dreht man den KEY FOLLOW aller­dings nach rechts in seinen positiven Wertebereich, so wird man feststellen, dass sich das Filter bei hohen Tönen zunehmend weiter öffnet, bei tiefen Tönen jedoch weiter schließt. Bewegt man den Regler nach links in den negati­ven Bereich, so ist dieser KEY-FOLLOW­Effekt genau umgekehrt. Dieser Form der Intensitätseingabe über einen bipo­laren Parameter wird Ihnen beim Virus in Verbindung mit anderen Modulations­quellen und -empfängern wiederbegeg­nen.
Experimentieren Sie nun mit verschiede­nen KEY FOLLOW-Einstellungen und stimmen Sie die Einstellungen dabei
26 KAPITEL 4
Einführung
stets mit CUTOFF ab. Ziehen Sie anschlie­ßend auch die anderen Parameter hinzu, die Sie bereits kennengelernt haben.

DIE SATURATION STUFE

ACCESS VIRUS RACK 27
Die Saturation stufe
Dem Filter 1 ist im Virus eine Sätti­gungsstufe nachgeschaltet, die es ermöglicht, dem gefilterten Signal durch Verzerrungen neue Obertöne hinzuzufü­gen.
Lokalisieren Sie den Paramer SATURA­TION im FILTERS-Bereich.
01111111111111111112
1 SATURATION Curve Off≤
61111111111111111154
Das Display meldet "SATURATION CURVE OFF", was bedeutet, dass keine Sätti­gung vorliegt. Mit den VALUE-Tastern oder dem VALUE-Regler können Sie nun unter mehreren Sättigungs-/Verzer­rungskurven wählen.
An dieser Stelle soll auch der darauffol­gende Parameter OSC VOL erwähnt wer­den. Bis zur Hälfte seines Regelwegs
Experimentieren Sie nun mit den ver­schiedenen Sättigungskurven in Verbin­dung mit unterschiedlichen Einstellungen für OSC VOL. Hören Sie dabei insbesondere auch, wie unter­schiedliche CUTOFF- und RESONANCE­Einstellungen die Sättigung beeinflus­sen.
steuert er die Lautstärke des Eingangssi­gnals der Filtersektion. Ab der Mittelstel­lung erfolgt jedoch keine weitere Anhebung der Lautstärke, sondern eine Intensivierung der Sättigung bzw. Ver­zerrung, je weiter Sie nach rechts dre­hen. Dieser Effekt tritt allerdings nur ein, wenn Sie auch eine Sättigungskurve aktiviert haben.
Da OSC VOL sowohl die Lautstärke der Oszillatoren, als auch die Intensität der Verzerrung beeinflußt, so befindet sich dieser Parameter sowohl im Oszillator-, als auch im Filter-Menü.
Since OSC VOL influences both the oscil­lator volume and the saturation inten­sity, you will find this parameter in the oscillator menu as well as in the filter menu.
28 KAPITEL 4
Einführung

DAS ZWEITE FILTER

Wie Sie bei Ihren letzten Experimenten vermutlich festgestellt haben, kann die Sättigung dem Klang – gerade bei gerin­ger Filterfrequenz und hoher Resonanz – einen sehr herzhaften, kernigen Charak­ter verleihen – und damit häufig den Wunsch nach einer erneuten Filterung hervorrufen. Dies ist einer der Gründe, warum der Virus mit einem weiteren Fil­ter pro Stimme ausgestattet ist.
Dieses zweite Filter ist technisch iden­tisch mit dem ersten aufgebaut und soll daher hier nicht mehr mit derselben Aus­führlichkeit abgehandelt werden. Es gilt jedoch, einige Bedienungsunterschiede zum ersten Filter kennenzulernen:
Lediglich zwei Parameter des Virus befassen sich ausschließlich mit Filter 2: CUTOFF 2 und FILT 2 MODE.
Die Parameter RESONANCE, ENV AMOUNT und KEY FOLLOW beziehen
sich demgegenüber wahlweise auf das erste, das zweite oder beide Filter. Die Betriebsart ist durch das Menü FILTER SELECT im FILTERS-Bereich zu wählen.
Wählen Sie beispielsweise die Einstel­lung FILT2, so gelten die Werte, die Sie daraufhin mit RESONANCE, ENV AMOUNT und KEY FOLLOW einstellen, nur für das Filter 2. Die entsprechenden Parameter für das Filter 1 bleiben hierbei unangetastet. Wählen Sie dagegen FILT1+2, so gelten die daraufhin einge-
stellten Werte identisch für Filter 1 und
2. Im Klangprogramm, von dem unsere Experimente ausgehen, ist FILT1+2 ein­gestellt, so das alle Eingaben der fragli­chen Parameter bisher beide Filter betrafen. Allerdings haben Sie Filter 2 noch nicht hören können, weil es bisher aus dem akustischen Signalweg des Virus ausgeblendet war.
Vor unserem nächsten Experiment deak­tivieren Sie bitte SATURATION und stel-
len Sie den ENV AMOUNT der Filterhüllkurve auf Null. Drehen Sie CUT- OFF 2 auf Mittelstellung, damit der Filter 2 immer die selbe Grenzfrequenz wie Fil­ter 1 annimmt (CUTOFF 2 wird später genauer erklärt). Stellen Sie CUTOFF auf einen mittleren Wert und regeln Sie RESONANCE ganz nach links, um einen relativ dumpfen Klang zu erhalten.
Lokalisieren Sie nun den Parameter FIL- TER BALANCE im FILT Menu und drehen Sie ihn von links nach rechts. Sie werden feststellen, dass der Klang zur Mitte hin noch dumpfer wird, während er zum rechten Ende des Regelwegs hin eher etwas heller als bei Linksanschlag klingt. Das ist dadurch zu erklären, dass bei Linksanschlag von FILTER BALANCE aus- schließlich Filter 1 zu hören ist, während zur Mitte des Regelwegs Filter 2 einge­blendet wird, so dass nun beide Filter hintereinander im Signalweg liegen. Zum rechten Ende des Regelwegs von
Loading...
+ 197 hidden pages