VIRUS is a trademark of Access Music GmbH.
All other trademarks contained herein are the
property of their respective owners. All features
and specifications subject to change without
notice.
Written by Christoph Kemper, Uwe G. Hönig,
Wiland Samolak and Marc Schlaile.
Translation by Thomas Green and Howard
Scarr. Graphic Design and DTP by
Babylonwaves Media.
http://www.access-music.de
info@access-music.de
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KAPITEL 1
Inhalt
ALLGEMEINE SICHERHEITSHINWEISE
VORWORT
EINFÜHRUNG
Der Virus.............................................................. 14
Die Lautstärkehüllkurve ....................................... 16
Das erste Filter .................................................... 18
Sie erhalten einige grundsätzliche Regeln für
den Umgang mit elektrischen G eräten. Lesen
Sie bitte alle Hinweise, bevor Sie das Gerät in
Betrieb nehmen.
AUFSTELLUNG
• Betreiben Sie das Gerät nur in geschlossenen Räumen.
• Betreiben Sie das Gerät niemals in feuchter
Umgebung,
• Betreiben Sie das Gerät nicht in extrem
staubigen oder schmutzigen Umgebungen.
• Achten Sie auf ungehinderte Luftzufuhr zu
allen Seiten des Gerätes. Dies gilt insbesondere bei der Rack-montage.
• Stellen Sie das Gerät nicht in unmittelbarer
Umgebung von Wärmequellen wie z.B. Heizkörpern auf.
• Setzen Sie das Gerät keiner direkten Sonneneinstrahlung aus.
• Setzen Sie das Gerät keinen starken Vibrationen aus.
ANSCHLUß
• Verwenden Sie auschließlich das zum Lieferumfang gehörende Steckernetzteil.
• Betreiben Sie das Gerät nur an einer vorschriftsmäßig geerdeten Steckdose.
• Verändern Sie niemals den mitgelieferten
Netzstecker. Falls dieser nicht in die vorhandene Steckdose passt, wenden Sie sich an
einen qualifizierten Elektriker.
• Ziehen Sie den Netzstecker aus der Steckdose, wenn Sie das Gerät über einen längeren Zeitraum nicht benutzen.
• Fassen Sie den Netzstecker niemals mit
nassen Händen an.
• Ziehen Sie beim Ausstecken immer am
Stekker und nicht am Kabel.
BETRIEB
• Stellen Sie keinerlei Behälter mit Flüssigkeiten auf dem Gerät ab.
• Achten Sie beim Betrieb des Gerätes auf einen festen Stand. Verwenden Sie eine stabile
Unterlage oder ein geeignetes Einbau-Rack.
• Stellen Sie sicher, dass keinerlei Gegenstände in das Geräteinnere gelangen. Sollte
dies dennoch geschehen, schalten Sie das
Gerät aus und ziehen Sie den Netzstekker.
Setzen Sie sich anschließend mit einem qualifizierten Fachhändler in Verbindung.
• Dieses Gerät kann sowohl alleine als auch
in Verbindung mit Verstärkern, Lautsprechern
oder Kopfhörern Lautstärkepegel erzeugen,
die zu irreparablen Gehörschäden führen. Betreiben Sie es daher stets nur in angenehmer
Lautstärke.
SPEICHER BATTERIE
Der VIRUS speichert seine Klangprogramme in
einem batterie-gepufferten RAM-Speicher. Diese Batterie (allgemeine Typenbezeichnung
CR2032) sollte alle drei bis vier Jahre ausgewechselt werden. Der Batteriewechsel sollte
von einem Fachgeschäft vorgenommen werden, da ein Öffnen des Gerätes erforderlich ist.
Die gebrauchte Batterie sollte ordnungsgemäß
entsorgt werden, der Umwelt zuliebe.
Bevor die Batterie gewechselt wird, sollten Sie
mit einem „Total Dump“ den gesamten Speicherinhalt des RAMs auf einen Sequenzer sichern, da das RAM beim Batterie-Wechsel
seinen Inhalt verliert ( siehe "Midi Dump TX" auf
Seite 119).
PFLEGE
• Öffnen Sie das Gerät nicht. Reparatur und
Wartung darf nur von qualifiziertem Fachpersonal vorgenommen werden. Es befinden
sich keine vom Anwender zu wartenden Teile
im Geräteinnern.
• Verwenden Sie zur Reinigung des Gerätes
ausschließlich ein trockenes, weiches Tuch
oder einen Pinsel.
• Benutzen Sie keinen Alkohol, Lösungsmittel
oder ähnliche Chemikalien. Sie beschädigen
damit die Oberflächen.
BESTIMMUNGSGEMÄßE VERWENDUNG
Dieses Gerät ist ausschließlich zur Erzeugung
von niederfrequenten Audiosignalen zu tontechnischen Zwecken bestimmt. Weitergehende Verwendung ist nicht zulässig und schließt
Gewährleistungsansprüche gegenüber Access
Music Electronics GmbH aus.
ACCESS VIRUS OS5
7
8
KAPITEL 2
Allgemeine Sicherheitshinweise
Vorwort
10
KAPITEL 3
Vorwort
Sehr geehrter VIRUS-Besitzer,
Wir beglückwünschen Sie herzlich zum Besitz
Ihres neuen VIRUS. Sie haben mit ihm einen zukunftsweisenden Synthesizer erworben, der in
gleich mehreren Bereichen bahnbrechende
Neuerungen bietet. Hier einige Höhepunkte:
Der VIRUS zeichnet sich zunächst durch einen
Klangcharakter aus, wie man ihn bislang nur
von traditionellen Analogsynthesizern her kannte. Tatsächlich vollzieht der VIRUS auf einem digitalen Signalprozessor-Chip das
Klangverhalten dieses Instrumententyps authentisch nach, wobei er jedoch in seinen
Klanggestaltungsmöglichkeiten weit über die
historischen Modelle hinausreicht.
Der VIRUS verfügt über bis zu 1024 Speicherplätze für Single-Sounds, welche in acht Bänken organsiert sind. Die ersten beiden Bänke (A
und B) befinden sich im Ram-Speicher und
können somit mit neuen Klängen überschrieben
werden, die beiden anderen Bänke befinden
sich fest im Flash-Rom. Wenn Ihr VIRUS die
Bänke E-H nicht anzeigt, dann müssen Sie das
File “second1024.mid” in den Virus laden ( Siehe “1024 Sounds Update” auf Seite 163)..
Der VIRUS bietet maximal 32 Stimmen, die sich
im Multi Mode auf sechzehn gleichzeitig verfügbare Klänge dynamisch verteilen.
Pro Stimme stehen nicht weniger als drei Audio-Oszillatoren plus ein Suboszillator, ein
Rauschgenerator, ein Ringmodulator, zwei Multimode-Filter, zwei Hüllkurven, ein Stereo-VCA,
drei LFOs und eine Sättigungsstufe (
Saturation
für Kaskadenfilter- und Verzerrereffekte bereit.
Der VIRUS bietet ein wahres Feuerwerk an Effekten: Sieben mächtige Funktionen zur Klangformung – darunter Chorus, Phaser und
Distortion – stehen separat für jeden Klang zur
Verfügung. Im 16-fachen Multimode bietet Ihnen der VIRUS also nicht weniger als 98 gleich-
zeitige Effekte. Darin enthalten ist eine globale
Reverb/Delay-Einheit vorhanden, welche hochqualitative Halleffekte und rhythmische Echos
ermöglicht. Die Delayzeiten sind zur Midi-Clock
synchronisierbar.
Mit den beiden externen Audio-Eingängen wird
der VIRUS zu einem kreativen Effektgerät und
Signalprozessor. Externe Signale können mit
Filter-, Gate- und LoFi-Effekten belegt werden,
in die VIRUS-Effektsektion geleitet werden und
als Modulationsquelle für Frequenz- und Ringmodulation dienen.
Interne oder externe Signale können zudem als
Quellen für den integrierten Vocoder des VIRUS
dienen. Der Vocoder arbeitet mit bis zu 32 Filterbändern und bietet vielfältige Eingriffs- und
Modulationsmöglichkeiten.
Die drei Haupt-Oszillatoren können 66 Wellenformen wiedergeben, davon drei dynamisch
blendbar, so dass bereits innerhalb eines Oszillators Spektralverläufe möglich sind, die in herkömmlichen Synthesizern mehrere Oszillatoren
verbrauchen würden. Die Synchronisation, Frequenzmodulation und Ringmodulation zwischen Audio-Oszillatoren erzielt zusätzliche,
komplexe Ausgangsspektren für die nachfolgende Klangformung.
Die Filter lassen sich bereits innerhalb der Stimmen nach mehreren Verfahren in Reihe oder
parallel schalten. Bei Reihenschaltung der Filter
ist die Sättigungsstufe zwischen den Filtern eingebettet, so dass etwa die Übersteuerung einer
Filterresonanz – innerhalb der selben Stimme! –
)
erneut zu filtern ist. Maximal sechs Filterpole
(36 dB Flankensteilheit!) ermöglichen dabei extremste Klangfarbeneingriffe.
Die LFOs bieten jeweils 68 stufenlos variierbare
Wellenformen. Die LFOs können wahlweise polyphon oder monophon schwingen, laufen also
bei mehreren aktiven Stimmen des selben
Klangs auf Wunsch frei oder zueinander syn-
ACCESS VIRUS OS5
11
chronisiert. Eine Vielzahl von Keyboard-TriggerMöglichkeiten erlauben es etwa, LFO-Wellenformen mit wählbarer Phasenlage zum Notenbeginn zu starten und/oder nach Art einer
Hüllkurve nur einmal zu durchlaufen. Die Geschwindigkeit der LFOs lässt sich zur externen
Midi-Clock synchronisieren.
Neben zahlreichen festen Modulationsverknüpfungen lassen sich über die Modulationsmatrix
drei Modulationsquellen mit bis zu neun verschiedenen Modulationszielen verknüpfen. Als
Modulationsquellen stehen unter anderem die
Hüllkurven, die LFOs, Velocity, Pitch-Bender,
Aftertouch, Modulationsrad und eine große Anzahl an MIDI-Controllern zur Verfügung. Als Modulationsziele sind alle sinnvoll steuerbaren
Klangparameter des VIRUS C wählbar.
Im Multimode stehen bis zu 16 Arpeggiatoren
mit einer Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, welche sich ebenfalls zur Midi-Clock synchronisieren lassen.
Die Klänge und Effekte lassen sich an sechs
Audio-Ausgängen abgreifen, die ebenso als
drei Stereo-Summen einsetzbar sind.
Neben seinen klanglichen Merkmalen soll der
VIRUS Sie vor allem in den Bereichen Bedienung und Steuerung überzeugen. So besitzt er
für die wichtigsten Synthesefunktionen jeweils
eigene Regler und Taster, während weitere Parameter per Data-Entry-Verfahren zu erreichen
sind. Diese Unterscheidung soll es Ihnen ermöglichen, trotz eines sehr kompakten und
übersichtlichen Bedienfelds auch komplexere
Klänge zu entwickeln.
Besonders stolz sind wir auf die von uns entwickelte Adaptive Parameterglättung (Adaptive
Control Smoothing), die es ermöglicht, Reglerbewegungen OHNE HÖRBARE RASTERUNGEN auszuführen! Daher kann der VIRUS auf
Ihre Klangeingriffe genau so stufenlos reagieren
wie die analogen Synthesizer vor Einführung
der Klangspeicherung.
Anwender moderner Software-Sequencer werden es schätzen, dass der VIRUS alle Klangeingriffe unmittelbar als MIDI Controller oder Poly
Pressure Daten sendet (und die entsprechenden Controller und Sys-Ex-Meldungen selbstverständlich auch akzeptiert), so dass die
tatsächliche dynamische Komplettsteuerung
des VIRUS per Computer möglich ist.
Wie Sie der vorstehenden Auflistung der Leistungsmerkmale entnehmen können, besitzen
Sie mit dem VIRUS ein überaus anspruchsvolles Musikinstrument. Daher hoffen wir, dass es
Ihnen gelingen wird, die Kapazitäten Ihres VIRUS voll auszuschöpfen.
Dabei viel Spass wünscht Ihnen,
Ihr VIRUS-Entwicklungsteam
P.S. Für den VIRUS ohne Tastatur ist als Zubehör ein Rack-Einbau-Kit erhältlich. Bitte konsultieren Sie Ihren Fachhändler.
Herzlichen Dank an:
Ben Crosland, Maik Fliege, Thomas Green, Axel
Hartmann, Uwe G. Hönig, Jörg Hüttner, Timo
Kaluza, Oliver Käser, Andrea Mason, Thorsten
Matuschowski, Jörg Meißner, Paul Nagle, Kai
Niggemann, Rob Papen, Matt Picone, Wieland
Samolak, Daniela Sauerbier, Howard Scarr,
Hans-Jörg Scheffler, Shehryar Lasi, Jenny Simon, Matt Skags, Joeri Vankeirsbilck, Jay
Vaughan, Jens Wegerhoff und Daniel Wewer.
12
KAPITEL 3
Vorwort
Einführung
14
KAPITEL 4
Einführung
DER VIRUS
DIE VERKABELUNG
Dieses Kapitel will dem Synthesizer-Neuling einen behutsamen Zugang zur Arbeit mit dem VIRUS verschaffen. Sie erfahren hier zunächst,
wie Sie den VIRUS mit dem Stromnetz, Ihrem
MIDI-System und Ihrer Audio-Anlage verbinden. Danach werden Sie im Zuge einiger praktischer Beispiele lernen, welche Aufgaben den
einzelnen Funktionsgruppen und den dortigen
Bedienelementen zukommen.
Nach der Lektüre dieses Abschnitts werden Sie
in der Lage sein, praktisch alle klanggestaltenden Funktionen Ihres VIRUS gezielt zu bedienen, denn hier werden sämtliche Funktionen im
Zusammenhang beschrieben, die durch jeweils
eigene Bedienelemente zugänglich sind. Selbst
weniger wichtige Funktionen, die Sie durch Menüs erreichen, werden hier großenteils besprochen. Eine umfassende Beschreibung
sämtlicher Funktionen Ihres neuen Synthesizers
finden Sie im anschließenden Abschnitt.
Beachten Sie bitte auch, dass wir Ihnen hier
nicht alle wünschenswerten Kenntnisse über
Akustik, Klangsynthese und MIDI-Steuerung
vermitteln können. Sollten Sie das Bedürfnis
verspüren, über das hier Beschriebene hinausreichende Informationen zu erwerben, so empfehlen wir Ihnen die regelmäßige Lektüre der
entsprechen den Fachzeitschriften. Zudem finden Sie im Fachhandel eine große Auswahl allgemeiner Einführungen zu diesen Themen.
Sollten Sie sich dazu entschließen, diesen Abschnitt zu lesen, so empfehlen wir Ihnen, ihn
von Anfang an – und nicht etwa nur ab einer für
Sie interessanten Stelle – durchzulesen, da die
Erläuterungen hier aufeinander aufbauen. Ansonsten kann es zu Verständnisschwierigkeiten
kommen, wenn Ihnen zuvor vermittelte Informationen fehlen.
Bevor Sie den VIRUS mit dem Stromnetz und
dem Rest Ihres Instrumentariums verbinden,
stellen Sie bitte sicher, dass sämtliche betroffenen Geräte ausgeschaltet sind. Wenn Ihr VIRUS
keine eingebaute Tastatur besitzt, dann verbinden Sie nun den MIDI OUT eines gewünschten
MIDI-Senders (Tastatur, Computer, HardwareSequenzer etc.) mit dem MIDI IN des VIRUS.
Verbinden Sie die Audio-Ausgänge des VIRUS
mit den Signaleingängen Ihrer Audio-Anlage.
Um ein Signal zu erhalten, müssen Sie mindestens den Ausgang OUT 1 R/MONO anschließen, jedoch ist es empfehlenswert, wenigstens
den Ausgang OUT 1 L hinzuzunehmen, um in
den Genuss der ausgefeilten Stereo-Möglichkeiten des VIRUS zu gelangen.
Sobald Sie die gewünschte Verkabelung vorgenommen haben, stellen Sie bitte sicher, dass
die Hauptlautstärkeregler aller beteiligten Geräte (beim VIRUS: MASTER VOLUME, links oben)
auf Minimum stehen und schalten die Geräte in
folgender Reihenfolge ein: zuerst die MIDI-Sender (Computer, Masterkeyboard etc.), dann die
Klangerzeuger (Ihr VIRUS und Ihre weiteren Signalquellen), dann das Mischpult und zuletzt
den Verstärker.
Heben Sie nun, während Sie Noten auf MIDIKanal 1 an den VIRUS senden, unter sorgfältiger Beobachtung der Aussteuerungsanzeigen
Ihres Mischpults langsam die Endlautstärken
der beteiligten Geräte wiederum in derselben
Reihenfolge an.
MASTER VOLUME
Die Gesamtlautstärke des VIRUS. Geregelt wird
die Lautstärke von Outputpaar 1, und zwar vor
der Wandlung in ein analoges Signal. Das heißt,
ACCESS VIRUS OS5
SOFT KNOB 1
SINGLE
MULTI
UNDO
STORE
MULTISINGLE
Der Virus
15
dass im Normalfall der Master Volume voll aufgedreht sein sollte, da hier der VIRUS seine optimale Signaldynamik erzielt.
ANHÖREN DER WERKSKLÄNGE
Die Programmspeicher Ihres VIRUS wurden vor
Auslieferung mit Klangprogrammen (SINGLE
PROGRAMs) und Klangkombinationen (MULTI
PROGRAMs) gefüllt. Um die SINGLE PROGRAMs anzuhören (und damit einen ersten Eindruck von den klanglichen Möglichkeiten Ihres
neuen Instruments zu erhalten), stellen Sie bitte
sicher, dass Ihre MIDI-Quelle auf MIDI-Kanal 1
sendet.
Drücken Sie den Taster SINGLE. In Display erscheinen eine Zahl, ein Buchstabe, eine Zahl
und ein Name. Dies sind der eingestellte MIDI
Kanal, die aktuelle Programmbank (A bis D oder
A bis H) sowie die Nummer und der Name des
aktuellen Klangprogramms.
Wenn Sie nun Noten spielen, sollte der Klang
zu hören sein und im Display bei jedem Tastenanschlag und bei jeder Tastenfreigabe eine Viertelnote (ausgefüllter Notenkopf) erscheinen.
Falls Sie nichts hören und statt dessen eine halbe Note (leerer Notenkopf) erscheint, prüfen Sie
bitte nach, ob Sie auf einem falschen MIDI-Kanal senden.
Rufen Sie mit den VALUE-Tastern die 128
Klangprogramme der Bank A nacheinander auf.
(Alternativ können Sie auch den MULTI-Taster
gedrückt halten und die Klänge mit dem VALUE-Regler durchfahren.) Um die weiteren
Klangprogramme der Bänke B,C usw. zu hören,
wechseln Sie mit den PARAMETER/BANK-Tastern zwischen den Programmbänken.
Durch gleichzeitiges Drücken der Taster EDIT
und SYNC im OSCILLATORS-Bereich senden
Sie eine Note an den Virus – Sie können mit Hilfe dieser AUDITION-Funktion also auch dann
Klänge probehören, wenn keine Tastatur am Virus angeschlossen ist.
UNDO
STORE
MULTISINGLE
SINGLE
MULTI
-
SOFT KNOB 1
+
Einige Klangprogramme tragen das Kürzel
“INP” oder “VOC”. Diese verwenden den externen Audio-Eingang als Signalquelle für die Filtersektion (INP) oder den Vocoder (VOC). Sie
werden somit nur dann etwas hören, wenn sie
ein Audiosignal in die externen Audioeingänge
leiten.
KLANGKATEGORIEN
Der VIRUS bietet die Möglichkeit, die gespeicherten SINGLE-Sounds in Kategorien einzuteilen. Über diese Kategorien kann ein
gewünschter Sound schneller gefunden werden.
Jeder SINGLE-Sound lässt sich mit bis zu zwei
Kategorien belegen, die Werksklänge sind bereits mit einer Kategorie vorprogrammiert. Die
Kategorien können jederzeit geändert werden
und mit dem Sound abgespeichert werden.
Im SINGLE-Mode und MULTI-SINGLE-Mode
kann gezielt nach Klängen mit einer bestimmten
Kategorie gesucht werden:
Wenn man die SINGLE-Taste hält, dann kann
mit den Parameter-Tasten diejenige Kategorie
gewählt werden, nach der die Klänge ausgesucht werden sollen. Mit den Value-Tasten können – ebenfalls bei gehaltener SINGLE-Taste –
Klänge mit der aktuellen Kategorie angewählt
werden. SINGLEs, welche die aktuelle Kategorie nicht enthalten, werden bei der Klang-Anwahl übersprungen, wenn die SINGLE-Taste
beim Umschalten gehalten wird.
ANHÖREN DER PROGRAMMKOMBINATIONEN
Der VIRUS kann jedoch nicht nur einzelne
Klangprogramme, sondern auch ganze Kombinationen solcher Klänge (MULTI PROGRAMs)
gleichzeitig wiedergeben. Um die Multiprogramme abzurufen, drücken Sie den Taster
MULTI und rufen die Programmkombinationen
durch die VALUE-Taster ab. Da der VIRUS "nur"
128 Multiprogramme speichern kann, entfällt
die Bankumschaltung, die Sie bei der SingleProgrammwahl kennengelernt haben.
Ein Großteil der werksseitig gespeicherten
MULTI PROGRAMs enthält Klangkombinationen, die durch nur einen MIDI-Kanal zu steuern
sind, indem sie die beteiligten Klänge nebeneinander (“Split”) oder übereinandergelegt (“Layer”) auf der Tastatur anordnen. Andere MULTI
PROGRAMs verteilen die beteiligten Klänge auf
mehrere MIDI-Kanäle, um den Sequenzer-Einsatz zu unterstützen. Sollten Sie nach Aufruf eines MULTI PROGRAMs nur einen einzigen
Klang hören, so können Sie das betreffende
MULTI PROGRAMM durch mehrere Kanäle
steuern.
MEIN ERSTES KLANGPROGRAMM
Sollten Sie noch niemals an einem Synthesizer
Klänge eingestellt bzw. verändert haben, so
werden wir Sie nun mit diesem außergewöhnlichen Vergnügen bekannt machen.
Wählen Sie das Single-Programm “C127 –
START -”. Schlagen Sie eine Taste auf der angeschlossenen Tastatur an. Sie hören einen
strahlenden bis scharfen und vor allem vollkommen starren Ton, der nach Tastenanschlag sofort einsetzt und während der gehaltenen Taste
statisch weiterklingt. Nach Loslassen der Taste
endet der Ton abrupt.
Dieser Klang soll Ihnen nicht etwa besonders
angenehm erscheinen, sondern einen möglichst neutralen Ausgangspunkt für Ihre Klanggestaltung bieten.
DIE LAUTSTÄRKEHÜLLKURVE
Um diesen auf die Dauer nervtötenden Klang in
ein angenehmeres Signal zu verwandeln, beginnen wir mit dem Lautstärkeverlauf. Lokalisieren
Sie den Bereich AMPLIFIER unten rechts auf
dem Bedienfeld des VIRUS. Sie finden dort vier
Regler mit den Bezeichnungen ATTACK, DECAY, SUSTAIN und RELEASE
Diese Regler dienen dazu, dem Klang eine sogenannte Lautstärkehüllkurve (engl.: amplifier
envelope) zu verleihen, die Sie nun von dem
heimorgelähnlichen Dröhnen erlösen wird.
ATTACK
DECAY
SUSTAIN
RELEASE
12
12
12
12
AMPLIFIER
AMPLIFIER
6
0
ATTACK
ACCESS VIRUS OS5
Die Lautstärkehüllkurve
17
Drehen Sie nun am Regler DECAY, während Sie
nach wie vor Noten auslösen und ausreichend
6
6
6
lange halten. Sie werden bemerken, dass die
Lautstärke nach Erreichen des Maximums in
0
12
DECAY
12
0
SUSTAIN
12
0
RELEASE
12
der ATTACK-Phase wieder gegen Minimum abfällt. Die Geschwindigkeit dieses Absinkens regeln Sie über den DECAY-Regler.
Drehen Sie am Regler ATTACK, während Sie
wiederholt Noten auslösen. Je weiter Sie den
Regler aufdrehen, um so länger dauert es, bis
der Klang nach Notenbeginn seine volle Lautstärke erreicht. ATTACK regelt also die Einschwingphase des Klangs.
Es ist übrigens gut möglich, dass der Regler
ATTACK auf irgendeiner beliebige Position
stand, bevor Sie ihn bewegten. Dennoch stieg
die Lautstärke vor Ihrem Eingriff sofort auf Maximum an. Das liegt daran, dass der ATTACKWert 0 im Klangprogramm – START – gespeichert ist und dieser Wert seine Gültigkeit behielt, bis Sie durch geringfügiges Drehen des
ATTACK-Reglers dessen aktuelle Position zum
neuen ATTACK-Wert erklärten.
Sie können diesen Zusammenhang sehr gut im
Display des VIRUS nachvollziehen. Dort werden
beim Betätigen eines Reglers stets zwei Zahlen
angezeigt: Links ist der im Klangprogramm gespeicherte Wert, rechts die numerische Entsprechung der aktuellen Reglerposition
abzulesen.
Die sichtbare Reglerstellung sagt bei einem
speicherbaren Synthesizer unter Umständen
nichts über den tatsächlichen Wert der betreffenden Funktion aus, da ein Regler nach Aufruf
eines Klangprogramms zunächst bewegt werden muss, um den im Klangprogramm gespeicherten Wert durch jenen Wert zu ersetzen, der
der Reglerstellung entspricht.
Das DECAY muss aber nicht in jedem Fall zum
Minimum führen, sondern kann einen beliebigen Pegel zwischen Maximum und Minimum
zum Ziel haben. Dieser Pegel wird wiederum
durch den SUSTAIN-Regler bedient.
Für den Fall, dass Sie den SUSTAIN-Pegel auf
Maximum stellen, kann in der DECAY-Phase
kein Absinken der Lautstärke mehr auftreten;
der DECAY-Regler ist in dieser Situation also
wirkungslos.
Die einzelnen Funktionen eines Synthesizers
arbeiten dergestalt zusammen, dass einzelne
Funktionen in Abhängigkeit von anderen Funktionen in ihrer Wirkungsweise verändert oder
sogar vollständig unterdrückt werden können.
Der letzte Regler, RELEASE, beschreibt die Geschwindigkeit der Lautstärkeabsenkung, die erfolgt, wenn man die Taste losläßt: Geringe
Werte lassen den Klang mehr oder weniger abrupt enden, hohe Werte sorgen für ein langsames, weiches Ausklingen. Die Länge der
RELEASE-Phase ist nebenbei auch davon abhängig, auf welchem Pegel sich die Hüllkurve
gerade befindet, wenn Sie die Taste loslassen:
Je geringer der Pegel, desto kürzer die RELEASE-Phase. Für den Fall, dass der Ton bereits in einer kurzen DECAY- oder SUSTAINTIME-Phase abgeklungen ist, während Sie die
Taste hielten, werden Sie nach Loslassen der
Taste natürlich keine RELEASE-Phase mehr
vernehmen.
18
-100%
100%
1+2
FILTER BALANCE
CUTOFF
RESONANCE
ENV AMOUNT
CUTOFF 2
SELECT
MODE
FILT 1
FILT 2
EDIT
BP
BS
HP
LP
FILT 2
FILT 1
12
12
FILTERS
SELECT
MODE
FILT 1
FILT 2
EDIT
BP
BS
HP
LP
FILT 2
FILT 1
KAPITEL 4
Einführung
DAS ERSTE FILTER
Wir kommen zu der Funktionsgruppe eines
Synthesizers, die gemeinhin als seine wichtigste betrachtet wird, da sie die drastischsten
Klangfarbeneingriffe ermöglicht: dem Filter –
beziehungsweise im Falle des VIRUS: den beiden Filtern. Wir werden uns zunächst aber nur
mit einem der beiden Filter befassen.
FILTERS
0
CUTOFF
-
6
CUTOFF 2
6
12
0
6
6
0
RESONANCE
EDIT
FILT 1
12
-100%
ENV AMOUNT
LP
HP
BP
BS
MODE
0
100%
FILT 2
Lokalisieren Sie den Regler Cutoff (nicht zu verwechseln mit Cutoff 2!) im Bereich FILTERS, der
direkt über dem Bereich AMPLIFIER liegt. Drehen Sie ihn nach links und rechts und hören Sie,
wie der Klang gemäß Ihrer Drehbewegung
dumpfer und wieder heller wird. (Um den Effekt
dieses und der folgenden Experimente besser
anhören zu können, sollten Sie die Lautstärkehüllkurve so einstellen, dass Sie auf jeden Fall
während gehaltener Noten einen stetigen Pegel
erhalten.) Dies ist die Wirkungsweise eines sogenannten Tiefpassfilters: Es unterdrückt hohe
Klanganteile und läßt tiefe Klanganteile passieren. Der Cutoff-Regler bestimmt die Grenzfrequenz zwischen dem durchgelassenen und
dem unterdrückten Bereich. Diese Grenzfrequenz wird auch als Filterfrequenz oder CutoffFrequenz bezeichnet.
Lokalisieren Sie nun den Schalter FILT 1 MODE,
ebenfalls in der FILTERS-Sektion. Er bietet die
Wahl zwischen vier Betriebsarten des Filters:
1+2
1
FILTER BALANCE
FILT 2
FILT 1
SELECT
- LP
das Tiefpassfilter (engl.: low pass filter),
das Sie bereits kennengelernt haben.
- HP
das Hochpassfilter (engl.: high pass filter), das exakt umgekehrt wirkt wie der Tiefpass: Es unterdrückt tiefe Klanganteile und
lässt hohe passieren.
- BP
das Bandpassfilter (engl.: band pass filter), das Klanganteile zu beiden Seiten der
gewählten Grenzfrequenz unterdrückt, also
nur ein schmales Frequenzband des ursprünglichen Klangs durchlässt.
- BS
das Bandsperre- oder Kerbfilter (engl.:
band stop filter, band reject filter oder notch
filter), das exakt umgekehrt wie das Bandpassfilter wirkt: Es lässt alle Klanganteile bis
2
auf ein schmales Band um die gewählte
Grenzfrequenz herum durch, schlägt also gewissermaßen eine Kerbe in das Klangspektrum.
FILT 2
FILT 1
LP
HP
BP
BS
EDIT
FILT 1
MODE
FILT 2
SELECT
Rufen Sie nun die einzelnen Betriebsarten auf
und drehen Sie dann am Cutoff-Regler, um ein
Gefühl für die Wirkungsweise jedes Filtertyps zu
entwickeln.
Neben dem Cutoff-Regler ist der RESONANCERegler das wichtigste Bedienelement eines Filters. Die Filterresonanz hebt die Lautstärke von
Klanganteilen in der Nähe der Grenzfrequenz an
und senkt dafür entlegenere Klanganteile ab.
Das Ergebnis ist – vor allem beim Tiefpass – ein
zunehmendes "Näseln" des Klangs bei Anheben der Resonanz. Experimentieren Sie mit der
Resonanz bei unterschiedlichen Filterbetriebsarten und Cutoff-Einstellungen. Sie werden
feststellen, dass der Einfluß der Resonanz sich
ACCESS VIRUS OS5
-100%
100%
CUTOFF
RESONANCE
ENV AMOUNT
12
12
Filtermodulationen
19
bei der Bandsperre deutlich von dem bei anderen Filtertypen unterscheidet: Hier wird die
"Kerbe" bei zunehmender Resonanz schmaler;
es werden mehr Klanganteile zu beiden Seiten
der Filterfrequenz durchgelassen.
FILTERMODULATIONEN
Selbstverständlich sollen Sie Klangveränderungen am VIRUS nicht ausschließlich durch Drehen an den Reglern bewirken müssen. Statt
dessen lassen sich alle möglichen Klangprozesse des VIRUS automatisieren, wie Sie es zuvor
bereits bei der Lautstärke erlebt haben: Die dortige Hüllkurve lässt sich als eine Automatik beschreiben, die anhand einer einstellbaren Kurve
in Abhängigkeit vom Auslösen, Halten und Freigeben von Noten einen imaginären Lautstärkeregler öffnet und wieder schließt.
Entsprechende Verfahren – man spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von Modulationen – lassen sich auch auf die Filterfrequenz
anwenden. Hierzu besitzt der FILTERS-Bereich
seine eigene Hüllkurve, die im Aufbau identisch
mit der Lautstärkehüllkurve ist und auf dem Bedienfeld unmittelbar über ihr angeordnet wurde.
Ähnlich der Lautstärkehüllkurve “dreht” die Filterhüllkurve automatisch am Cutoff-Regler, sie
moduliert also die Grenzfrequenz des Filters.
Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zur Wirkungsweise der Lautstärkehüllkurve: Letztere geht stets vom Pegelwert 0 aus,
denn schließlich soll vor Notenbeginn absolute
Stille herrschen und nicht etwa “ein bisschen”
Pegel vorliegen, und auch nach dem Lautstärke-RELEASE soll Ruhe im Karton sein. Ganz
anders dagegen liegt der Fall bei der Filterhüllkurve: Sie geht stets vom manuell gewählten
Cutoff-Wert aus und soll die Filterfrequenz auch
keinesfalls immer bis zum Maximum hochregeln.
0
CUTOFF
6
12
6
0
RESONANCE
12
0
-100%
ENV AMOUNT
100%
Entsprechend stellt sich die Notwendigkeit, den
Wirkungsbereich der Filterhüllkurve eingrenzen
zu können, und genau das leistet der Regler
ENV AMOUNT (Abkürzung für Envelope
Amount, engl. für: Hüllkurvenanteil). Am Linksanschlag besitzt die Filterhüllkurve keinerlei
Wirkung auf die Grenzfrequenz; dreht man den
Regler weiter nach rechts, so nimmt die Wirkung der Filterhüllkurve auf die Filterfrequenz
zu. Der maximale Ausschlag der Hüllkurve kann
auch außerhalb des wahrnehmbaren Bereiches
liegen, wenn nämlich das Filter bereits über den
Cutoff-Regler oder durch anderweitige Steuerungen schon teilweise geöffnet wurde. Ist im
Extremfall das Filter bereits vollkommen geöffnet, kann selbstverständlich kein noch so hoher
ENV AMOUNT eine weitere Zunahme der Filterfrequenz bewirken.
Experimentieren Sie nun ausgiebig mit verschiedenen Einstellungen der Filterhüllkurve in
Verbindung mit ENV AMOUNT, Cutoff und RESONANCE sowie vor allem den unterschiedlichen Filterbetriebsarten und ziehen Sie dabei
ruhig wieder unterschiedliche Einstellungen der
Lautstärkehüllkurve hinzu. Sie werden feststellen, dass bereits mit diesen wenigen Parametern eine Unzahl von Klangeinstellungen
möglich ist. Falls Sie zu assoziativem Hören
neigen, werden Sie einige Einstellungen als "angeschlagen" oder "gezupft", andere als "angerissen" und wieder andere als eher "gestrichen"
oder "flächig” empfinden.
20
KAPITEL 4
Einführung
Stellen Sie nun für ein weiteres Experiment die
Lautstärkehüllkurve wieder so ein, dass Sie
während gehaltener Noten einen stetigen Pegel
hören und deaktivieren Sie die Filterhüllkurve,
indem Sie ENV AMOUNT auf 0 setzen. Stellen
Sie nun das Filter 1 auf Tiefpassbetrieb und
senken Sie die Filterfrequenz so weit herab,
dass Sie bei Noten mittlerer Tonlage gerade
eben noch ein dumpfes Signal hören.
Spielen sie nun tiefere und höhere Noten. Sie
werden feststellen, dass tiefere Noten nun
obertonreicher wirken, während höhere Noten
zunehmend dumpfer und leiser werden, um
schließlich gänzlich unhörbar zu werden. Möglicherweise ahnen Sie bereits die Erklärung:
Durch die Abwärtstransponierung der Töne liegen zunehmend mehr Klanganteile (sogenannte
Teiltöne) des Signals unterhalb der Filterfrequenz, während bei Aufwärtstransponierung
immer mehr Teiltöne jenseits der Filterfrequenz
liegen und somit unterdrückt werden, bis
schließlich auch der Grundton und damit der
letzte Klanganteil verschwindet.
Um diesen Effekt zu vermeiden – oder auch bei
Bedarf zu verstärken -, besteht die Möglichkeit,
die Filterfrequenz über die Tonhöhe der Note
bzw. über die Notennummer zu beeinflussen.
Den Grad dieser Beeinflussung bestimmt man
durch den Parameter KEY FOLLOW. Diesen finden Sie im im Filter Edit Menü.
Beachten Sie bitte, dass KEY FOLLOW ein sogenannter bipolarer Parameter ist: Sein Regelbereich erstreckt sich nicht von 0 bis zu einem
Maximum (127), sondern vom negativen Maximum (-64) über 0 bis hin zum positiven Maximum (+63). Befindet sich der Regler also in
Mittelstellung (0), so übt die Tonhöhe bzw. die
Tastatur keinerlei Wirkung auf die Filterfrequenz
aus. Dreht man den KEY FOLLOW allerdings
nach rechts in seinen positiven Wertebereich,
so wird man feststellen, dass sich das Filter bei
hohen Tönen zunehmend weiter öffnet, bei tiefen Tönen jedoch weiter schließt. Bewegt man
den Regler nach links in den negativen Bereich,
so ist dieser KEY-FOLLOW-Effekt genau umgekehrt. Dieser Form der Intensitätseingabe über
einen bipolaren Parameter wird Ihnen beim VIRUS in Verbindung mit anderen Modulationsquellen und -empfängern wiederbegegnen.
Experimentieren Sie nun mit verschiedenen
KEY FOLLOW-Einstellungen und stimmen Sie
die Einstellungen dabei stets mit Cutoff ab. Ziehen Sie anschließend auch die anderen Parameter hinzu, die Sie bereits kennengelernt
haben.
DIE SATURATIONSSTUFE
Dem Filter 1 ist im VIRUS eine Sättigungsstufe
nachgeschaltet, die es ermöglicht, dem gefilterten Signal durch Verzerrungen neue Obertöne
hinzuzufügen.
Lokalisieren und betätigen Sie den Taster EDIT
im FILTERS-Bereich.
01111111111111111112
1 SATURATION
Curve Off≤
61111111111111111154
Das Display meldet "SATURATION CURVE
OFF", was bedeutet, dass keine Sättigung vorliegt. Mit den VALUE-Tastern oder dem VALUERegler können Sie nun unter mehreren Sättigungs-/Verzerrungskurven wählen. Die Sättigungsstufe bietet neben den Verzerrerkurven
weitere DSP-Effekte wie Shaper, Rectifier und
Filter. Diese werden in einem anderen Kapitel
näher erläutert.
ACCESS VIRUS OS5
OSC VOL
FILTER BALANCE
CUTOFF
RESONANCE
ENV AMOUNT
CUTOFF 2
SELECT
MODE
FILT 1
FILT 2
EDIT
BP
BS
HP
LP
FILT 2
FILT 1
Das zweite Filter
21
An dieser Stelle soll auch der Regler OSC VOL
im MIXER-Bereich erwähnt werden. Bis zur
Hälfte seines Regelwegs steuert er die Lautstärke des Eingangssignals der Filtersektion. Ab
der Mittelstellung erfolgt jedoch keine weitere
Anhebung der Lautstärke, sondern eine Intensivierung der Sättigung bzw. Verzerrung, je weiter
Sie nach rechts drehen. Dieser Effekt tritt allerdings nur ein, wenn Sie auch eine Sättigungskurve aktiviert haben. Auch die Intensität der
übrigen anwählbaren DSP-Effekte wird über
den Regler OSC VOL gesteuert.
0
-
6
6
OSC VOL
Experimentieren Sie nun mit den verschiedenen
Sättigungskurven in Verbindung mit unterschiedlichen Einstellungen für OSC VOL. Hören
Sie dabei insbesondere auch, wie unterschiedliche Cutoff- und RESONANCE-Einstellungen
die Sättigung beeinflussen.
Dieses zweite Filter ist technisch identisch mit
dem ersten aufgebaut und soll daher hier nicht
mehr mit derselben Ausführlichkeit abgehandelt
werden. Es gilt jedoch, einige Bedienungsunterschiede zum ersten Filter kennenzulernen:
• Lediglich zwei Bedienelemente des VIRUS
befassen sich ausschließlich mit Filter-2 und
CUTOFF-2 und FILT-2 MODE.
• Die Regler RESONANCE, ENV AMOUNT und
KEY FOLLOW beziehen sich demgegenüber
wahlweise auf das erste, das zweite oder beide
Filter. Die Betriebsart dieser Regler ist durch die
beiden SELECT-Taster ganz rechts außen im
FILTERS-Bereich zu wählen.
Drücken Sie beispielsweise die Taste FILT 2
SELECT, so gelten die Werte, die Sie daraufhin
mit den Reglern RESONANCE, ENV AMOUNT
und KEY FOLLOW einstellen, nur für das Filter
2. Die entsprechenden Parameter für das Filter
1 bleiben hierbei unangetastet. Drücken Sie dagegen beide SELECT-Taste gleichzeitig, so gelten die daraufhin eingestellten Werte identisch
für Filter 1 und 2. Im Klangprogramm, von dem
unsere Experimente ausgehen, leuchten die
LEDs beider Taster, so das alle Eingaben der
fraglichen Parameter bisher beide Filter betrafen. Allerdings haben Sie Filter 2 noch nicht hören können, weil es bisher aus dem akustischen
Signalweg des VIRUS ausgeblendet war.
DAS ZWEITE FILTER
Wie Sie bei Ihren letzten Experimenten vermutlich festgestellt haben, kann die Sättigung dem
Klang – gerade bei geringer Filterfrequenz und
hoher Resonanz – einen sehr herzhaften, kernigen Charakter verleihen – und damit häufig den
Wunsch nach einer erneuten Filterung hervorrufen. Dies ist einer der Gründe, warum der VIRUS mit einem weiteren Filter pro Stimme
ausgestattet ist.
CUTOFF
-
6
CUTOFF 2
0
RESONANCE
6
EDIT
FILT 1
ENV AMOUNT
LP
HP
BP
BS
MODE
FILT 2
FILTER BALANCE
FILT 2
FILT 1
SELECT
Vor unserem nächsten Experiment deaktivieren
Sie bitte SATURATION und stellen Sie den ENV
AMOUNT der Filterhüllkurve auf Null. Drehen
Sie Cutoff 2 auf Mittelstellung, damit der Filter 2
immer die selbe Grenzfrequenz wie Filter 1 an-
22
KAPITEL 4
Einführung
nimmt (Cutoff 2 wird später genauer erklärt).
Stellen Sie Cutoff auf einen mittleren Wert und
regeln Sie RESONANCE ganz nach links, um einen relativ dumpfen Klang zu erhalten.
Lokalisieren Sie nun den Regler FILTER BALANCE ganz rechts oben auf dem Bedienfeld und
drehen Sie ihn von links nach rechts. Sie werden feststellen, dass der Klang zur Mitte hin
noch dumpfer wird, während er zum rechten
Ende des Regelwegs hin eher etwas heller als
bei Linksanschlag klingt. Das ist dadurch zu erklären, dass bei Linksanschlag von FILTER BALANCE ausschließlich Filter 1 zu hören ist,
während zur Mitte des Regelwegs Filter 2 eingeblendet wird, so dass nun beide Filter hintereinander im Signalweg liegen. Zum rechten
Ende des Regelwegs von FILTER BALANCE
wird das erste Filter zunehmend aus dem Signalfluss ausgeblendet, bis schließlich nur noch
Filter 2 aktiv ist.
Warum wird das Signal aber eigentlich dumpfer,
wenn zwei Filter hintereinander im Signalweg
liegen? Einfach formuliert lautet die Antwort:
Weil ein Filter nicht unendlich “kräftig” ist und
zwei Filter deswegen mehr Wirkung zeigen als
eines alleine. Der Wirkungsgrad eines Filters
wird "Flankensteilheit" genannt. Je größer die
Flankensteilheit ist, desto kräftiger und “zupakkender” verhält sich das Filter. Die Maßeinheit
der Flankensteilheit ist der sogenannte Filterpol:
Jeder Filterpol bedeutet eine zunehmende Absenkung der Frequenzen jenseits der Grenzfrequenz von 6dB pro Oktave. Je mehr Pole ein
Filter aufweist, um so größer ist seine Flankensteilheit. Bei zwei Filterpolen ergibt sich eine
Flankensteilheit von 12dB/Oktave, bei vier Polen eine von 24dB/Oktave.
Jedes Filter des VIRUS besitzt normalerweise 2
Pole. In der FILTER-ROUTING-Betriebsart SER
6 arbeitet Filter 1 allerdings mit 4 Polen, so dass
das Signal durch Filter 1 (FILTER BALANCE auf
Linksanschlag) stärker beschnitten wird als
durch Filter 2 (FILTER BALANCE auf Rechtsan-
schlag). In der Mittelstellung von FILTER BALANCE liegen – wie bereits erwähnt – beide
Filter hintereinander, wodurch sie sich zu einem
einzigen Filter mit 6 Polen und einer dadurch
sehr hohen Flankensteilheit verbinden. Deshalb
wird das Eingangssignal in dieser Position extrem scharf beschnitten.
Experimentieren Sie mit den verschiedenen Positionen von FILTER BALANCE, um ein Gefühl
für die verschieden Flankensteilheiten zu entwickeln. Bedienen Sie dabei den Cutoff-Regler
oder aktivieren sie die Filter-Hüllkurve (für beide
Filter!), um die Filter in Aktion zu hören.
Eine Besonderheit stellt der Regler CUTOFF-2
dar: Er regelt die Grenzfrequenz des zweiten Filters, arbeitet dabei jedoch relativ zum darüberliegenden Cutoff-Regler. In seiner Mittelstellung
ist die manuell gewählte Frequenz von Filter 2
identisch mit der von Filter 1, bei Rechtsdrehung wird die Grenzfrequenz von Filter 2 relativ
zu der von Filter 1 angehoben, bei Linksdrehung dementsprechend relativ herabgesetzt.
Mit dem Cutoff2-Regler können Sie also einen
konstanten Unterschied bzw. Offset zwischen
den beiden Filterfrequenzen definieren, der
beim Betätigen des Cutoff-Reglers immer beibehalten wird. Der (erste) Cutoff-Regler verändert gleichermaßen die Grenzfrequenz von
beiden Filtern.
Ein weiteres Experiment, womit Sie neuartige
und VIRUS-typische Filtercharakteristiken entwickeln können:
Stellen Sie die FILTER BALANCE auf Mittelstellung und stellen Sie den Cutoff 2 auf Maximum.
Die FILTER-ROUTING-Betriebsart muss sich
nach wie vor auf SER 6 befinden. Stellen sie
den Cutoff und die RESONANCE auf mittlere
Werte ein und wählen sie eine gut vernehmbare
SATURATION-Curve. Sie sind nun in der Lage,
dieses komplexe Signal, das der Verzerrer mit
dem Filter 1 bildet, ein weiteres Mal zu filtern.
Drehen Sie hierzu den Cutoff 2 Regler langsam
ACCESS VIRUS OS5
Filter Routing
23
in Richtung Mittelstellung. Sie hören, wie sich
das Filter 2 langsam über das verzerrte Signal
legt. Sie können für Filter 2 eine individuelle Resonanz einstellen, wenn Sie die FILT 2 SELECTTaste drücken und den RESONANCE-Regler
betätigen. Belassen Sie nun den Cutoff 2 auf einer Position rechts neben der Mittelstellung.
Die so beschriebene Konfiguration kann als eine komplexe nichtlineare Filterkonstruktion angesehen werden, deren Grenzfrequenz über
den Cutoff-Regler bedient wird. Die Klangcharakteristik können Sie in einem weiten Rahmen
über Cutoff 2 einstellen. Modifizieren Sie jedoch
auch die Resonanzen der beiden Filter und die
SATURATION-Curve, um neue Filtercharakteristiken zu erhalten.
Experimentieren Sie nun auch mit den unterschiedlichen Filter-Modes, und achten Sie dabei insbesondere auf die Wirkung der
Parameter RESONANCE, ENV AMOUNT und
KEY FOLLOW in Abhängigkeit der SELECT-Taster. Bitte beachten Sie dabei, dass Ihre Chancen, den Klang "abzuwürgen”, durch den
Einsatz zweier Filter deutlich steigen: Ist etwa
das erste Filter als Tiefpass mit geringer Grenzfrequenz, das zweite aber als Hochpass mit hoher Grenzfrequenz eingestellt, so erhalten sie
gar kein Signal mehr, sobald FILTER BALANCE
in Mittelstellung arbeitet.
- SER-4
beide Filter besitzen die selbe Flankensteilheit, nämlich jeweils zwei (12dB/Okt.), gemeinsam also vier sogenannte Filterpole
(24dB/Okt.).
- SER-6
ter 1 besitzt vier (24dB/Okt.), Filter 2 hingegen
zwei Pole (12dB/Okt.), so dass die gemeinsame Flankensteilheit sechs Pole (36dB Okt.)
beträgt.
- PAR-4
besitzen jeweils zwei Pole (12dB/Okt.).
- SPLIT
besitzen jeweils zwei Pole (12dB/Okt.). Jeder
der beiden Oszillatoren führt sein Signal in jeweils eines der beiden Filter, deren Signale
über den Parameter UNISON Pan Spread im
Panorama gespreizt werden können.
SATURATION-Stufe immer dem Filter 1 nachgeschaltet.
Die Filter sind in Reihe geschaltet;
Die Filter sind in Reihe geschaltet; Fil-
Die Filter sind parallel geschaltet und
Die Filter sind parallel geschaltet und
Unabhängig vom FILTER ROUTING ist die
FILTER ROUTING
Als letzter hier noch zu nennender Parameter
bietet FILTER ROUTING mehrere umschaltbare
Möglichkeiten, um die Filter hintereinander ("seriell") im Signalweg anzuordnen, oder auch parallel zueinander zu betreiben:
24
KAPITEL 4
Einführung
ACCESS VIRUS OS5
48
48
DETUNE 2 / 3
SHAPE
/ PW
WAVE SEL
SEMITONE
FM AMOUNT
EDIT
SYNC
SELECT
OSC 3
OSC 2
OSC 1
12
12
12
OSC 3
ON
WAVE
OSCILLATORS
AUDITION
Der erste Oszillator
25
DER ERSTE OSZILLATOR
Bisher haben wir uns ausschließlich mit klangbearbeitenden Funktionen befasst und sind dabei stets vom selben Ausgangsmaterial
ausgegangen: einer sogenannten Sägezahnwelle (eng.: sawtooth wave). Diese Wellenform
ist als neutrales Ausgangsmaterial besonders
gut geeignet, da sie alle Obertöne der sogenannten Natürlichen Obertonreihe enthält, so
dass die Filter gute Angriffsmöglichkeiten erhalten.
Die Filter (Ausnahme: das Kerbfilter oder Bandstop BS) beschneiden jedoch das Klangspektrum stets an den Enden, so dass das Signal
beispielsweise dumpfer klingt, nachdem es
durch ein Tiefpassfilter geführt wurde. Nun können Sie sich sicherlich vorstellen, dass derlei
Eingriffe zwar wesentlich sind, allein jedoch
nicht ausreichen, um eine Klangfarbe zu gestalten. Schließlich verfügen beispielsweise eine
Trompete und ein Saxofon über deutlich unterschiedliche Klangfarben, obwohl niemand behaupten würde, das eine Instrument sei
auffallend dumpfer als das andere. Es muss also eine Möglichkeit geschaffen werden, die
Klangfarbe auch innerhalb des durchgelassenen Bereichs zu bestimmen. Zudem muss auch
die Tonhöhe des Signals festgelegt werden.
Rufen Sie für die nächsten Versuche bitte erneut den Grundklang (C127 – START -) auf, von
dem wir anfangs ausgegangen sind. Verändern
Sie ihn ruhig, um eine angenehmere Lautstärkehüllkurve zu erzielen, halten Sie sich aber mit
Filter- und Saturation-Eingriffen zurück, damit
Sie das Oszillatorsignal möglichst unbeeinflusst
hören können.
Betätigen Sie im Bereich OSCILLATORS gegebenenfalls den Taster OSC 1, um den ersten
Oszillator für die Bearbeitung auszuwählen.
Oberhalb der Taster finden Sie die beiden Regler SHAPE und WAVE SEL/PW. Diese Regler ermöglichen es, die Wellenform und damit das
Klangspektrum des Oszillator 1 zu bestimmen.
Im Klangprogramm ist für SHAPE die Mittelstellung (Wert 64) abgelegt, die am Regler durch
die grafische Repräsentation einer Sägezahnwelle markiert ist. (Die Grafik veranschaulicht
übrigens sehr deutlich, warum die Wellenform
“Sägezahn” heißt).
Drehen Sie den Regler nun bei gehaltener Note
langsam nach rechts und hören Sie dabei, wie
die Klangfarbe zum Rechtsanschlag hin zunehmend “hohler” klingt. Der Effekt lässt sich annäherungsweise als ein “Ausdünnen” der
Klangfarbe beschreiben, in jedem Falle aber als
etwas, das die Klangfarbe über das gesamte
Spektrum hinweg gleichmäßig betrifft und daher durch Filter nicht zu erzielen wäre.
Beide Aufgaben kommen in einem Synthesizer
den Oszillatoren zu. Sie schwingen mit wählund modulierbarer Tonhöhe und sind zudem in
der Lage, unterschiedliche Wellenformen und
somit unterschiedliche Ausgangsspektren für
die anschließende Filterung zu erzeugen.
Der VIRUS besitzt zwei Hauptoszillatoren und
einen sogenannten Suboszillator. Wir werden
uns zunächst jedoch mit dem Oszillator 1 befassen, denn den haben Sie bei unseren bisherigen Experimenten stets gehört.
OSCILLATORS
WAVE
SHAPE
EDIT
SYNC
AUDITION
0
WAVE SEL
0
FM AMOUNT
-
48
SEMITONE
OSC 1
0
48
OSC 2
SELECT
6
12
/ PW
6
12
0
DETUNE 2 / 3
OSC 3
6
OSC 3
ON
12
26
KAPITEL 4
Einführung
Die Wellenform, die Sie bei Rechtsanschlag von
SHAPE hören, ist die sogenannte Rechteckwelle (engl.: pulse wave), deren Schemazeichnung
auf der Bedienfläche am besten die Wortbedeutung erläutert. Sie zeichnet sich dadurch aus,
dass der positive Ausschlag der Wellenform in
seiner Dauer identisch mit dem negativen Bereich ist: Sie besitzt eine sogenannte Pulsweite
von 50%. Die Rechteckwelle unterscheidet sich
klanglich vom Sägezahn, indem nicht alle Obertöne der Natürlichen Obertonreihe vorkommen,
sondern nur ungeradzahlige Harmonische, also
die erste (der tonhöhenstiftende Grundton), die
dritte, die fünfte etc.. Indem Sie SHAPE von Sägezahn in Richtung Puls drehen, blenden Sie
faktisch jeden zweiten Oberton aus, was die
technische Erklärung für die zunehmende Aushöhlung der Klangfarbe ist.
Den Prozess der Klangfarbenänderung können
Sie nun fortsetzen, indem Sie die Symmetrie
der Pulswelle vom Rechteck in Richtung
schmalerer Pulse verschieben. Dies ist beim VIRUS durch den Regler WAVE SEL/PW (PW =
pulse width, engl. für: Pulsweite) möglich, SOLANGE SICH SHAPE IM RECHTEN BEREICH
SEINES REGELWEGS BEFINDET. Drehen Sie
WAVE SEL/PW langsam von links nach rechts,
während SHAPE auf Rechtsanschlag steht. Sie
hören dabei, wie die Klangfarbe den Schwerpunkt ihres Klangspektrums aufwärts verlagert
und dabei dünner wird. Am Rechtsanschlag
verschwindet das Signal vollkommen, da die
Pulsweite jetzt bei 0% liegt und dementsprechend keine Schwingung mehr erfolgt.
Drehen Sie SHAPE, vom Sägezahn (Mittelstellung) ausgehend, nach links. Sie hören dabei,
wie die Obertöne zunehmend ausgeblendet
werden, bis nur noch der Grundton erklingt.
Dies ist die sogenannte Sinuswelle, eine von 64
weiteren Wellenformen, die Ihnen als Ausgangsmaterial zur Verfügung stehen. Diese Wellenformen sind ebenfalls durch WAVE SEL/PW
(WAVE SEL: Abk. f. Wave Select, engl. f.: Wellenformauswahl) zu wählen, jedoch nur SOLAN-
GE SICH SHAPE IM LINKEN BEREICH SEINES
REGELWEGS BEFINDET. Alternativ dazu können sie jedoch auch – unabhängig von der aktuellen SHAPE-Stellung – im EDIT-Menü unter
OSCILLATOR 1 WAVE eingestellt werden.
Hören Sie nun die einzelnen Wellenformen an.
Die zweite der 64 Wellenformen ist ein Dreieck
(engl.: triangle wave); die restlichen Wellenformen enthalten unterschiedliche Klanganteile in
verschiedenen Mischverhältnissen.
Ziehen Sie, nachdem Sie sich mit den puren
Ausgangsspektren vertraut gemacht haben,
auch die mittlerweile geläufigen Parameter der
Bereiche FILTERS und AMPLIFIER hinzu (vergessen Sie dabei auch SATURATION und den
damit zusammenarbeitenden Regler OSC VOL
nicht), um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie
die einzelnen Wellenformen sich bei Filterung,
Sättigung und Lautstärkeformung verhalten.
DER ZWEITE OSZILLATOR
Wie bereits erwähnt, besitzt der VIRUS neben
anderen Schallquellen einen zweiten Oszillator.
Dieser wird im Bereich OSCILLATORS durch
Drücken des Tasters OSC 2 zur Bearbeitung
ausgewählt – die Bedienelemente in diesem
Bereich beeinflussen nun also nicht mehr den
ersten Oszillator (dessen Signal weiterhin hörbar bleibt), sondern den zweiten.
Rufen Sie bitte erneut das Ausgangsklangprogramm auf und verändern Sie dort gegebenenfalls die Lautstärkehüllkurve. Um Oszillator 2
hören zu können, müssen Sie zunächst den
Regler OSC BAL (Abk. f.: Oscillator Balance) im
MIXER-Bereich vom Linksanschlag, der im
48
48
DETUNE 2 / 3
SHAPE
/ PW
WAVE SEL
SEMITONE
FM AMOUNT
EDIT
SYNC
SELECT
OSC 3
OSC 2
OSC 1
12
12
12
OSC 3
ON
WAVE
OSCILLATORS
AUDITION
Klangprogramm abgelegt ist, nach rechts drehen.
OSCILLATORS
ACCESS VIRUS OS5
Der zweite Oszillator
6
0
6
27
Zur Mitte des Regelwegs hin werden Sie eine
Klangfarbenveränderung hören, die zum rechten Ende des Regelwegs hin wieder zurückgenommen wird. Dies ist ein sogenannter
Kammfiltereffekt. Er entsteht, wenn zwei Signale gleicher Frequenz, jedoch unterschiedlicher
Phasenlage gemischt werden. Lösen Sie die
selbe Note mehrfach nacheinander aus, während OSC BAL die Mittelstellung einnimmt. Sie
werden feststellen, dass jede Note eine etwas
unterschiedliche Klangfarbe besitzt. Das liegt
daran, dass die Oszillatoren des VIRUS frei
schwingen, so dass bei jedem Notenbeginn eine andere Phasenkonstellation der beiden Oszillatoren vorliegen kann. Lassen Sie OSC BAL
zunächst in der Mitte stehen.
Die Regler SHAPE und WAVE SEL/PW sind Ihnen schon von Oszillator Eins her bekannt. Ihre
Funktion ist bei Oszillator 2 identisch und soll
daher nicht erneut besprochen werden.
Lokalisieren Sie statt dessen den Regler DETUNE und drehen Sie ihn langsam vom Linksanschlag (der im Klangprogramm gespeichert ist)
ausgehend auf. Sie können nun hören, dass der
Klang langsam zu schweben beginnt und diese
Schwebung bei weiterer Rechtsdrehung beschleunigt wird, bis Oszillator 2 gegenüber Oszillator 1 deutlich verstimmt klingt. Derlei
Schwebungen sind bei Synthesizern traditionell beliebt, um chorus-artige Effekte für sogenannte "Flächenklänge" zu erzielen, oder um
den Klang einfach "fetter" zu machen.
Der Regler SEMITONE ermöglicht es, Oszillator
2 gegenüber Oszillator 1 in Halbtonschritten um
plus/minus vier Oktaven zu transponieren. Dies
ist insbesondere im Zusammenhang mit zwei
weiteren Funktionen des Oszillators interessant:
der Synchronisation und der Frequenzmodulation.
WAVE
EDIT
SHAPE
AUDITION
SYNC
0
WAVE SEL
0
FM AMOUNT
SEMITONE
OSC 1
OSC 2
SELECT
48
OSC 3
12
/ PW
6
12
0
DETUNE 2 / 3
OSC 3
ON
12
-
48
Lokalisieren Sie den Taster SYNC im OSCILLATORS-Bereich und aktivieren Sie Ihn (die LED
muss leuchten). Die Synchronisation zwingt Oszillator 2, seinen Wellenzyklus erneut zu starten,
sobald die Wellenform von Oszillator 1 ihren Zyklus beginnt. Dies hat zunächst die Folge, dass
die Schwebung verschwindet, die bei unserem
bisherigen Experiment bei der Mischung der
beiden verstimmten Oszillatoren auftrat. Interessanter wird der SYNC-Effekt, wenn Oszillator
2 gegenüber Oszillator 1 mit dem SEMITONERegler aufwärts transponiert wird. Dies hat
nämlich zur Folge, dass der Wellenzyklus von
Oszillator 2 abgebrochen wird, sobald Oszillator
1 seinen Zyklus erneut beginnt. Die Tonhöhe
des zweiten Oszillators wird bei derlei Intervallen nicht mehr als solche wirksam, sondern erzielt spezielle, teilweise "kreischende"
Klangfarben.
Die zweite Technik, die von der Intervallbildung
zwischen den Oszillatoren profitiert, ist die Frequenzmodulation (FM). Sie erzeugt neue
Klangspektren, indem das Signal des ersten
Oszillators die Frequenz des zweiten Oszillators
steuert. Im Prinzip funktioniert das wie ein Vibrato, jedoch handelt es sich hier um ein extrem
schnelles Vibrato (mit einer Frequenz im Hörbereich), das nicht als solches, sondern als – unter
Umständen sehr drastische – Klangveränderung hörbar wird. Ähnlich wie beispielsweise bei
der Modulation des Filters durch die Filterhüll-
28
KAPITEL 4
Einführung
kurve, gibt es auch hier einen Regler, um die Intensität der Frequenzmodulation einzustellen:
FM AMOUNT.
Wählen Sie beim Oszillator 2 die reine Sinuswellenform. Die Frequenzmodulation erzeugt
mit dem Sinus sehr klare, zum Teil glockenartige Spektren.
Beim VIRUS ist es möglich, die Oszillatorsynchronisation (SYNC) und die Frequenzmodulation (FM AMOUNT) zu kombinieren, um neue
harmonische Spektren zu erzeugen. Experimentieren Sie bei eingeschaltetem SYNC mit
dem FM AMOUNT und beziehen Sie auch andere SEMITONE-Einstellungen und die verschiedenen Wellenformen des Oszillator 2 mit
ein.
DER DRITTE OSZILLATOR
Der VIRUS besitzt noch einen dritten Hauptoszillator, welcher weitere Schwebungen und
Spektren ermöglicht. Dieser Oszillator wird mit
dem Taster OSC 3 ON aktiviert, seine Parameter sind danach durch Drücken des AuswahlTasters OSC 3 erreichbar.
Obwohl sich die Parameter von Oszillator 3
nicht von denen der anderen Oszillatoren unterscheiden, gilt es eine Besonderheit bei Oszillator 3 zu beachten. Da viele Klänge sehr gut mit
zwei Oszillatoren auskommen, steht der dritte
Oszillator optional zur Verfügung, muß also bei
Bedarf eigens aktiviert werden.
Der dritte Oszillator benötigt eine gewisse Rechenleistung, wodurch bei seiner Aktivierung
die maximale Polyphonie des Virus vermindert
wird: Eine mit dem dritten Oszillator erklingende
Note beansprucht etwa ein Drittel einer Stimme
zusätzlich vom Polyphonievorrat. Anders ausgedrückt: Ein dreistimmiger Akkord bei aktiviertem dritten Oszillator benötigt nicht drei,
sondern vier der verfügbaren Stimmen.
DER MIXER BEREICH
Zwei Parameter des MIXER-Bereichs haben Sie
bereits kennengelernt: OSC BAL bestimmt das
Mischungsverhältnis der Oszillatoren 1 und 2;
OSC VOL bestimmt bis zur Hälfte seines Regelwegs die Gesamtlaustärke der Oszillatorenmischung, ab der Mitte wird hingegen die
Intensität der Sättigungsstufe angehoben, insofern eine SATURATION-Curve angewählt ist.
Es gilt nun, das Geheimnis des Reglers SUB
OSC zu lüften: Er regelt die Lautstärke eines
vierten Oszillators, des sogenannten Suboszillators, der stets eine Oktave unter Oszillator 1
schwingt.
Der Suboszillator wird also immer der Mischung
von Oszillator 1 und 2, wie sie durch OSC BAL
festgelegt ist, hinzugemischt und unterliegt der
gemeinsamen Summenpegelung durch OSC
VOL. Als einziger weiterer Parameter des Suboszillators besteht im OSCILLATOR-EDIT-Menü die Möglichkeit, seine Wellenform zwischen
Dreieck und Rechteck umzuschalten (SUB
OSCILLATOR WAVE SQUARE/TRIANGLE).
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