...........dafür, dass Sie sich zum Kauf des MASSIVE PASSIVE RÖHREN EQ entschieden
haben. Dieser EQ unterscheidet sich nicht gerade unerheblich von anderen EQs, die Sie
zuvor benutzt haben mögen, und auch diese Anleitung mag Ihnen anders vorkommen;
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 1/12
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wir meinen, sie ist es wert, gelesen zu werden. Auch wenn dieser EQ auf den ersten
Blick eher konventionell aussieht, nehmen Sie sich eine Stunde Zeit zum Studium dieser
Unterlage, bevor Sie voreilige Schlüsse ziehen oder verwirrt werden. Sie erhalten von
uns die üblichen Hinweise über Aufstellung, Anschlüsse und Betrieb, aber auch
Erklärungen, warum dies ein so anderes Gerät ist und wie Sie zu neuen, ungewohnten
Einstellungen kommen, Bedingung dafür, dass Sie das Beste aus diesem Gerät
herausholen. Wir bieten den interessierten Lesern auch einige Hintergrundinformationen
zum EQ allgemein und zu seiner Technik.
Während der Nutzung mögen Ihnen eine Reihe von Beschreibungen für den EQ
einfallen; er wurde bereits beschrieben als "organisch", "natürlich", "glatt", "flüssig", "süß"
und "Mutter aller EQs". Es gibt auch keine einfache Erklärung dafür, wie er klingt; es sind
mehr die Synergieeffekte aller Vorteile eines passiven EQ, seines parallelen Aufbaus,
der Röhren/Trafo-Verstärkung, die einzigartigen Ebenen (shelves) und natürlich,
Manley´s besondere Konstruktionsweise und Auswahl bester Komponenten. Wie schon
beim Manley "Variable MU" haben wir festgestellt, dass der Massive Passive EQ einfach
alles besser klingen lassen kann. Vielleicht ist auch die Paarung von "Variable MU" und
"MP EQ" überhaupt die unschlagbare "Killer-Kombination" für die beste
Musikwiedergabe. Sie werden bald merken, dass Sie nicht mehr ohne den MP EQ
"arbeiten" wollen. Und alles, was Sie bewusst bei jeder Art von Klangwiedergabe
einsetzen, erfährt somit die Bestätigung, dass Sie richtig gekauft haben.
Der MP EQ ist als eine EQ-Plattform gedacht, auf der wir in Zukunft mit einigen
interessanten Kunden-Optionen aufbauen wollen. Wir denken an Platinen für besondere
Effekte und Anwendungen, die wir Ihnen zum Austausch anbieten könnten.
ALLGEMEINE HINWEISE
Wahl des Standortes und Luftzirkulation
..................
Wasser und Feuchtigkeit
..................
Wartung
..................
RÜCKSEITE
Zuerst schließen Sie alle Kabel an, dann erst schalten Sie das Gerät ein; warten Sie 30
Sekunden, bevor Sie loslegen....(als wenn wir Ihnen dies erst sagen müssten.....!)
1) Netzstecker. Versichern Sie sich, dass der Schalter auf der Frontseite auf "OFF"
steht. Benutzen Sie das Netzkabel, das Sie mit dem MP EQ erhalten haben. Ein
Ende verbinden Sie mit dem Stecker am Gerät, das andere ist für die Steckdose
bestimmt; das wissen Sie alles....
2) Korrekte Spannung. Prüfen Sie die Angabe auf dem Typenschild; die dort
angeführte Zahl sollte der Voltzahl Ihres Landes entsprechen. Ist dort 120 V
aufgeführt und Sie benötigen 220 V, dann informieren Sie Ihren Händler; ist die
angeführte Zahl 220 Vs Sie benötigen 240 V, dann ist alles OK.
3) Sicherung. Zum Tausch ziehen Sie zuerst den Netzstecker. Den Deckel über der
Sicherung drehen Sie mit etwas Andruck nach links. Die Sicherung ist dazu da,
dass sie durchbrennt, wenn ein elektrisches Problem auftritt, eine Absicherung
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 2/12
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gegen Feuer, Kurzschluss und teure Reparaturen. Austausch bitte nur, wenn
defekt und stets mit dem gleichen Typ: 1A träge bei 220 V. Eine durchgebrannte
Sicherung zeigt entweder schwarze Stellen oder der dünne innere Draht ist
unterbrochen. Bei durchgebrannter oder fehlender Sicherung brennt keine
Signallampe, fließt kein Strom, können Sie kein Audio-Signal vernehmen.
4) Erdung/Masse. Wahrscheinlich brauchen Sie sich darüber keine besondere
Gedanken zu machen. Zu unterscheiden ist zwischen der Erdung der Schaltungen
an einem Metallstreifen und der Geräteerdung. Bei einem Brummen sehen Sie
zuerst an diesen Stellen nach, ob ein Band (strap) abgefallen ist, ansonsten
verbinden Sie die Terminals mit einem geeigneten Draht. Die Masse der
Schaltungen liegt an der Masseleitung des Audiosignals an (einschließlich des
äußeren Ringes an den Buchsen). Die Geräteerdung besteht aus dem
Metallgehäuse, der Masseleitung des Netzkabels und dem Stift 1 am XLRStecker. Einige Studios verfolgen besondere Erdungsmaßnahmen; und diese
Terminals vereinfachen den Anschluß dieses Gerätes für viele Anwendungen. Sie
erleichtern auch die Fehlersuche bei einem Brummen.
5) Phone-Buchse “Eingang“. (Kanal 1 oder “links“). Für symmetrische und
unsymmetrische Verbindungen. Ab Werk auf Pro-Level von +4 dB eingestellt.
Über DIP-Schalter im Geräteinneren kann die Umstellung auf Semi-Pro- bzw. HiFiLevel von -10 dB erfolgen. Die Buchse hat die folgenden Anschlüsse: Tip = positiv
= hot; Ring = negativ = Low oder Masse; Ummantelung (sleeve) = Schaltungs-
Erdung. Wenn Sie TRS-Stecker verwenden, stellen Sie sicher, dass der Ring
“negativ“ oder an die Masse angeschlossen ist und nicht “offen“. Die EingangsImpedanz beträgt 20 KOhm. Wir verweisen auf die Seiten 16/17 für die DIPDetails.
6) XLR-Buchse “Eingang“. (Kanal 1 oder “links“). “). Für symmetrische und
unsymmetrische Verbindungen. Arbeitet nur auf Pro-Level von +4 dB. Die DIPSchalter bleiben bei diesem Eingang ohne Wirkung. Die Buchse hat die folgenden
Anschlüsse: Stift 2 = positiv = hot; Stift 3 = negativ = Low oder Masse, Stift 1 =
Chassis-Masse; der Stift 3 muss unbedingt mit “negativ oder Masse verbunden
sein und nicht “open“, weil sonst ein Verlust von 6 dB oder ein Signalverlust die
Folge wäre. Allgemein ist die XLR-Verbindung mit +4dB-Pro-Level der Verbindung
an den Phone-Buchsen vorzuziehen, besonders bei vergoldeten Kontakten und
mit gutem Kabel.
7) XLR-Buchse „“Ausgang“. (Kanal 1 oder “links“) Trafo-Balance und Floating.
Arbeitet nur auf Pro-Level von +4 dB. Die DIP-Schalter bleiben bei diesem
Eingang ohne Wirkung. Die Buchse hat die folgenden Anschlüsse: Stift 2 = positiv
= hot; Stift 3 = negativ = Low oder Masse, Stift 1 = Chassis-Masse; der Stift 3
muss unbedingt mit “negativ oder Masse verbunden sein und nicht “open“, weil
sonst ein Signalverlust die Folge wäre. Die offene Impedanz beträgt 150 Ohm und
die Ausgangslevel erreichen +37 dBv (hot), was die nachfolgenden Geräte stören
kann.
8) Phone-Buchse “Ausgang“. (Kanal 1 oder “links“). Für symmetrische und
unsymmetrische Verbindungen. Ab Werk auf Pro-Level von +4 dB eingestellt.
Über DIP-Schalter im Geräteinneren kann die Umstellung auf Semi-Pro- bzw. HiFiLevel von -10 dB erfolgen (mit Phasenwechsel). Die Buchse hat die folgenden
Anschlüsse: Tip = positiv = hot; Ring = negativ = Low oder Masse; Ummantelung
(sleeve) = Circuit-Erdung. Wenn Sie TRS-Stecker verwenden, stellen Sie sicher,
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 3/12
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dass der Ring “negativ“ oder an die Masse angeschlossen ist und nicht “offen“. Wir
verweisen auf die Seiten 16/17 für die DIP-Details.
9) Phone-Buchse “Eingang“. (Kanal 2 oder “rechts“) Siehe unter 5).
10) XLR-Buchse “Eingang“. (Kanal 2 oder “rechts“). Siehe unter 6).
11) XLR-Buchse “Ausgang“. (Kanal 2 oder “rechts“). Siehe unter 7).
12) Phone-Buchse “Ausgang“. (Kanal 2 oder “rechts“) Siehe unter 8).
DIE FRONTPLATTE
1) “EIN“/“AUS“-Schalter. Zum Einschalten des Gerätes immer zuerst diesen
Schalter nach rechts drehen. Es gibt kein Kontrolllicht für das eingeschaltete
Gerät. Dafür sind sofort mit dem Einschalten die “BOOST“- und “CUT“-Stellungen
hinterleuchtet. Für die Dauer von ca. 20 Sekunden bleibt eine By-Pass-Schaltung
zum Warmlaufen aktiv. Erst danach leuchten die blauen LEDs an den beiden “EQ
IN“-Schaltern nach deren Betätigung auf. Es ist kein kompletter By-Pass – denn
wenn das Gerät nicht eingeschaltet ist, können Sie auch kein Audio-Signal hören.
2) “EQ IN“-Schalter. Drücken Sie diese ein, um die EQ-Funktion zu aktivieren. Die
blauen LEDs an den Enden dieser Schalter leuchten auf. Eine WarmlaufSchaltung beim ersten Einschalten verhindert das Aktivierung des EQ und das
Aufleuchten der LEDs. Während des By-Pass´ sind zwar die Röhren nicht
geschaltet, aber der Eingangs- und der Balance-Ausgangs-Verstärker sind
angeschlossen.
3) "GAIN"-Volumen. Sie sollen Ihnen ermöglichen, die Signalstärken von By-Pass
und "EQ IN" auf ein vergleichbares Niveau zu bringen, um die EQ-Effekte besser
beurteilen zu können. Bei unterschiedlicher Stärke der Signale fällt dies schwer.
Sie arbeiten in einer schmalen Bandbreite von -6 bis +4 dB. Bei starkem EQ-Effekt
kann es sein, dass die Anpassungsmöglichkeit nicht ausreicht. Aber dann ist die
Notwendigkeit des Vergleichs auch nicht mehr erforderlich. Die Bandbreite wurde
zum Zwecke einer feineren Justage klein gehalten.
4) LOW PASS FILTER: sie lassen tiefe Frequenzen passieren und filtern hohe
heraus. Jeder Schalterstellung ist ein eigener Filter zugeordnet; allen gemeinsam
ist lediglich der Schalter und ein Widerstand. Die sind vollkommen “passiv“ und
zwischen den “BOOST“- und “CUT“-Sektionen angeordnet. Der 18K-Filter ist
wahrscheinlich am nützlichsten, um digitalen Signalen Wärme zu verleihen. Es hat
den Anschein, als könnte es störendes sub-sonisches Rauschen entfernen, wie es
bei D/A-Wandlung üblich ist. Er ist als modifizierter, elliptischer Filter entworfen für
-60 dB über 1 Oktave nach oben (36 kHz), tatsächlich nimmt er aber nur 40 dB
weg. Seine Kurve verläuft innerhalb von 0,5 dB bis 16 kHz sehr flach, um
anschließend sehr steil abzufallen. Klanglich ist er sehr subtil. 12 kHz ist die
gebräuchlichste Position zur Unterdrückung von Rauschen. Flach bis 11 kHz, fällt
er steil ab: 30 dB/Oktave. 9 kHz, 7,5 kHz und 6 kHz: diese sind mehr für die
kreative Klanggestaltung als für den täglichen Gebrauch gedacht. Sie bewegen
sich zwischen 1,5 und 2 dB, mit einem Anstieg bevor sie 18 dB/Oktave reduzieren.
Dies hilft den vernehmbaren Verlust an Höhen zu kompensieren, während es
tiefere Hochfrequenzen reduziert. Das gibt ihnen etwas Farbe und Kontur anstelle
von “Eintönigkeit“. Sie werden feststellen, dass es dieses summenden Klirren bei
hochgetrimmten Gitarre entfernen kann und auch bei Synthesiser- und dem BassKlängen helfen kann. Sie können bei einem “topfigen“ Klang (ähnlich dem
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Telefonhörer), bei besonderen Effekten, bei Techno, Rap oder Musik industrieller
Art sehr nützlich sein.
5) HIGH PASS FILTER: sie lassen hohe Frequenzen passieren und filtern tiefe.
Jeder Schalterstellung ist ein eigener Filter zugeordnet; allen gemeinsam ist
lediglich der Schalter und ein Widerstand. Die sind vollkommen “passiv“ und sind
zwischen den “BOOST“- und “CUT“-Sektionen angeordnet. Es sind 18 dB/OktaveFilter (die heute üblichen haben12), mit geradem Kurvenverlauf und ohne
Resonanzen. Wir setzen einen speziellen breiten, tiefen DCR Induktor ein. Die 22 Hz sind sehr subtil und dienen dazu subsonische Frequenzen zu entfernen, die
von früheren EQs stammen. Signale unter 25 Hz sind nur zu Testzwecken
geeignet oder, um Subwoofer durcheinander zu bringen. Diese Effekte werden Sie
im Studio kaum hören können, aber Sie können messen und so sichtbar machen.
Jetzt werden Subwoofer im Auto und bei privaten HiFi-Anlagen immer populärer
und wir kriegen mehr Beschwerden über übertriebene Bässe und LF-Unrat.
Dieses Filter entspricht dem Wunsch von Mastering-Technikern. 39 Hz können Sie
ähnlich behandeln, aber sie können schon eher hörbar sein. Dieses Filter, wie
auch andere, kann in den normalen “BOOST“-/“CUT“-Stellungen eingesetzt
werden für besonderes Tiefen-EQ. Es kann größere und effektivere LF-Boosts
ermöglichen und gleichzeitig die Nebeneffekte übertriebener Woofer-Passagen
und ungewünschtes LF-Rauschen wie z.B. von Klimaanlagen und Verkehrslärm.
Das 68 HZ-Filter dient wiederum universellen Anwendungen, ideal für Behandlung
von Gesangs- und Pop-Stücken, gut auch in Verbindung mit SHELVES-
Einstellungen. 120 Hz und 220 Hz-Filter sollen Ihnen helfen, Müll zu entfernen,
Klänge zu gestalten und besondere Effekte kreieren; 120 mehr bei Gesang, 220
mehr bei zu nahem Mikrofon und Schlagzeugen. 220 Hz hat einen eher
drastischen Effekt und ist nicht immer von Nutzen.
DIE 4 BÄNDER
1) Schalter für BOOST, OUT, CUT. In jedem Band können Sie wählen, ob Sie dieses
Band anheben (BOOST), senken (CUT) oder als Bypass (OUT) durchlaufen
lassen wollen. Anders als bei den meisten anderen EQs müssen Sie BOOST oder
CUT für jedes Band bestimmen. Dafür gibt es eine Reihe guter Gründe. Zuerst
befindet sich die BOOST-Funktion in einem anderen Teil der Schalung als die
CUT-Funktion, da es passiv ausgelegt ist; dadurch können wir mit den gleichen
Komponenten arbeiten, auch wenn jeweils in entgegengesetzter Richtung. Das
übliche Arrangement einer boost/zero/cut-Schaltung (baxandall) in einem
gemeinsamen Topf haben wir vermieden, um alles wirklich passiv zu gestalten.
Sie müssen jedesmal gezielt in den Gain-Topf umschalten und erhalten zusätzlich
ein genaueres "Zero". Die Mittelstellung, wie sie in konventionellen EQs
angeboten wird, stimmt selten mit der "elektrischen" Mitte des Topfes überein; so
ist das erwartete "zero" öfter leicht EQ-behandelt. Der Toggle-Schalter erlaubt
einigen von uns, die störende Frequenzen eliminieren wollen, diese erst im
BOOST zu hören, um sie anschließend im CUT zu eliminieren. Außerdem haben
wir so die Möglichkeit, jedes Band einzeln als By-Pass zu behandeln, ohne unsere
Gain-Stellung zu verlieren, wenn wir ein Band auf "zero" zurückfahren oder den
gesamten EQ als By-Pass fahren müssten.
2) Shelf und Bell. Die beiden tiefsten Bänder (jeweils links) können eine spezielle
Low Shelve oder eine Bell-Form annehmen. Die beiden höheren Bänder (jeweils
rechts) können eine spezielle High Shelve oder eine Bell-Form annehmen. Shelf
und Bell beschreiben die EQ-Kurve. Wir haben dies durch passende Symbole
gekennzeichnet. Bei der Bell-Form konzentriert sich das Anheben und Senken in
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 5/12
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unmittelbarer Nähe der angegebenen Frequenz, und je mehr wir uns von der
Frequenzspitze entfernen, umso weniger Boost- oder Cut-Effekte erzielen wir. Die
Bandbreite der Bell-Kurven ist sehr eng und die Bandbreiteneinstellung bringt nur
eine geringe Veränderung; sie bestimmt auch die maximale Anhebung und
Senkung (wie ein Pultec). Shelf-Kurven steigen (oder sinken) zum hohen (oder
tiefen) Wert hin (deswegen auch hohe Ebene (high shelves) und niedrige Ebene
(low shelves). Diese sollten Sie auf keinen Fall mit "hohen und niedrigen Filtern"
verwechseln, die alles oberhalb oder unterhalb einer gegebenen Frequenz
wegfiltern. Bei Shelf haben Sie außerdem die Möglichkeit einer Gain-Einstellung
(dB), mit der Sie nach bedarf das Anheben bzw. Senken verstärken können – mit
Filtern wäre dies nicht möglich. Beim MP EQ können Sie jeweils in jedem der 4
Bänder auf Shelf schalten. Die Shelf-Stellungen der beiden mittleren Bänder sind
praktisch identisch mit den äußeren Bändern, sie bieten lediglich die Möglichkeit
zusätzlicher Frequenzstufen. So können Sie z.B. beim Mittel-Hoch-Band die
Frequenz 3K3 mit 4 dB einstellen. Dann wählen Sie z.B. am Hochband 12K mit 10
dB, was einige leichte Steigerung bedeutet. BTW, so beträgt die maximale
Anhebung 10 dB (und nicht 14 dB) und liegt bei ca. 20 kHz. Wenn Sie zwischen
Shelf und Bell wechseln, haben Sie den Eindruck, als sei der Effekt bei Shelf
niedriger. Dem ist nicht so. Beide können um 20 dB anheben, aber zu den
höheren Ausschlägen hin kann diese Anhebung sub- oder super-sonic sein, da wir
Shelf bei halber Höhe (10dB) spezifizieren und nicht bei 3dB rauf (oder runter) und
nicht beim maximalen Punkt. Dieser Effekt ist reduziert, wenn Sie eher mittlere
Bandbreiten wählen; bei mittleren bis engen Bandbreiten ist die Wirkung stärker.
Die meisten EQs geben Ihnen keine Möglichkeit, zwischen Shelf und Bell zu
schalten und bieten auch keine funktionierende Bandbreite in der ShelfEinstellung, wodurch sich einige ungewohnte Reaktionen ergeben mögen.
3) GAIN (ZUGEWINN, SREIGERUNG). Mit diesem Drehknopf bestimmen Sie das
Ausmaß oder die Höhe von BOOST bzw. CUT und funktioniert mit dem BOOST /
OUT / CUT-Wahlschalter. Die Null-Stellung befindet sich am Anschlag, wenn Sie
den Knopf ganz nach links drehen, nicht in der “12:00-Uhr“-Position wie bei den
meisten anderen EQs. Dies entspricht mehr einem Pultec. Maximum BOOST oder
CUT ist am rechten Anschlag erreicht, bis zu 20 dB – aber nicht immer. Das ist
gewissermaßen abhängig von der Bandbreiten-Steuerung. Das Maximum von 20
dB erzielen Sie in der SHELF-Funktion, wenn der Bandbreiten-Knopf ganz nach
links gedreht ist, und etwa 12 dB, wenn er ganz nach rechts gedreht ist. In der
BELL-Funktion erzielen Sie 20 dB, wenn Sie eine Bandweitenstellung ganz rechts
wählen und ca. 6 dB, wenn dieser Dreknopf ganz links anschlägt. Die “12:00-Uhr“Stellung in der “schmalen“ BELL-Funktion bringt etwa 8 dB Boost oder Cut.
Mit
anderen Worten, Sie sollten sich wegen der zu erzielenden dB-Werte nicht nach
den Markierungen richten. Viele EQs arbeiten zwar so. Andererseits ist dieses
Zusammenspiel das Ergebnis einer natürlichen "Zusammenarbeit" zwischen den
Komponenten und hört sich deswegen natürlich und nicht künstlich an.
Die 4 GAIN-Steuerungen arbeiten, abweichend von der Funktionsweise anderer
EQs, nicht unabhängig von einander. Es erfolgt ein paralleles EQ im Gegensatz
zum sonst gebräuchlichen verbundenen System. Wenn Sie alle 4 Bänder auf
ungefähr 1 kHz einstellen und ein Gain von 20dB wählen, dann erhalten Sie nicht
80dB, sondern nur etwa 20dB (+20 dB an Boost und 60 dB werden beschnitten).
Das hat demnach zur Folge, dass bei einer Boost-Einstellung in einem Band, die
anderen 3 Bänder kaum eine Auswirkung haben, wenn sie auf ähnlichen
Frequenzen und Bandbreiten arbeiten. Praktisch alle anderen Parameter sind in
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 6/12
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Serie geschaltet und sind so konzipiert, dass sie sich nicht gegenseitig
beeinflussen (was sehr nützlich ist, wenn Sie einen weißen Kittel mit
Taschenschoner tragen....). Es gibt gewichtige Gründe für diese Vorgaben und bei
einigen Anwendungen sind sie unabdingbar. Und warum sollte ein EQ nicht von
der Norm abweichen und als Audio-Gerät eher musikalische Ambitionen und
Eigenschaften haben anstatt nur eine technische Funktion zu erfüllen oder den
Spieltrieb zu fördern. Wir haben uns um einen Ausgleich zwischen künstlerischen,
technischen und praktischen Erwägungen beim MP EQ bemüht und bieten alte
und neue Lösungen, die den Ohren der Aufnahmeingenieuren gefallen (und
unseren eigenen).
4. BANDWIDTH (Bandbreite). Dies entspricht der “Q“-Steuerung in anderen EQs.
Eine bessere Bezeichnung wäre "Dämpfung" oder "Resonanz" gewesen; aber wir
haben "Bandbreite" gewählt, um in der Pultec-Terminologie zu bleiben, zumal es
eher ein "konstantes Bandbreiten"-Design (*) ist als ein "konstantes Q" und wegen
der einzigartigen Arbeitsweise in der Shelf und Bell-Funktion. In der Bell-Stellung
werden Sie eher Ähnlichkeiten zu den meisten Q-Steuerungen finden: mit einer
breiteren Form in der Stellung ganz nach links und einer engeren Form ganz nach
rechts. Das breiteste Q (bei max. Boost) beträgt 1 für das 1. (tiefe Frequenz-)
Band und 1,5 für die restlichen 3 Bänder; und das engste Q beträgt 2,5 bis 3 bei
allen Bändern und den meisten Frequenzen. Auf dem Papier scheinen die BellBreiten weniger Auswirkung zu haben wie beim Hören selbst; und der Klang ist
stärker beeinflusst durch "damping" oder "ringing" und wie dies mit dem Gain
zusammen wirkt. Ebenso assoziieren die meisten Menschen einen breiten Bell an
herkömmlichen EQs mit einem stärkeren Energie-Boost oder -Cut und der MP EQ
scheint umgekehrt zu funktionieren und schmale Bandbreiten liefern stärkere
Effekte. Am MP EQ bringt eine schmale Bell 20dB an Boost (oder Cut) und
breitere Bandbreiten mit etwa 6 dB erheblich weniger.
In der Shelve-Mode hat die Bandbreite eine besondere Funktion. In linker
Drehknopfstellung entspechen die Shelf-Kurven denen der meisten EQs. Je weiter
Sie diesen Knopf nach rechts drehen, umso mehr mischen Sie Bell-Kurve mit
umgekehrter Richtung bei. Denn eine volle Shelf-Aussteuerung geht einher mit
einer Bell-Reduzierung, der wiederum die Shelf-Kurve beeinflusst. In der
senkrechten Mittelstellung bleibt es flacher in den Mitten, und beginnt von den
Mitten aus mit einem steileren Anstieg zu steigen, wobei die Boost-Kurve zum
Maximum hin weitgehend unbeeinflußt bleibt. In der Stellung ganz rechts wird die
Bell-Form offensichtlich und ist 6 dB niedriger bei der eingestellten Frequenz. Der
Kurvenanstieg ist steiler und das Maximum mag bei 12 dB liegen. Diese
Kurvenverläufe sind dem Pultec EQP1-A nachempfunden, ursächlich für die ihnen
zugeschriebene übertriebene "Phatness". Bei einer kontinuierlichen Aussteuerung
nach rechts, kommt es Ihnen vor als bewege sich die Shelf-Kurve mehr zu den
extremen Frequenzen hin, obwohl nur der Steigungswinkel geändert wird, nicht
das Maximum (peak). Eine Auswirkung kann sein, dass Sie Frequenzen näher zur
Mitte hin wählen als sonst üblich. Diesen Kurvenverlauf gab es bisher noch nicht in
einem analogen high shelf und mag zu neuen Erkenntnissen verhelfen.
5. Frequency (Frequenzen). In jedem Band haben Sie die Wahl zwis chen einer
breiten Reihe überlappender und sich gegenseitig beeinflussender Frequenzen.
Bei jeder Schalterstellung wird ein eigener capacitor und inductor angesteuert. Nur
die 22 und 33 Hz am tiefen Band und die 16K und 27K Hz im hohen Band
bedürfen in Shelf-Mode einer besonderen Erklärung. Diesen haben wir besondere
"Stimmen gegeben" und sind etwas Besonderes.
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 7/12
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Warum ist die Arbeitsweise der 22, 33, 16K und 22K Shelf anders? Wenn wir am
niedrigen Band 22 Hz einstellen, dann bedeutet dies, dass die 22 Hz in der Mitte
der Boost-Kurve (oder Cut-Kurve) liegt. In Verbindung mit einem 20dB-Gain
bedeutet dies in der Kurvenhälfte eine Steigerung von nur 10 dB. Das volle Gain
von 20 dB wird erst bei 2K wirksam. Das ist gefährlich und auch nutzlos, außer bei
Musik für Wale. Nicht nur das, denn wir hätten dann eine Bandbreiten-Steuerung,
die die Frequenzen nach unten treibt und in Mittelstellung die 22 Hz EQ abflacht.
Deswegen haben wir die Bandbreiten-Steuerung für die beiden niedrigsten
Frequenz-Stellungen geändert, damit es wie ein High Pass-Filter arbeitet und
keine extremen sub-sonischen Frequenzen produziert, wenn Sie den Drehknopf
nach rechts drehen. Es wirkt straffer und weniger unkontrolliert, wie oft bei subsonischen Lauten.
Ebenso wurden die 16K und 22K aus dem gleichen Grund "abgestimmt". In
diesem Fall ist es ein 50 Hz Low Pass-Filter, das diesen Zweck erfüllt. Frequenzen
innerhalb der Bandbreitenreduzierung werden auf 8 KHz gesenkt, um Ihnen so an
einem Band eine effektivere Kontrolle zwischen "Luft" und "Sibilance" zu
ermöglichen; das gibt Ihnen eine größere Weite (air) ohne die üblichen S-Laute,
wenn Sie die Höhen anheben.
Bei extrem hohen und extrem niedrigen Frequenzen (einschließlich 10K und 12K)
könnte es zu unerwarteten Resultaten wegen der Bandweiten-/Shelf-Funktion
kommen. So könnten Sie bei 12K mit 20 dB Boost den Eindruck haben, als
verlieren Sie Höhen und erzielten keinen Boost. Das kann bei einer BandweitenPosition mehr nach rechts als nach links auftreten. Warum? Sie reduzieren bei
12K wobei das Shelf gerade erst beginnt hörbar zu sein. Die Reduktion erfolgt
aber im wahrnehmbaren Bereich. Sie müssen sich erst eine Zeit lang an die
gegenseitige Abhängigkeit der Steuerungseffekte gewöhnen. Auch der
umgekehrte Fall kann eintreten, bei dem Sie einen Shelf-Cut einstellen und einen
Boost erhalten, wenn die Bandweitenstellung zu weit rechts gewählt wurde. In
einer bestimmten Weise simuliert dies die Form eines Resonanz-Filters im
Synthesizer oder im VCF, außer, dass es sich nicht bewegt. Die ungewöhnlichen
Höhen passen gut zu "raunchy" Gitarren und sind konzipiert, damit sie gut mit
Filtern arbeiten. Man kann sich eine Rehe nützlicher Anwendungen für diese
ungewöhnlichen Einstellungen vorstellen, wie z.B. die gezielte von Verwirrung von
"Hinterbank-Ingenieuren". Wir zeigen Ihnen einige Beispiel solcher Einstellungen,
um Ihnen verständlich zu machen wie anders dieser EQ ist.
(*) Für Menschen mit technischem Verständnis gibt es eine andere Definition für
"konstante Bandbreiten"-Filter, die aber nicht auf Pro-Audio zutrifft. In FM-Receiver
stellt die "konstante Bandbreite" eine Art Filter im Tuning-Teil dar, die die
Empfangsspezifikation konstant halten während das Tuning-Filter bewegt wird.
............................
Anmerkungen
1) Gehen Sie nicht davon aus, dass die Einstellungen der Knöpfe und Schalter das
bedeuten, was Sie bedeuten sollten. Das liegt teilweise an der gegenseitigen
Beeinflussung der Steuerungen, teilweise auch an den neuen Shelf-Kurven und
teilweise daran, dass es keine Normen für die Shelf-Spezifikation gibt.
2) Es könnte sein, dass Sie sich viel mehr an die mittleren Shelf-Frequenzen anlehnen
als bisher gewohnt und Sie sich mit dieser Aktion näher an den Randbereichen des
Spektrums zu bewegen scheinen als bei den anderen EQs. Gleiche Begründung wie
oben.
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 8/12
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3) Es könnte auch sein, dass Sie feststellen, wie Sie mit einem Riesen-Boost arbeiten.
Einige Einstellungen mögen Ihnen sogar beängstigend vorkommen, besonders bei
Mastering-Arbeiten. Dazu sollten Sie beachten, dass selbst bei max. Boost eine breite
Bell nur 6dB bringt (noch weniger für das tiefste Band) und nur 20 dB bei der
schmalsten Bandbreite erreicht. Andererseits verführt die Transparenz dieses EQs
Sie dazu, öfter seine EQ-Funktion in Anspruch zu nehmen als Ihnen bei anderen EQs
möglich wäre. Tasten Sie sich vor, experimentieren Sie ausgiebig, machen Sie keine
Hit-Aufnahmen, vertrauen Sie Ihren Ohren.
4) Manchmal wird Ihnen die Shelf-Widergabe sehr ungewöhnlich vorkommen,
besonders (nur) bei schmalen Bandbreiten-Einstellungen. Diesen scheinen einen
komplizierten Effekt zu haben und nicht nur bei der gewählten Frequenz. Das ist
durchaus möglich. Versuchen Sie zuerst ein breiteres Band.
5) Wenn Sie Boost an allen 4 Bändern mit weit auseinander liegenden Frequenzen
wählen und keinen besonders starken EQ-Effekt vernehmen (außer bei Level), dann
ist dies ein Nebeneffekt eines Passive-EQ und wahrscheinlich eine gute Sache. Um
drastische EQ-Effekte zu erzielen, sollten Sie einige Bänder "anheben" (Boost) und
andere Bänder "senken" (Cut). Tatsächlich sollten Sie zuerst mit der Cut und dann
erst mit Boost beginnen.
6) Wir empfehlen, mit einer Bandbreitenstellung zwischen 11:00 und 1:00 Uhr zu
beginnen. Dafür ist das Gerät konzipiert und hier befindet sich auch der flachste Teil
des Bogens, neben dem zunehmenden Kurvenwinkel für Steigung/Gefälle.
7) Der MP EQ hat einige im Inneren liegende Absenk-Schalter für eine verbesserte -
10dB-Anwendung, allerdings sind damit auch einige Nachteile verbunden:
Umkehrung der Phase bzw. Polarität, weswegen wir die Nutzung der +4dBEinstellung, wie ab Werk eingestellt, empfehlen. Wenn Sie jedoch gezwungen sein
sollten, die -10dB-Mode einzusetzen, dann sollten Sie zu besonderen Kabeln greifen,
bei denen der Eingang so verdrahtet ist, dass der äußere Ring "hot" ist oder Sie den
Phasenschalter an der Konsole oder Arbeitsstation benutzen können. Wenn Sie zu
einer -10dB-Einstellung gezwungen sein sollten und mit der +4dB-Einstellung nicht
zurecht kommen können, dann kann das Polaritätsproblem das kleinere Übel sein.
8) Der MP EQ kann erheblich anders klingen als andere HighEnd EQs und total anders
als Mischpult-EQs. Ja, das war unsere Absicht! Hoffentlich klingt es besser,
angenehmer, musikalischer und kann Ihr Mischpult-EQ ergänzen. Wir wollten keinen
weiteren parametrischen EQ bauen mit nur subtilen klanglichen Abweichungen.
Dank und Anerkennung
Produziert durch EveAnna
Von EveAnna kommt der Vorschlag, an einem parametrischen Röhren-EQ zu arbeiten.
Sie hat auch das Aussehen des MP EQ maßgeblich mit gestaltet, einschließlich der
hinterleuchteten Paneele, der Gravuren und der Namensgebung. Den Entwicklern hat sie
praktisch volle Freiheit in der Ausführung gelassen.
Der Name stammt von Randy Porter & Justin Weis
Die Arbeitstitel für dieses Gerät wie "Furthermore", "Antiqualizer" waren für uns nicht
überzeugend, weswegen wir einen Wettbewerb auf unserer Web Site ausgeschrieben
haben: "suchen Sie für diesen EQ einen Namen", mit einem Entgelt oder einer Widmung
als Preis (mit ein Grund, gelegentlich unsere HP zu besuchen). Wir erhielten hunderte
von Vorschlägen, größtenteils mit Bezug zum Buchstaben "Q". Unabhängig von einander
machten Randy und Justin den Namensvorschlag "Massive Passive", und beide haben
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gewonenn und beide wollten die Widmung bei dem Gerät, das sie getauft hatten. Der
Nickname "Massivo" kommt von "Massivo Passivo", wie die Mitarbeiter in der Fertigung
ihn zu nennen pflegen.
Konzipiert durch "Hutch"
Von Craig Hutchinson stammt das Konzept, die Schaltungen und die Platinen. Wenn Sie
davon ausgehen, dass der Massivo sehr absonderlich, überheblich und ungehobelt
auftritt, dann können Sie sich vorstellen wie dessen Schöpfer ist. Außerdem können Sie
ihn für diese sehr lange, gewundene Anleitung verantwortlich machen, in der er seine
Meinung zum Besten gibt.
Andere Beiträge
Baltazar hat bei den Platinen, den mechanischen Arbeiten und dem Bau des Prototyps
mit geholfen. Michael Hunter hat die Entwicklung der Inductoren übernommen (keine
leichte Aufgabe).........
Anfänge
Gemessen an heutigen Standards waren die ersten EQs sehr einfach und primitiv; ja,
einfacher als die Höhen- und Tiefen-Kontrollen mit der wir aufgewachsen sind. Die ersten
Klangsteuerungen waren wie die Kontrollen an einer elektrischen Gitarre. Bei denen
kamen lediglich Capacitors und Potentiometer zum Einsatz und waren extrem einfach.
"Passiv" hatte dabei die Bedeutung dass keine "aktiven" (verstärkenden) Komponenten
verwendet werden. Aktive Teile in diesem Sinne sind: Transistoren, FETs, Röhren und
integrierte Schaltungen im Sinne von (gain)Zuwachs (oder Verstärkung). "Passiv"
bedeutet demnach auch, dass kein Boost möglich ist, nur Cut. Der letzte rein passive
EQ, von dem wir wissen, war der EQ-500, der von Art Davies entwickelt und von einer
Reihe von Firmen gebaut wurde, u.a. United Recording und Altec Lansing. Er hatte einen
einschaltbare 10 dB-Absekung. Keine Röhren. Es bot Boost- und Cut-Einstellungen,
wobei Boost nur weniger Verlust bedeutete. Manley hat dieses tolle Stück nachgebaut
und einen Röhren-Gain als Nachverstärker(make-up amp) für diese 10 dB hinzugefügt
oder, um (?) Gain aufzubauen, um das Geräte-Niveau zu erhalten. Es hat auch eine
angenehme Seite.
Sie kennen sicher die Bezeichnungen passive und aktive Weichen in Lautsprechern.
Beide haben Vorteile. Fast alle HiFi-Lautsprecher enthalten eine passive Weichen. Nur
ein aktiver Verstärker wird pro Lautsprecher benötigt. Nochmal, passive bedeutet in
diesem Zusammenhang, die Weichen enthalten nur capacitors, inductors und
Widerstände. Aktiv beinhaltet hier Mehrfach-Verstärker.
Eine der Vorgaben für den MP EQ war, nur capacitors, inductors und Widerstände zu
verwenden, um den Klang zu verändern. Pultecs machen es auf diese Weise und viele
unserer bevorzugten EQs bauen auf capacitors und inductors. Seit Mitte der 70er Jahre,
als OP-Verstärker billiger wurden als Inductors, haben ICs tatsächlich Inductors ersetzt.
Bei dem einen handelt es sich um einen mit Kupfer umwickelter Magneten, beim anderen
um ca. 20 oder mehr Transistoren. Kommt Ihnen nun der Spruch "das Kind mit dem
Bade ausschütten" in den Sinn?
Eine anderes Entwicklungsziel war, den EQ nicht in eine negative Rückkopplungsschleife
einzubeziehen. Baxandall hat eine gemeinsame Schaltung entwickelt, die dies
verwirklichte. So konnte die Potentiometer-Anforderung vereinfacht, die Anzahl der
Bauteile verringert werden und war bequem zu handhaben. Jeder EQ, bei dem die
Mittelstellung "flach“ und jede Drehung in eine Richtung Boost und in die andere
Richtung Cut bewirkte, ging zurück auf den Baxandall EQ. Pultecs arbeiten anders. Flach
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 10/12
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ist am Ende des linken Anschlags erreicht. Für den MP EQ war der Baxandall kein
Vorbild. In der klassischen Definition von "passive" haben Schaltungen zur Rückkopplung
nichts zu suchen, und auch wenn wir etwas übertreiben, für uns hat "passive" hier eine
andere Bedeutung.
Wir setzen Verstärkung nur ein, um das Signal anzuheben (boost). Flacher Gain! Was
hereinkommt, kommt auch wieder heraus. Ohne Verstärkung müssten wir das Signal
anschließend über einen MIC-Vorverstärker leiten, denn die EQ-Schaltung "frisst" ca. 50
dB des Gain. Glücklicherweise brauchen Sie sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen.
Wir haben eine Reihe von Top Studios nach ihren Anforderungen an einen EQ befragt.
Beinahe alle haben die "Wahl der Frequenzen mittels eines Schalters", "Charakter"
anstatt "klinischem Verhalten" gefordert und wollten vor allem keinen weiteren
eintönigen, sterilen, modernen EQ haben. Die hatten genügend einfache EQs in ihren
Regalen, sie wollten etwas Neues. Sie besaßen bereits einige besondere EQs mit
Frequenzschaltern ebenfalls auf Basis von capacitors und inductors (weswegen die
Frequenzen an einem Drehknopf waren). Anforderungen wie "kraftvoll", "flexibel",
"ungewöhnlich", "dramatisch" wurden regelmäßig genannt.
Wir haben mit den Zielen angefangen: moderne parametrische Funktion, durchgehend
passive Tontechnik, mit Eigenschaften, die anders sein mußten als an irgend einem
verfügbaren EQ, und am wichtigsten überhaupt, er sollte spektakulär klingen.
Der "Super-Pultec"
Manley hat über mehrere Jahre einige EQ-Versionen des Pultec-Typs gefertigt; ebenso
auch eine verbesserte Form des EQ-500. Das sind klassische passive EQs, ausgestattet
mit Manley´s eigener Gain Make-up Verstärkung. Die Ingenieure arbeiteten gerne mit
ihnen, aber sehr oft haben wir die Forderung nach einem parametrischen Manley EQ
vernommen, der alle modernen Eigenschaften aufweisen sollte, aber auf Röhrenbasis.
Auch nach einem Super-Pultec wurden wir gefragt. Eine Zeit lang haben wir darüber
gebrütet, wie wir das beste aus dem Pultec in ein neues Gerät übernehmen konnten;
aber die Vorstellung von einigen Bändern die nur Boost und einigen die nur Cut boten,
war nur in einem Nachbau und nicht in einem neuen EQ zu verwirklichen.
Die nächste Herausforderung bestand darin, dem EQ Klangeigenschaften mitzugeben,
die dem Pultec ebenbürtig oder überlegen waren. Alle die hunderte EQs, die nach dem
Pultec kamen, war in schierer Fatness nicht zu schlagen. Wir kannten den Grund. Zwei
Erklärungen: EQP1-A´s haben getrennte Knöpfe für Boost und Cut. Die Leute wollen
beides gleichzeitig einsetzen können. Sie sind der Meinung, dass das Ergebnis daraus
neutralisiert wird, – falsch...Sie erhalten das, was man als Pultec-Kurve bezeichnet. Die
tiefen Bässe werden angehoben (boost), der Anstieg zum Flat wird steiler und die Mitten
werden um wenige dBs gesenkt. Der zweite Grund für die Fatness und Wärme war der
Gebrauch von inductors und Trafos, die ganz schön saturieren können, verbunden mit
Röhren, um Räumlichkeit und Signaltreue zu erhalten.
Können wir Bandbreiten-Steuerungen einsetzen, um Pultec-Kurven zu simulieren. Aber
die Pultec-Kurve ist offiziell ein Shelf, und Shelf-EQs haben keinen Bandbreiten- oder QSchalter, nur Bell-Kurven haben diesen. So, wenn es uns gelänge, ein passivparametrisches Teil zu bauen, bei dem in jedem Band zwischen Shelf oder Bell hin und
her geschaltet werden kann und der Bandbreitenschalter in Verbindung mit der ShelfFunktion einsetzbar ist, dann konnten wir den Pultec simulieren und einen zusätzlichen
Parameter in einem parametrischen EQ anbieten. Wir fanden heraus, dass wir die
Pultec-Kurve mit vergleichbarem Ergebnis auch bei den hohen Frequenzen einsetzen
konnten. Das ist sehr neu!
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 11/12
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Der MP EQ unterscheidet sich vom Pultec in einer Reihe wichtiger Punkte. anstatt Teile
des Pultec einfach zu kopieren, haben wir den MP EQ von Grund auf neu konzipiert. Wie
bereits erwähnt, ist die Möglichkeit, in jedem Band gleichzeitig zwischen Boost und Cut
sowie Shelf und Bell wählen zu können, gegenüber dem Pultec sehr neu. Das machte
eine anderen Aufbau als beim Pultec erforderlich, der wie die meisten EQs, die Bänder in
Serie verbindet. Der MP EQ hat ein paralleles Verbindungs-Schema.
Eine Serien-Schaltung hätte bedeutet, dass wir für jede 20 dB an Boost einen 20 dBAbfall (tatsächlich sogar mehr) an den Flats hätten in Kauf nehmen müssen. Oh je, das
hätte uns zusammen 80 dB gleich hier eingebracht, und dann hatten wir noch mit den
Verlusten zu kämpfen, die dann auftreten, wenn man die gleichen Teile für Boost und
Cut nutzen will. Weitere Verluste in den Filtern und den Gain Trims. So viele Verluste
hätten durch entsprechende Gains wieder ausgeglichen werden müssen; und um
Rauschen (Noise) zu vermeiden, hätten wir Gain-Stufen zwischen die Bänder einbauen
müssen, und bei Röhren hätte dies zu einer riesigen, heißen, Kraft fressenden Lösung
geführt.
Als Alternative haben wir einen parallelen Aufbau gewählt, wodurch die Verluste
reduziert werden konnten (50 dB insgesamt), wir glauben auch, dass es natürlicher und
musikalischer klingt. In vielen Beziehungen ist der MP EQ ungewöhnlich: von der Art wie
er gebaut ist, wie er eingesetzt werden kann, aber vor allem, wie er klingt.
Wir haben die Schaltungen so entworfen, dass sie genaue digitale EQ-Simulationen
benutzten,SPICE3 für elektronische Simulationen und Beta getestete Proototypen in
größeren Studios und Mastering Räumen, um Meinungen von einigen der besten Ohren
in diesem Geschäft einzuholen
Manley – MASSIVE PASSIVE EQ Manual deutsch 12/12
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