Kashina 505 User Guide

Amateurfunk
Praxistest: PC-gesteuerter KW-Transceiver Kachina 505 DSP
ULRICH HACKER – DK2BJ
Einen Ausblick auf die Amateurfunkstation des kommenden Jahrtausends eröffnet der neue komplett PC-gesteuerte Transceiver Kachina 505 DSP, der aus den USA kommt. Hervorragende HF-Eigenschaften gepaart mit zeitgemäßer Bedienung zeichnen dieses beeindruckende Gerät aus. Durch die immer aktuellste Version der Steuersoftware aus dem Internet ver­ändert und verbessert sich das Gerät auch nach Kauf noch.
Wer den Gebrauch von Computern im Ama­teurfunk als pietätlos in Bausch und Bogen ablehnt oder dem Aufbau möglichst zahlrei­cher repräsentativer Geräte mit maximalem Aufwand an Bedienelementen den Vorrang einräumt, wird sich für diese Ausführungen vielleicht nicht interessieren. Wer aber bereit ist, sich auf etwas im Ama­teurgerätebereich wirklich Neues einzu­lassen, lernt einen komplett PC-gesteuerten Transceiver mit exzellenten technischen Da­ten kennen, weit über eine neue Spielerei als Konzession an das PC-Zeitalter hinaus­gehend. Kommerzielle Funkanwender und Militär arbeiten schon lange so – und damit ist auch die Provenienz des hier vorgestell­ten Gerätes grob umrissen.
Erster Eindruck
Der Kachina 505 DSP polarisiert: Entweder läßt man die Finger gleich davon (was der Bauer nicht kennt...) oder man verfällt ihm innerhalb kurzer Zeit. Zugegeben: Dem Normalamateur verlangt er schon einiges an Gewöhnung ab. Bereits beim Auspacken glaubt man eher ein Festspannungsnetzteil in Händen zu halten (Bilder 1 und 2). Anstelle einer filigran gestalteten Frontplatte schaut den Betrachter lediglich eine Sub-D­Buchse an, wie man sie von den Rückseite der Computertower her kennt. Auf der Rück­seite (Bild 3) finden sich ein Anschluß für die Spannungsversorgung und als einziger Hin­weis auf ein HF-Gerät zwei PL-Buchsen für die Antennenanschlüsse. Der mächtige Kühl­körper mit eingebautem Lüfter (für Tropen­verhältnisse dimensioniert!) könnte ja auch einem Netzteil zugeordnet werden. Das Gerät kann man flach oder senkrecht aufstellen bzw. es auch in die Nebenkammer oder auf den Dachboden (!) expedieren, halt dahin, wo die Koaxialkabel der Antennen ankommen. Zum Shack, d.h. dem Arbeits­platz mit PC, führt lediglich ein einziges bis zu 23 m langes und 7 mm dickes graues Steuerkabel. Vom altgewohnten Amateurfunkshack blei­ben nur noch das Mikrofon und die Morse­taste erhalten. Der Kopfhörer bereits kann auch durch das Sound-System des Compu­ters mit der systemimmanenten Beigabe di-
Bild 1: So sieht die Amateurfunkstation mit einem Kachina 505 DSP aus.
Bild 2: Für Funkamateure, die die Frequenz nicht mit der Maus oder Up/Down-Tasten einstellen möchten, gibt es noch einen optionalen Drehknopf.
Bild 3:
Die Rückfront
mit dem imposanten
Kühlkörper und
dem Lüfter
gitaler Aufzeichnungsmöglichkeiten inter­essanter QSO-Passagen ersetzt werden. Angeschlossen werden diese Requisiten an ein kleines Bedienteil von der Größe eines CD-ROM-Laufwerks (Bild 4), das in einen 5,25"-Schacht des Computergehäuses Platz findet. Für die Montage brauchte ich 10 min. Mit dem Einschalter, zwei LEDs zur Be­triebs- und Sendeanzeige sowie einer Buch­senleiste für die Rückseite des Computers endet hier die Hardware. Wäre da nicht oft die verräterische Morsetaste, würde nichts darauf hindeuten, daß man eine Amateur­funkstelle vor sich hat. Das Innenleben des Transceivers (Bild 5) ist Ausdruck eines professionellen und gedie­genen Gesamtkonzepts. Alle Leiterplatten sind steckbar und mehrheitlich durch Weiß­blechgehäuse abgeschirmt. Lediglich der optional erhältliche und sehr empfehlens­werte Antennentuner (Bild 6) ist frei einseh­bar und interessanterweise per Fuzzy-Logik abgestimmt. Nachdem die per Diskette mitgelieferte Soft­ware auf dem PC installiert wurde (Mini­malforderung Windows 3.11 und 386er) und man das Kernprogramm ggf. durch die aller­neueste Version aus dem Internet ersetzt hat, kann es losgehen (eine lauffähige Demover­sion, die auch ohne Gerät alle Funktionen zu­gänglich macht, gibt es übrigens unter
www.kachina-az.com
Die auf dem Bildschirm erscheinende virtu­elle Frontplatte (Bild 7) mag dem an Japan­Transceiver gewöhnten Blick zunächst etwas mager erscheinen, doch alle gerade nicht zur Bedienung anstehenden Nebenfunktionen stehen im Hintergrund bereit. Nur was man ständig braucht, ist immer da: Lautstärke­steller, das kalibrierte S-Meter, Sendekon­trollanzeigen, Datum, Uhrzeit sowie natür­lich die Frequenzanzeigen für Senden und Empfang. Die Abstimmung kann entweder per Maus geschehen oder viel praktischer mit den Pfeil-auf- und Pfeil-ab-Tasten erfolgen. Zur Wahl der Abstimmgeschwindigkeit läßt sich jedes Digit bis zur 1-Hz-Stelle wählen. Der KC 505 DSP verfügt also trotz PLL über eine quasianaloge Abstimmung! Nur beim suchenden DXer wird während der Umge­wöhnung der sonst in der Griffmulde des Abstimmknopfes nudelnde Zeigefinger häu-
im Internet!).
http://
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figer ins Leere stochern. Da dies bei einigen Erstbenutzern offenbar zu traumatischen Entzugserscheinungen führte, bietet der Her­steller mittlerweile einen externen optiona­len Abstimmknopf an (Bild 2).
Beeindruckende
Empfängereigenschaften
Alltägliche DX-Situation: Frühe Abend­stunde im 40-m-Band, zwischen anderen Signalen eingepfercht mit mäßiger Laut­stärke und durch diverse Störungen belastet ruft VO1WET in SSB CQ Europe. Auf mei­nem alten Transceiver (ein sogenannter Mit­telklassetransceiver japanischer Herkunft mit allen neun KW-Bändern und zusätz­lichem CW-Quarzfilter, vor Jahren als für den anspruchsvollen DXer geeignet ange­priesen) ist die Signalqualität so schlecht, daß man sich sehr wohl überlegen muß, ob man ein QSO beginnen sollte. Auf dem Kachina 505 DSP, SSB-Filter auf 2,1 kHz eingestellt und Noise Reduction (Lärmwegrechnungssystem des hervorra­gend konzipierten DSP-Teils des Kachina) eingeschaltet – und VO1WET ist glasklar zu hören! Von der Gegenseite wird dem Sprachsignal Collins-Qualität bescheinigt (was älteren OMs wohl noch etwas sagt). Die maximale Signalstärke liegt mit S 7 nicht viel über dem Störpegel, doch der Ver­gleichstransceiver zeigt währenddessen einen um etwa zwei S-Stufen höheren. Konventio­nell bedienbare Transceiver neuester Bauart aus Fernost mit DSP mögen da etwas gün­stiger abschneiden, aber wohl kaum den Kachina übertreffen. Solch hervorragende Empfängereigenschaf­ten kommen durch folgendes Konzept zu­stande:
– nur zwei Zwischenfrequenzen, 75 MHz
und 40 kHz, wobei letztere direkt auf den DSP (96 dB Dynamik!) arbeitet,
– Mischer und Anpassungsverstärker in
Hochpegelausführung,
– saubere Oszillatorsignale (DDS-PLL) mit
etwa 100 dB Rauschabstand zu den Sei­tenbändern bereits in 5 kHz Abstand zum Nutzsignal (nur schwer meßbar, da die meisten Spektrumanalysatoren nicht über einen so hohen Dynamikbereich verfügen),
– Realisierung ausgesprochen steilflankiger
Filter durch entsprechende Programmie­rung des DSP (die Qualitäten dieser durch Software realisierten Filter liegen bei de­nen bester Quarzfilter),
– sehr effizientes Geräuschverminderungs-
system, ebenfalls per Software über DSP realisiert
Bild 4: Kachina-PC-Steuer­einschub in einem 5,25"-Schacht. Die Front enthält neben dem Ein­schalter lediglich die Buchsen für Mikrofon, Lautsprecher und die beiden Tasten­anschlüsse sowie zwei Leuchtdioden.
Bild 5: Im Innenleben
des Transceivers
äußert sich das pro-
fessionelle und ge-
diegene Gesamt-
konzept. Alle Leiter-
platten sind steckbar
und mehrheitlich
durch Weißblechge-
häuse abgeschirmt.
bei breitbandiger 50--Technik und groß­signalfester Bauweise gilt in der Emp­fängerentwicklung der Profis seit über 25 Jahren als der Goldweg. Der KC 505 DSP verfügt über einen Doppelbalance-Schottky­Hochstrom-Ringmischer im Eingang, der beste Anpassung auch im Sperrbereich des nachfolgenden breiten Filters garantiert.
Bild 6: Der optional erhältliche Antennen­tuner ist nicht abgeschirmt und wird per Fuzzy-Logik abgestimmt.
Fotos: Kachina (1),
Nils Schiffhauer,
DK8OK (2), DK2JB (3)
Die Beschränkung auf zwei Zwischenfre­quenzen wirkt sich überaus positiv aus, denn je „seltener“ gemischt wird, desto weniger unerwünschte Nebenprodukte entstehen. Ein Eingangs-IP3 von +30 dBm darf heute als absoluter professioneller Spitzenwert gel­ten (in Einzelexemplaren auch von Funk­amateuren realisiert). Der Kachina liegt da mit seinen typischen +18 dBm Werksangabe recht gut im Rennen. Neuere Geräte beweg­ten sich alle über +20 dBm! Jedes einzelne wird übrigens mit Meßprotokoll ausgeliefert.
Mein Testexemplar wies sogar einen Ein­gangs-IP3 von +21,5 dBm auf, nicht etwa durchs CW-Filter gemessen oder bei einge­schaltetem 20-dB-Eingangsabschwächer (der ist trotzdem nötig, wenn man in den Abend­stunden an breitbandigen Drahtantennen ar­beitet) gemessen. Für etwa 500 DM soll ein amateurband­selektives und automatisch umgeschaltetes Eingangsfilter als Zubehör angeboten wer­den, das Probleme solcher Art beseitigen dürfte. Ich habe den 505 DSP zu allen Ta­geszeiten an einer 7-Band-Vertikal R 7000 betrieben. An Antennen dieser Kategorie treten auch ohne Eingangsfilter kaum einmal Intermo­dulationsprodukte auf.
Die erste Zwischenfrequenz über der höch­sten Nutzfrequenz bei relativ grober Vor­selektion und dann Mischung auf eine nied­rige zweite ZF mit hochselektiven Filtern
Bild 7:
Die virtuelle
Frontplatte des
Kachina 505 DSP
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