Der X-i50BT ist zwar der kleinste Spross der neuen Verstärker-Reihe aus den Hause
Advance Acoustic, dafür hat er es ausstattungstechnisch faustdick hinter den Ohren.
Gallier mit Geheimnis
Stereo-Vollverstärker Advance Acoustic X-i50BT
En garde! Der französische HiFi-Hersteller Advance
Acoustic startet gerade eine Produktoffensive. Zu
dieser Audio-Attacke gehört auch eine komplette
neue Amp-Generation mit gleich vier Verstärkermodellen. Der Kleinste trumpft dabei groß auf: Der
X-i50BT bietet als einziger Bluetooth für den kabelfreien Musikgenuss. Und das ist nicht das einzige
As, dass der Amp in petto hat.
Kultur, Luxus, Savoir-vivre – diese Errungenschaften
begründen Frankreichs Ruhm. Seit etlichen Jahren
arbeiten die Gallier aber auch daran, sich einen
Ruf als HiFi-Nation aufzubauen, und Advance Acoustic arbeitet mit am guten Leumund. 1995 startete
das Unternehmen mit Lautsprechern, 2003 kam die
Elektronik hinzu, mittlerweile hat die nahe Paris ansässige HiFi-Schmiede ein Portfolio entwickelt, das
vom Lichtleiter-Kabel bis zum Mono-Endstufenblock
reicht und ein Spektrum von HiFi über Heimkino
bis zu Multimedia-Systemen abdeckt. Im klassischen
Audio-Bereich hat die Firma ein klares Ziel: In puncto Klang und Qualität will man mit renommierten
Hifi- und High-End-Marken konkurrieren, beim Preis
positioniert man sich aber in gut bezahlbaren Gefilden. Paradebeispiel ist der neue X-i50BT: Für knapp
400 Euro verspricht dieser Vollverstärker das Entrée
in die Welt der gehobenen Klangkultur.
Diese Klangkultur will natürlich auch adäquat gewandet sein, Advance Acoustic bleibt hier bei jenem
attraktiven Design, das schon die Vorgängermodelle
veredelt hat. Eine schwarze Hochglanz-Front aus
Acryl setzt insbesondere den zentralen Metall-Befehlsgeber, die darüber liegende Anzeige und den
Power-Schalter in Szene. Ein An/Ausschalter als
optisches Glanzlicht? Ja! Denn wer den X-i50BT
einschaltet, erlebt sein blaues Wunder: Den Druckknopf umgibt nun eine in Azur-Bleu strahlende
Licht-Corona, und in gleicher Weise ist der mittige
Drehgeber illuminiert. Das macht gerade in abgedunkelten Räumen mächtig Effekt und verleiht dem
Verstärker ein leicht futuristisches Flair. Dass die
Anzeige des Amps ebenfalls leuchtet, versteht sich
wohl von selbst: Mit vier blauen LED-Segmentanzeigen informiert uns der Verstärker über sein momentanes Befinden. Kleine dezente Lichtpunkte auf
der Front zeigen uns überdies an, welcher Eingang
aktuell aktiviert ist. Komplettiert wird die Vorderseite durch einen Kopfhörer-Eingang. Das ist bei einem
Einsteiger-Amp schon bemerkens- und lobenswert,
so mancher Hersteller in dieser Preisklasse hat
das einstige Standard-Feature mittlerweile eingespart. Deshalb: großes Merci! Die Kopfhörerbuchse
hat aber auch eine ästhetische Funktion: Sie stellt
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auf der Front die Symmetrie der Elemente her und
komplettiert damit die harmonische Erscheinung
des Verstärkers. Der gute Eindruck bleibt auch beim
näheren Hinsehen erhalten: Dieser Verstärker ist
tadellos gefertigt.
Der illuminierte Lautstärkeregler ist ein echtes optisches
Highlight unseres Testprobanden.
Viele Features, wenig Gewicht
Musikhören ist mit dem X-i50BT ein leichter Genuss:
Der Amp wiegt gerade mal sechs Kilogramm. Ein
Blick unter die Haube zeigt, warum: Die Schaltung
ist schlank und effizient, die Anzahl der Bauteile
ist auf das Notwendige reduziert, was ein guter,
klanglich vorteilhafter Ansatz ist; das Kühlblech ist
in seiner Dimensionierung auf die Leistungsfähigkeit
der angeschraubten Endstufen-Transistoren abgestimmt, und der Ringkerntransformator gehört mit
einem Durchmesser von rund acht Zentimetern zu
den kompakten Vertretern seiner Gattung. In Summe
ergibt das einen Amp, der eine Dauerleistung von
50 Watt an Acht-Ohm-Boxen liefern kann. Das ist
für das heimische Wohnzimmer vollkommen ausreichend, bei einer Pegel-Party kann es allerdings
schonmal eng werden. Aber dafür ist der X-i50BT
aber auch nicht gedacht, das beweist schon ein
Schaltungs-Schmankerl, das unter dem kryptischen
Namen „High BIAS“ firmiert und auf der Rückseite
mit einem Umschalter aktiviert wird. Dadurch versetzt man den Verstärker in eine andere Betriebsart.
Eigentlich arbeitet der Verstärker im Class-AB-Modus. Diese Schaltungsvariante ist sehr effektiv und
ziemlich verzerrungsarm, sie ist deshalb die meistverbreitete Schaltung. Richtig audiophil ist aber die
Class-A-Schaltung, denn sie weist so gut wie keine
Verzerrungen auf. Diese Schaltung ist aber leider
wenig effizient: Viel Energie wird als Wärme verbraten, die erzielbare Leistung ist eher klein. Mit dem
„High BIAS“-Schalter macht der X-i50BT nun beide
Schaltungsvarianten möglich: Bis ca. 8 Watt verhält
sich der Verstärker wie ein audiophiler Class-A-Amp,
seine vollen 50 Watt kann der er dann im ClassAB-Betrieb entfalten. Die „High BIAS“-Schaltung ist
seit langem ein Markenzeichen von Advance Acoustic. Wer sie aktiviert, sollte seinen Verstärker ein
wenig Platz lassen und ihm eine freie Luftzufuhr
und -abfuhr ermöglichen, denn in diesem Modus
ist die Hitzeentwicklung des Verstärkers deutlich
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Testurteil
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Mittelklasse
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Modell: Advance Acoustic X-i50BT
Produktkategorie: Stereo-Vollverstärker
Preis 399,00 Euro (UVP)
Ausführungen: schwarz
Garantie: 3 Jahre (bei Erwerb
Der Lautstärkesteller dient auch als Zugang in das Menü des
X-i50BT. Einmal drücken und schon lässt sich schnell und
durch das Menü navigieren.
größer. Der „High BIAS“-Schalter ist aber nicht das
einzige bemerkenswerte Feature dieses Verstärkers.
Wenn man den zentralen Drehgeber auf der Front
nicht dreht, sondern drückt, gelangt man in das
Funktionsmenü des Verstärkers. Neben der Auswahl
der Quelle und der Einstellung der Balance findet man die Bass- und Höhenregelung und sogar
die bei Hi-Endern geächtete, bei vielen Musikhörern
hingegen beliebte Loudness-Funktion – und gleich
danach die Möglichkeit, die komplette EqualizerSektion per Bypass zu deaktivieren und aus dem
Signalweg rauszunehmen. Das ist clever, denn so
ist der Verstärker sowohl für die Puristen als auch
für die Befürworter einer Klanganpassung attraktiv.
Bluetooth an Bord
Das nächste bemerkenswerte Feature ist die Bluetooth-Schnittstelle. Auf der Rückseite des Amps
findet sich eine Buchse, die für die mitgelieferte Antenne vorgesehen ist. Sie ist abwinkelbar und drehbar, bei der Integration des Amps in die heimische
Klangkette ist die Antenne also nicht hinderlich.
Mit dieser Bluetooth-Schnittstelle hat der X-i50BT
den größeren Modellen der neuen X-Verstärkerserie
etwas voraus, denn die anderen Amps besitzen lediglich einen Eingang für ein Bluetooth-Modul, das
man zukaufen muss. Damit kann der X-i50BT als
einziger sofort zugefunkte Files vom Smartphone
oder Tablet, Laptop oder PC wiedergeben. Die Franzosen haben hierfür einen schönen Begriff kreiert,
sie sprechen von „dematerialisierter Musik“, die der
X-i50BT verarbeitet. Und damit das sauber klingend
passiert, unterstützt das integrierte Bluetooth-Modul
den Codec aptX. Damit wird Bluetooth aufgewertet.
Die Musikübertragung über diesen Funk-Standard
galt lange als Klang-Killer, weil die ursprünglichen
Datenübertragungsraten klein waren und die Musikfiles deshalb für die Funkstrecke stark komprimiert
wurden; dieser Qualitätsverlust war früher deutlich
hörbar. Durch die Kodierung mit aptX hört sich das
nun schon anders an, die Hersteller sprechen gerne
werbewirksam von „fast CD-Qualität“, jenseits aller
Marketing-Prosa kann man attestieren: Der Codec
Sobald die Quelle „Bluetooth“ am X-i50BT gewählt ist, gibt
sich der Verstärker in der Liste der verfügbaren BluetoothSpielpartner zu erkennen. Nun genügt ein Klick, um Handy
und Verstärker zu koppeln.
Wichtig: für unseren Test haben wir den internen Equalizer des
Smartphones natürlich deaktiviert.
Wenige Sekunden später sind Quelle (hier iPhone) und X-i50BT
auch schon miteinander verbunden und die Musikwiedergabe
kann starten.
aptX bewirkt eine deutliche Klangverbesserung. Dafür muss allerdings auch der Sender – also zum
Beispiel das Smartphone – diesen Standard unterstützen. Die Verbindung mit dem Verstärker ist
dann fix eingerichtet: Bluetooth am Handy einschalten und einen Scan durchführen, schon wird der
Amp mit seinem vollen Namen angezeigt. Nun noch
„koppeln“ aktivieren – und schon bedeuten einem
die Signaltöne, das die Verbindung steht.
USB-Schnittstelle
Ist der X-i50BT mit Bluetooth seinen größeren Brüdern voraus, so gerät er mit seiner USB-Schnittstelle ins Hintertreffen: Er bietet ausschließlich eine
USB-A-Buchse, somit kann man einen MP3-Player
anschließen, nicht jedoch einen Computer oder ein
Tablet. Über die USB-Buchse lässt sich auch ein
Quellgerät (etwa ein Handy) mit Strom versorgen,
während es als analoger Zuspieler eingesetzt wird,
also als Quellgerät für einen der Audio-Line-Eingänge. Und schließlich akzeptiert diese Buchse auch
USB-Sticks. Die haben zwar gar keine Möglichkeit
zur Navigation durch die abgespeicherten Musikfiles, trotzdem funktionieren Sticks an dem Port reibungslos. Wir haben es zum Spaß mal ausprobiert:
Der Amp erkennt den Datenstift umgehend und
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spielt sofort der Reihe nach ab, was auf der obersten Ebene des Sticks abgelegt ist Großes ABER:
Über diesen USB-Eingang lassen sich nur Dateien
im MP3-Format einspeisen. Und dann ist da noch
die Sache mit der Zugänglichkeit: Auch Advance
Acoustic folgt dem Usus, diese Schnittstelle auf
der Geräterückseite zu platzieren; wer den Amp in
seinen klassischen HiFi-Turm integriert, wird diese
Buchse mitunter nicht mehr erreichen.
Analoge Ein- und Ausgänge:
Das Mysterium des „PC2“
Die schönste Überraschung des Amps sitzt hinten
links: Dieses Einstiegsmodell hat einen Phono-Eingang! Besitzer eines MM-Plattenspielers (MM steht
für Moving Magnet und bezieht sich auf das verwendete Tonabnehmersystem) dürften hier hellhörig
werden, zumal auch nicht an der Erdungsklemme
gespart wurde. Ein Phono-Eingang als erster Input
– das ist natürlich ein Statement: Advance Acoustic
richtet sich mit diesem Verstärker an die Freunde
der klassischen Klangkette. Demensprechend geht
es mit den Eingängen weiter: Es folgen CD und
Tuner sowie vier weitere analoge Line-Eingänge,
die mit AUX beschriftet sind. Und dann kommt
ein rätselhafter Input, der mit „PC2“ überschrieben
ist. PC2? Was schließt man hier an? Das sagt uns
weder die insgesamt nur bedingt aufschlussreiche
Bedienungsanleitung, die alles auf Französisch und
Englisch und manches auf Deutsch erklärt, noch die
Homepage des Herstellers oder die Seite des deutschen Vertriebs Quadral. Bei dem haben wir dann
aber mal ausdrücklich nachgefragt, was es mit dem
mysteriösen Eingang auf sich hat – die verblüffende Antwort: Es handele sich hier schlicht um einen
weiteren analogen Line-Eingang, er hätte auch einfach „Aux 5“ heißen können. Aha. Wir wissen nicht,
was die Franzosen hier geritten hat, aber um es
mal mit Obelix zu sagen: „Die spinnen, die Gallier!“
Klar, klasse und klassisch ist hingegen, was jetzt
folgt: Mit dem analogen „REC OUT“ denkt Advance
Acoustic auch an die beinharten Traditionalisten,
die hier ihr Tapedeck oder ihren MiniDisk-Recorder
als Aufnahmegerät anschließen können. Die „PRE
OUT“-Buchse daneben ist für alle gedacht, die vom
X-i50BT nur die Vorstufe nutzen möchten und sie
mit einer externe Endstufe betreiben wollen. Der
„AMP IN“ ist für den gegenteiligen Fall gedacht:
Hier schließt man einen externen Vorverstärker an,
um allein die Endstufe des X-i50BT zu verwenden.
Fehlt noch was? Natürlich – die Lautsprecherklemmen. Hier ermöglicht der X-i50BT den Anschluss
eines Lautsprecherpaares. Die Polklemmen sind
qualitativ hochwertig, es handelt sich aber um
eine etwas kompakteren Bauart, wodurch auch der
Durchmesser der Kabelaufnahme etwas kleiner ausfällt, bei sehr großen Kabelquerschnitten kann es
mitunter etwas knifflig werden, bei den meisten
Kabeln gibt es aber keine Probleme.
In dieser Preisklasse eher selten zu finden: Ein USB-Port, über
den MP3-Dateien zugespielt werden können. Als kleines Bonbon
lässt sich auch das Handy/Tablet über diese Schnittstelle laden.
Das nennt man wohl „anschlussfreudig“: Der X-i50BT bietet bis
zu acht analogen Zuspielern einen entsprechenden Eingang.
Fernbedienung, Nahbedienung
am X-i50BT
Advance Acoustic hat auch an den Komfort des
Hörers gedacht und liefert zum Verstärker eine
Fernbedienung, mit der sämtliche Funktionen des
Amps abrufbar sind. Auf diesen Befehlsgeber ist
zwar die Bezeichnung des Verstärkers aufgedruckt,
als wäre sie für ihn gemacht. In Wirklichkeit handelt
es sich aber um eine Systemfernbedienung, denn
nur das untere Tastenfeld ist dem Amp vorbehalten.
Hier ist die Zuordnung der Funktionen leider nicht
sehr glücklich gelöst: Die Knöpfe für Laut und Leise
findet man auch nach längerer Benutzungszeit nicht
intuitiv, die verwandte Mute-Funktion entdeckt man
am entgegengesetzten Ende des Tastenfelds, dazu
sind die Tasten und ihre Beschriftung sehr klein.
Schlanke Hände und scharfe Augen sind von Vorteil.
Wünschenswert wäre auch eine Taste, um den Verstärker aus der Ferne in den Standby-Modus schicken zu können. Man darf sicher nicht vergessen,
dass wir es hier mit einem Einsteiger-Verstärker
zu tun haben, aber ein höherwertiger Befehlsgeber
würde den X-i50BT deutlich aufwerten.
Wir sind deshalb schnell dazu übergegangen, den
Amp nahzubedienen. Das geht komplett mit dem
zentralen Drehgeber. Der verhält sich vorbildlich: Er
ist beim Drehen, also beim Einstellen der Lautstärke, sehr leichtgängig und sanft rastend. Beim Drücken, also beim Aufrufen der Menü-Ebenen, bietet
der Metallknopf einen schön definierten Druckpunkt.
Für den An/Aus-Schalter gilt das gleiche; beim
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Spielen mit den Knöpfen ist uns eines aufgefallen:
Der Amp kehrt jedesmal in die Lautstärke-Grundeinstellung „20“ zurück. Er merkt sich also nicht die
letzte Volumeneinstellung. Das kann man als Komfortminus werten – oder als Schutzmaßnahme: Wer
beim letzten Musikhören mit dem Amp eine Mordslautstärke gefahren hat, wird froh sein, von seiner
Klangkette nicht direkt mit einer Schock-Laustärke
konfrontiert zu werden.
Advance Acoustic legt seinem X-i50BT eine Systemfernbedienung
bei. Sehr praktisch, wenn man beispielsweise noch Besitzer eines
passenden CD-Players ist.
Der Klangtest: Force à la française
Kommen wir nun endlich zum Klang – und hier beginnt der Test mit dem Einschalten. Nach etwa fünf
Sekunden ist das Kleinkraftwerk bereit, ein sattes
mechanisches „Klack“ kündet davon, dass die Relais der Einschaltverzögerungsschaltung den Weg zu
den Lautsprechern freigegeben haben. Dreht man
die Lautstärke des Amps auf Null, wird wieder das
Relais betätigt und der Signalweg des Verstärkers
aufgetrennt, gleiches geschieht bei dem Betätigen
der Mute-Funktion. Das ist eine vorbildliche Stummschaltung. Wenn der Amp auf „Durchgang“ geschaltet ist, fällt eines auf, wenn man das Ohr in der
Nähe des Hochtöner der Boxen hat: Der Verstärker
erzeugt ein leichtes Grundrauschen, auch wenn er
auf niedriger Lautstärke gefahren wird. In etwas
größerer Entfernung und sobald die Musik einsetzt,
ist dieses Rauschen aber nicht mehr wahrnehmbar.
Dafür hört man nun Wohlklang in feiner Nuancierung und Volumenabstufung: Von 0 bis 60 reicht
nominell der Arbeitsbereich, aber die unteren Lautstärkegrade sind überaus fein differenziert; noch
bei 20 hören wir in Spätnacht-Lautstärke und bis
30 reicht die Nachbar-Schoneinstellung, aber hier
deutet sich schon an, was der Franzose kann, und
das demonstriert der Amp dann vollends ab 40 aufwärts, hier beginnt die Force à la française. Und hier
steigen wir ernsthaft in den Hörtest ein, natürlich
wieder mit der Referenz-Aufnahme „Morph The Cat“
von Donald Fagen. Sehr gut: Der kleine Verstärker
spielt überraschend groß. Er liefert genau jenen
fantastischen Bass, der diese Aufnahme berühmt
gemacht hat, und bietet auch den nötigen Schub,
selbst bei hohen Lautstärken wirkt die Wiedergabe
nicht angestrengt, der Charakter bleibt weithin unverändert. Die Veränderung nehmen wir nun selbst
vor: Wir aktivieren die Loudness-Schaltung. Ja, der
Sound klingt gerade beim leisen Hören fetter, das
ist eine verführerische Einstellung, aber irgendwann
merkt man, dass dies zu einer falschen Gewichtung der Instrumente führt; es zeigt sich weniger
bei Pop/Rock-Musik, dafür umso stärker bei Klassik
und Jazz. Also: raus damit, der Amp überzeugt uns
auch ohne diese Sound-Anfettung. Ebenso sind wir
nach einer Experimentierphase mit der Höhen- und
Bass-Regelung am Ende wieder zu einer linearen
Einstellung zurückgekehrt. Der X-i50BT ist auf ein
Tuning gar nicht angewiesen, wenn der heimische
Raum akustisch in Ordnung ist. Tendenziell liefert
der Verstärker ein eher helles und leicht analytisches Klangbild, das zeigt der Vergleich dem etwas
runder klingenden, aber auch fast viermal so teuren
Arcam FMJ A29.
Zeitloses Design, aufgeräumte Optik, umfangreiche Ausstattung.
So zeigt sich der X-i50BT in unserem Hörraum, in dem er auch
klanglich positiv zu überraschen wusste.
Am meisten waren wir natürlich auf die „High BIAS“Schaltung gespannt – was bringt sie? Wir haben
„Schlaflos“ aufgelegt, die aktuelle CD von Jennifer
Rostock. Der X-i50BT präsentiert die Sängerin aus
Usedom und ihre Band so, wie es klingen muss:
hart, lebendig und agil, trotz der rotzig-räudigen
Musik; aber auch akkurat und sehr transparent –
die Scheibe ist nämlich ziemlich gut produziert.
Trotzdem steckt in der Aufnahme reichlich eingespielter Dreck – und auch den holt der X-i50BT heraus. Doch was passiert nun mit aktiviertem „High
BIAS“? Da klingt es eigentlich genauso. Mh… Probieren wir es mal mit einem anderen Genre: Klassik.
Gerade ist von dem Pianisten Andreas Bach die
dritte Folge seiner Bartók-Edition erschienen – und
hier hört sich das Ganze schon ein wenig anders
an: Mit der BIAS-Schaltung wirkt das Klavier eine
Spur offener, auch ein wenig klarer. Bartóks perkussive Pianomusik ist durchaus eine Herausforderung,
da muss die Ansprache stimmen – nicht nur des
Flügels bei der Aufnahme, sondern auch der Klangkette bei der Wiedergabe. Und hier ist der X-i50BT
flott dabei, er bleibt auch bei den Forte-Attacken,
die Bach auf dem Klavier reitet, souverän, und trotz
der gewonnenen Klarheit geht auch die beabsichtigte Harschheit der Aufnahme nicht perdu, aber: Sie
schlägt nicht in Schärfe um. Gut so! Bei den lyrischeren Titeln wie den wunderschönen ungarischen
Volksliedern aus Csík klingt der Flügel sonor, aber
trotzdem leicht erdig – eine ehrliche Einspielung,
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In Szene gesetzt: Die hochglänzende Acryl-Front ist sauber ge-
und verarbeitet und in definiertem Abstand zum Gehäuse montiert.
aber auch eine ungeschönte Wiedergabe durch den
Amp. Als nächstes haben wir uns den BluetoothKanal vorgenommen – und werden erst einmal mit
Rauschen und Sirren verwirrt, weil wir eine FunkGrundregel missachtet haben: Ein schwaches Sendersignal sorgt für ein schlechtes Ausgangssignal.
Der Empfänger muss den schlappen Input extrem
verstärken, und das führt zum einem hohen Anteil
an hörbaren Nebengeräuschen. Man muss deshalb
das Handy als Sender laut stellen; das belastet
zwar den Akku, sorgt aber für einen deutlich besseren und störungsfreieren Sound – so klappt also
der kabelfreie Musikgenuss, wir haben es mit Mark
Knopflers Album „Privateering“ getestet, auch über
Funk klingt der Herr mit der nasalen Stimme und
der wehmütigen Gitarre ausnehmend gut. Zu guter
Letzt hat uns noch interessiert, wie sich nun der
ominöse „PC2“-Input verhält: Ja, es ist wirklich ein
analoger Line-Eingang. Was PC2 nun aber bedeutet,
bleibt wohl das Geheimnis von Advance Acoustic.
Fazit
Der X-i50BT erweist sich als formidabler Franzose:
Er ist formschön und klangstark, die nominell 50
Watt sind für den normalen Musikgenuss mehr als
genug. Mit seinen sechs analogen Line-Eingängen
und dem Phono-Input ist der X-i50BT ein klassischer Vollverstärker, mit seiner Bluetooth-Funkstrecke und der USB-Schnittstelle baut er aber eine
Brücke zur medialen Moderne. Die klanglich interessante BIAS-Schaltung und der Kopfhörer-Eingang
runden das gute Ausstattungspaket ab – und das
alles zu einem überaus günstigen Preis. Mit diesem
schlanken Amp bietet Advance Acoustic einen ausgezeichneten Einstieg in die Welt des Wohlklangs.
Chapeau!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de
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